Donnerstag, 15. Juni 2017

The Seasoning & Serendipity (Foothold 2 und 3)

Schönes Paradies das ihr da habt, wäre eine Schande wenn dem was passieren würde.

Seufz…

Also, die Inspiration, das Schwesterschiff der Hope welches im ersten Band die Kolonisten nach Tau Ceti gebracht hatte, kommt nach einigen Jahrzehnten Verzögerung auf Serendipity an. Wieso hatte das Schiff Verspätung, und wieso flog es ins gleiche System wie die Hope? Ganz einfach. Edward Harper, seines Zeichens Industrieriese, hat über offizielle und inoffizielle Wege große Teile der Raumfahrtindustrie und Weltrauminfrastruktur unter seine Fittiche gebracht, denn er hat die Lage auf der Erde analysiert gehabt und gemerkt, er braucht einen Plan B falls wirklich alles den Bach runtergeht. Wie wir wissen ging alles den Bach runter, also hat er Plan B aktiviert und einige Ingenieure und Wissenschaftler samt EhepartnerIn, Söldner, sowie ein paar zahlenden Gäste mitgenommen.

Diese Hundertschaft kommt auf Serendipity an, und mit ihr Probleme. War die Kolonie zuvor quasi ein Paradies auf, naja, nicht Erden, aber ihr wisst was ich meine. Mit den Neuankömmlingen kam die sprichwörtliche Schlange ins Paradies. Harpers Plan war Kontrolle über die Kolonie zu erlangen, eine industrielle Basis aufzubauen, und dann zurück zur Erde zu fliegen um dort die Kontrolle zu übernehmen.
“I have no, and I mean no, wish for titles. My only interest is in uniting the human race under one leader and eliminating all the things distracting us from achieving our potential. I want, once and for all, to eliminate the pernicious influences of the families and their single-minded objective of acquiring and wielding power just for the sake of it. But I do mean to lead what remains of humanity–here, on Mars and on Earth.” 
— Edward Harper
Wieso er der Meinung ist überall die Kontrolle übernehmen zu müssen? Nun ja, weil seit Jahrhunderten einige mächtige Familien die Geschicke der Menschheit lenken die Menschheit schröpfen, und er will das beenden. An und für sich ein nobles Ziel, bloß seine Methoden und Angestellten lassen zu wünschen übrig. Vor allem Clara, seine Assistentin (und Domina), fallen da rein. Sie ist nicht glücklich, wenn sie nicht die Zügel in der Hand hält. Solange das Harper war und sie ihn an den Eiern hatte, war sie zufrieden. Die Situation auf Serendipity allerdings geht ihr arg gegen den Strich.

Und so spornt sie ein paar der moralisch bankrotten Söldner an ihren Trieben nachzugehen, mit vorhersehbaren Folgen. Harper wehrt sich und setzt alle Kolonisten fest. Die Kolonisten brechen aus und die Lage eskaliert: Carla tötet vor Augen aller Harper. Kaum sind ihre Krokodilstränen getrocknet beginnt sie weiter zu intrigieren.

Ich lasse das Mal einfach so weit stehen, aber es reicht wohl aus zu sagen, dass bis zum Ende von Serendipity alle Probleme mehr oder weniger gelöst sind.

Kommen wir zu den nach wie vor bestehenden Mängeln in den Büchern. Die Charaktere bleiben flach wie ein Brett, egal ob es nun Neben- oder Hauptcharaktere sind. Die vergewaltigenden Söldner zum Beispiel:
One of them looked at [16 year old] Joyce and smirked. “What’s your name, honey?” “Joyce.” “Joyce, huh? You know, you’re real pretty, Joyce, do you know that?” Joyce looked down, her ears burning. “Everyone says I look like my Mom.” “That figures,” a second man said, leaning back in his chair. “Your Mom’s pretty hot too. Like mother, like daughter.” 
(…) 
Jake Cooper contemplated the crowd milling about the pavilion. All this happiness made him feel ill. He thrived on human misery, and if he filled his pockets because of it, all the better.
Dann sind da die Verschwörungen; es gibt eine dynastische Plutokratie, welche die Menschheit lenkt, und Demokratie und etc. sind bloß angenehme Illusionen. Diese gleiche Verschwörung hält technologische Fortschritte zurück, bis das letzte Tröpfchen Geld aus einer aktuellen Generation von Technologie erwirtschaftet wurde. Diese Verschwörung ist auch auch nicht klein, sondern umfasst mindestens 130 Familien. Ich glaube der Autor ist sich nicht dessen bewusst, oder ausreichend im klaren darüber, dass mit der Größe einer Verschwörung deren unfreiwilliges Bekanntwerden steigt, und zwar exponentiell.

Es wird auch weiter auf der ganzen genetischen Reinheit herumgeritten, und wie jeder Kolonist im Körperbau einer griechischen Statue gleicht. Dem schließen bedenkliche Strömungen in Moralvorstellungen an. So gibt es zum Beispiel einen Charakter, der mit Tattoos und Studs übersät ist. Im Verlauf der Bücher entwickelt sie Gefühle für einen Mann und mit einem Mal fühlt sie sich nicht wohl in ihrer Haut, weil das alles ja bloß Aufbegehren gegen ihre Eltern war, und jetzt wo sie nach kaum zwei Wochen Bekanntschaft mit dem Mann ihn heiraten will, ist diese Phase vorbei und sie möchte doch natürlich lieber wieder blond und blauäugig und unverziert sein.

Wie gesagt, etwas problematisch das ganze. Glücklicherweise ist ihr Handlungsbogen besser gestaltet und sie realisiert, dass die Tattoos nur Rebellion waren, sondern auch Ausdruck ihrer Persönlichkeit, und sie bekommt neue.

Dennoch bleibt der Beigeschmack der moralischen Prüderie, und der Hochhaltung christlicher Werte. Was seltsam ist, denn bis zur Ankunft der Neuen waren alle in der Kolonie Nacktbader. Wobei, jetzt wo ich darüber nachdenke kann das natürlich eine absichtliche Parallele sein Paradies, und dem Einzug der Scham und dem Verlust der Unschuld.

Wie dem auch sei, die Kolonisten waren sich der Probleme ihrer mangelnden genetischen Diversität bewusst, und ebenso waren es die Missionsplaner, weswegen hunderte menschliche Embryonen, Eizellen und Samenzellen mit nach Tau Ceti gebracht worden waren. Allerdings wollte keiner der Kolonisten Kuckuckskinder.
When it came down to it, none of them wanted cuckoos in their nests, and there’d been an unofficial “Don’t ask, don’t tell” policy about their intentions.
Nach all dem Drama und schlechter Charakterisierung bin ich froh, dass ich durch bin. Der Autor hat gesagt, dass er plant neun Bücher insgesamt zu schreiben, und die ersten drei sind ein größtenteils geschlossener Handlungsstrang. Die nächsten werden sich mit der Situation auf der Erde (und Mars) konzentrieren, und ich vermute die werden sich mit der Suche nach den Außerirdischen beschäftigen, deren Skelette auf Serendipity gefunden worden waren.

Die Bücher werde ich aber definitiv nicht mehr lesen, nicht ohne eine herausragende Empfehlung seitens einer vertrauenswürdigen Person.



Wird leider nicht besser.

Titel: The Seasoning (Foothold Book 2) | Serendipity (Foothold Book 3)

Autor: David Ingram

Sprache: Englisch, normal

Länge: 311 Seiten (Amazon-Zählung) / 83k Wörter | 373 Seiten (Amazon-Zählung) / 101k Wörter

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