Freitag, 21. Juli 2017

More Than A Game (Fayroll 1)

Im Vordergrund ist das verzierte Heft eines typischen Schwertes; es scheint entweder in einem Laptop zu stecken, oder aus ihm zu kommen. Im Hintergrund wird es klar, dass diese Szene auf dem Dach eines Hochhauses ist.
Was will der Autor eigentlich?

More Than A Game ist die englische Übersetzung des ersten Bandes von Fayroll, einem russischen LitRPG. Leider habe ich keine Ahnung, wohin der Autor mit seiner Geschichte wollte. Aber fangen wir von vorne an.

Ein Journalist bekommt von seinem Chef den Auftrag, einen Artikel über eines der neuen immersiven Spiele zu schreiben. In diesem Sinne wurde von dem Entwickler nicht nur ein kostenloses Abo, sondern auch die notwendige Hardware gesponsert.

Da der Journalist kaum eine andere Wahl hat, stimmt er zu und stolpert durch die ersten paar Level. Er findet Gefallen am Spiel, aber verliert darüber nicht die Realität und seine Verpflichtungen in selbiger aus dem Auge.

Innerhalb des Spiels heißt er Hagen, und während er sich vorarbeitet (er will Krieger werden), trifft er verschiedene Spieler und auch NPCs und stolpert in ein paar Umstände, die ein bisschen weit hergeholt, aber noch plausibel sind. Erst später wird die für das Genre typische Besonderheit des Hauptcharakters etabliert, als er eine versteckte Questreihe losstößt, welche innerhalb des Spiels große Auswirkungen haben kann.

Aufgrund der Beliebtheit des Spiels hat das auch in der Realität leichte Auswirkungen, mit Gerüchten etc, und unerwartetem Zuspruch für Hagens Reihe von Artikeln. Aber so richtig hat er kein Interesse an der Verfolgung dieser Questreihe, insbesondere da er den Großteil seiner Artikel schon geschrieben hat und daher keinen Grund mehr sieht weiterzuspielen.

Das ist im Prinzip das herausstechende Merkmal von More Than A Game, dass das Spiel den Hauptcharakter nicht wirklich kümmert. Er wird von PKlern getötet, aber im Prinzip zuckt er bloß mit der Schulter und spielt weiter. Er verlobt sich mit einem NPC, weil das in dem Moment die schnellste Möglichkeit ist weiterzukommen. Er tritt einem Clan bei, weil es das einfachste ist, ein paar aktuelle Probleme loszuwerden.

Woran es mir fehlt ist zusammenhängende Handlung. Hagen stolpert wie gesagt durch das Spiel ohne ein wirkliches Ziel, was aus seiner Sicht Sinn macht, er soll schließlich mehrere Artikel über das Spiel schreiben und da ist die Versuchung möglichst vieler Aspekte nachvollziehbar, aber aus meiner Sicht als Leser fehlt es einfach an etwas. Ja, es werden Faden für spätere Verwendung aufgespannt, aber die kommen in diesem Band nicht zum Zuge, es gibt einfach keinen konkreten Handlungsbogen.

“Hey, hey, hey,” I cautioned. “Like Spartacus said, let’s figure things out before we get into the arena.”
“Who said what?” asked Gorotul.“
“He was a famous tank,” summarized Gerv, giving an answer obviously informed by bitter experience talking with the half-orc.“
“Why ‘was’?” continued Gorotul.“
“They weren’t able to buff him fast enough before he got into a fight, and he was killed. They even got his account!”
“Oh, come on, that doesn’t happen.” Gorotul pressed on, “What server did he play on?”
I couldn’t help myself. “I heard of him, too. He played on the Italian server. The Roman server, to be exact.”
— More Than A Game, Kapitel 5

Ehrlichgesagt war ich versucht ähnlich wie bei The First Exoplanet einfach Teile zu überspringen, aber dafür hatte Wassilew zu viel pointierten Humor. Dass dieser aber gelegentlich auf Kosten der weiblichen Charaktere ging, und in einem Maße, welches die männlichen nicht genossen, stieß mir übel auf. Generell ist Wassilew, oder besser Hagen, sehr chauvinistisch in seinen Ansichten.

All Petrova knows are the letters on her computer, and sometimes she has problems with those. Just recently, she was looking for the ‘any’ key on her keyboard. She couldn’t find it and spent the whole morning crying.
— More Than A Game, Kapitel 1

Ein interessanter Aspekt waren die Einblicke in das russische Selbstverständnis. Ich lese quasi keine russische Literatur und kam daher nicht umher aus den Darstellungen in More Than A Game auf die generelle Wahrnehmung und das Leben in Russland zu spekulieren. Das ist definitiv ein interessanter Gedanke, zumindest in meinen Augen, was die Darstellung in solcher Genre-Literatur über die Umstände in der russischen Gesellschaft reflektiert und aussagt. Zum Beispiel gibt es nur einen Satz, in dem Hagen davon erzählt, wie er von seinem Vater ein Apartment vererbt bekommen hat, welches bereits der Großvater besaß. Es regt zum Denken an.



Während der erste Band interessant genug war, werde ich den nächsten nicht mehr lesen. Reizt mich einfach nicht.

Titel: More Than A Game

Autor: Andrey Vasilyev (englische Transkription) / Andrei Wassilew (deutsche Transkription)

Sprache: Englisch (nicht alle der russischen kulturhistorischen Anspielungen werden erklärt)

Länge: 327 Seiten, 106k Wörter

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