Dienstag, 27. Juni 2017

Light

 Neon-Schriftzug von Light, mit Untertitel “Sneak - Hack - Steal”

Du hast dein Gedächtnis verloren und musst entkommen.

Stell dir vor du wachst auf und erinnerst dich an nichts. Nicht wer du bist, nicht wo du bist, gar nix, Das einzige, was dir geblieben ist, sind Fähigkeiten, die mehr oder weniger jeder Mensch hat, wie Fortbewegung, Sehen, Lesen, und so weiter.

Natürlich schaust du dich um und stellst fest, dass du anscheinend an einer Studie teilgenommen hast, und einer der Nebeneffekte ist kurzzeitiger Gedächtnisverlust. Ich sage ‘anscheinend’, weil du wenig später Schnipsel findest, die behaupten, dass du das bisher einzige Subjekt warst, das überlebt hat.

Den Rest des Spiels geht es darum herauszufinden, was hier eigentlich los ist, wer du bist, und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zur bringen.

Ich hatte Light schon seit einiger Zeit auf dem Kieker und jetzt gerade war es für bloß einen Euro über Steam zu bekommen, da habe ich dann auch nicht nein gesagt. Das Spiel wird quasi ausschließlich über WASD gespielt, und man steuert sich aus der Vogelperspektive.

Wie auf den Screenshots zu sehen ist, ist das Design eher minimalistisch gehalten. Türen müssen geöffnet, Terminals gehackt und Wachen aus dem Weg gegangen werden. Der Knackpunkt ist dabei letzteres. Alle Wachen haben Sichtbereiche und patrouillieren entlang bestimmter Strecken. Sie drehen sich dabei nicht stets in der gleichen Richtung um, was das Vorbeilaufen an ihnen nicht so einfach gestaltet.

Man kann zwar die Wachen umbringen, aber das Fehlen von Wachen wird relativ schnell gemerkt und die restlichen Wachen durchkämmen dann das Gebiet nach einem. Dummerweise kann man sich nicht verstecken oder dergleichen, bestenfalls verkleiden, und selbst das täuscht die Wachen bloß aus der Ferne.

Tja, sehr viel mehr kann ich auch nicht sagen. Die Spieldauer ist sehr kurz, man kann das Spiel problemlos innerhalb einer Stunde und weniger durchspielen. Es gibt einen gewissen Wiederspielwert, weil am Ende jedes Levels ein Bewertung erfolgt, aber vermutlich wirst du häufig genug scheitern, dass du zumindest am Anfang keinen Bock auf mehrmaliges Spielen hast.
Komischerweise war der Text stellenweise ein bisschen holprig formuliert, da
s hätte besser sein können.



Sehr schnell vorbei, und allzu mehr als den Euro wäre es mir aufgrund dessen nicht wert.

Titel: Light

Entwickler: Just A Pixel

Genre: 2D, Stealth/Schleichen

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch

System: PC, Mac

PS: Ich habe die Screenshots von der Steam-Seite, aber das Spiel sieht wirklich so aus.

Freitag, 23. Juni 2017

The Trapped Mind Project (Emerilia 1)

Wir sind virtuell, und das VRMMO ist die Realität

Ich lese in letzter Zeit recht viel LitRPG lese… hm, ich denke ich sollte dazu mal einen Eintrag schreiben. Egal, da ich in letzter Zeit viel LitRPG lese, war ich von dem Cover und der Prämisse bei The Trapped Mind Project angetan. Leider entwickelte es sich nicht wie erhofft.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der die Vorgeschichte beschreibt: Menschen ware im Weltraum mit Raumschiffen, hatten mehrere Systeme besiedelt, etc, als sie über das Jukal-Imperium stolperten. Natürlich kam es zum Krieg, und die Menschheit war massiv unterlegen. Dank des unerwarteten Erfindungsreichtums der Menschen kam jemand auf die Idee für das Emerilia-Projekt, welches kurzgesagt den Erfindungsreichtum und die Ruchlosigkeit von Menschen in Bahnen lenken sollte.

Da Menschen diese Eigenschaften insbesondere im Rahmen von Spielen zeigten, kam es dazu, dass Menschen in einer virtuellen Realität aufwuchsen (à la Matrix), und innerhalb dieser die Möglichkeit gegeben wurde, in ein Virtuelle Realität MMO einzutauchen. Anstatt mehrerer geschachtelter Realität ist gewährt dieses MMO Zugriff auf einen Avatar in der echten Realität.

Die Jukal haben die Kontrolle über Emerilia, und Menschen denken der Planet ist ein Online-Rollenspiel. Die Gegner sind extra herangezüchtete Kreaturen, und die üblichen DLC-Gebiete und Erweiterungen sind in Wirklichkeit Portale auf Planeten anderer Spezies. Mit anderen Worten, Menschen machen die Eroberungsfeldzüge der Jukal.

Soweit der Hintergrund. Der Hauptcharakter ist CEO des Marktführer im Asteroidenbergbau, und anstatt des für Spieler üblichen Grinds benutzt er Emerilia zur Entspannung. Er baut sich ein Haus – manuell, ohne Geld oder Einsatz von Bots – schließt Freundschaften mit den NPCs und NPC-Fraktionen, etc. Da das ‘Spiel’ wiederholte Tätigkeiten gleichermaßen belohnt wie Leveln durch Erfahrungspunkte steigen seine Statuswerte weit über Proportion seines Charakterlevels. Beispielsweise hätte ein Level 40 260 verteilte Statuspunkte; der Hauptcharakter hat 248 Punkte, und er ist Level 3. Dafür hat er sich aber auch manuell abgerackert, d.h. Bäume geschleppt, Ton gebrannt, und so weiter.

Magie, Interface, und all der typische Rollenspielklimbim werden übrigens durch Nanobots und dergleichen erklärt. Nicht, dass das eine zufriedenstellend Erklärung ist, aber es die Einzige, die wir bekommen.

Nun denn, Kritikpunkte!

Mir hat der Humor gefallen, wenn er denn vorhanden war. Zu schade, dass er sich größtenteils in den Beschreibungen der Fähigkeiten niederschlug, und nur minimal in der Handlung selbst vorhanden war.
New Passive Skill: Trading Who knew? Those meetings weren’t for nothing. Whether you’re selling asteroids or buying a trowel, it’s always better to get it cheaper. At higher levels, you could sell air to a cloud.
(…)
New Active Skill: Surveyor You are a creature of the land; you look upon it and its secrets become facts to you. Sometimes.
(…)
New Active Skill: Herb Lore Stop and look at the pretty flowers once in a while. Who knows— sometimes you can use them to make a real fire, or whiskey!
(…)
New Active Skill: Two Handed Swords? Bah, you’re an AXEMAN, DUDE! Shit’s not just for cutting down trees. With much-needed training, you might be able to wield the damn thing a bit better than a simple woodcutter. Some people like shield with their blade or to hit with a big-ass something (making up for something, I’d say). You like two weapons for extra slice and dice. Not the safest way to go about things, but fuck if it don’t look BAD ASS. You do, bro.
Wie man sieht, ist die steuernde Intelligenz sich nicht zu schade, den Charakter zu triezen; meine Vermutung ist, dass das ein Hinweis und Ansatzpunkt für spätere Handlungsstränge ist.

Unerklärt bleibt auch, wie Emerilia es schafft Energie zum Rest des Jukal-Imperiums zu exportieren. Das ist zugegebenermaßen bloß ein Hintergrunddetail, aber in meinen Augen symptomatisch für Probleme in der Gestaltung der Welt. Es gibt weitere derartige Kleinigkeiten, die sich in der Maße mir zumindest als störend erwiesen. Zum Beispiel sind die NPC-Fraktionen sich über die Spieler bewusst, über deren Wiederbelebung nach dem Tod (d.h. Respawn), und theoretisch über die zyklische Natur ihres Auftauchens. Aufgrund der gleichmütigen Einstellung der Spieler sind die Fraktions-NPCs Spielern gegenüber misstrauisch und in gewissen Maße argwöhnisch, denn sie stürzen sich in für NPCs tödliche Situationen ohne mit der Wimper zu zucken. Das ist natürlich nachvollziehbar, aus der Sicht der Spieler ist es nichts besonderes, mehrere Tode in Kauf zu nehmen um ein besonders wünschenswertes Stück Beute zu erlangen. Für die NPCs hingegen ist der Nekromant unterm Hügel eine echte Bedrohung, eine deren Konfrontation die meisten nicht überleben würden. Die geringschätzende Einstellung von Spielern gegenüber selbigen stößt zwangsläufig übel auf.

Der Hauptcharakter, Dave, hat wiederum kaum Probleme mit den NPCs Freundschaft zu schließen, insbesondere nachdem aufgrund seiner Einstellung – harte, körperliche Arbeit, sich nicht auf Leveln ausruhen, gleichwertiges Auftreten – ihren Respekt gewonnen hat. Es wäre interessant zu sehen, wie sich dies weiterentwickelt, und es werden mehrere Handlungsstränge in diese Richtung angefangen, aber dann macht der Autor einen Schwenk in die typische ‘Hauptcharakter ist besonders’-Richtung. Dave hat das Interesse des Systemadministrators geweckt, der innerhalb der Machtverteilung des Jukal-Imperiums eher eine untergeordnete Rolle spielt. Er möchte die ‘Reinheit’ von Emerilia wieder herstellen, und eine Wertschätzung der NPCs, oder zumindest jener, die menschenähnliche Level von Bewusstsein haben.

Das Magiesystem ist an sich interessant, bloß macht es unter der Prämisse, dass es Realität ist, weniger Sinn. Man kann Zaubersprüche etc verwenden, um Dinge herzustellen, aber das braucht Mana. Und je mehr man mit einer Sache vertraut ist, desto weniger Mana braucht man. Mit anderen Worten, die magische Herstellung einer Streitaxt durch einen Laien kostet viel Mana, und durch einen Schmied wenig, hat bessere Eigenschaften, und hält länger. Mit anderen Worten, Dave wird für seinen handwerklichen Ansatz belohnt.

Eine der größten vertanen Gelegenheiten im Buch ist die im Prolog ausführlich ausgebreitete Vorgeschichte und der Hintergrund von Emerilia. Es wäre wesentlich fesselnder gewesen, wenn Dave das im Verlauf mehrere Bände Stück für Stück herausgefunden hätte, anstatt es direkt im ersten haarklein erklärt zu bekommen.

Angefangen hatte ich ursprünglich The Trapped Mind Project, weil die Idee eines Rollenspielers, der sich einfach bloß ein Haus bauen und mit dem Rollenspielen und Leveln und Grinden nichts zu tun haben will, verlockend fand und neugierig war, wohin der Autor das Szenario führen würde.

Leider fiel das allzu bald in den Hintergrund. Es ist noch vorhanden, aber nicht in dem Maße, wie ich es mir wünschen würde. Epische Bedrohungen erwachen, NPCs und Spieler finden Interesse am Hauptcharakter, und Dave wird eine tragende Rolle im ganzen spielen. Das ist nicht überraschend, der Autor muss sich schließlich am Hauptcharakter entlanghangeln, sonst wäre es ja nicht der Hauptcharakter, aber… *seufz*, es muss ja nicht so sein wie es hier durchgeführt wurde.

Etwa bei dem Punkt habe ich aufgehört zu lesen. Es juckt mich nicht mehr, was weiter passieren wird, denn es sind ausgetretene Pfade. Die romantische Rolle wird von der ersten Elfin eingenommen, mit der Dave mehr als zwei Worte wechselt, und auch dass ist eher Randgeplätscher.

Übrigens besteht das erste Buch aus zwei Bänden, wovon ich bloß den ersten gelesen habe. Der Großteil der Erzählung erfolgt aus der Ich-Perspektive, aber im Laufe der Handlung gibt es Abschnitte und Kapitel aus der Sicht von anderen Charakteren, auf allen Seiten des dräuenden Konflikts.



Enttäuschende Umsetzung einer vielversprechenden Idee.

Titel: The Trapped Mind Project (Emerilia 1)

Autor: Michael Chatfield

Sprache: Englisch (einfach-normal, Rollenspiel-Elemente)

Länge: 502 Seiten (Amazon-Zählung), 160k Wörter

Donnerstag, 15. Juni 2017

The Seasoning & Serendipity (Foothold 2 und 3)

Schönes Paradies das ihr da habt, wäre eine Schande wenn dem was passieren würde.

Seufz…

Also, die Inspiration, das Schwesterschiff der Hope welches im ersten Band die Kolonisten nach Tau Ceti gebracht hatte, kommt nach einigen Jahrzehnten Verzögerung auf Serendipity an. Wieso hatte das Schiff Verspätung, und wieso flog es ins gleiche System wie die Hope? Ganz einfach. Edward Harper, seines Zeichens Industrieriese, hat über offizielle und inoffizielle Wege große Teile der Raumfahrtindustrie und Weltrauminfrastruktur unter seine Fittiche gebracht, denn er hat die Lage auf der Erde analysiert gehabt und gemerkt, er braucht einen Plan B falls wirklich alles den Bach runtergeht. Wie wir wissen ging alles den Bach runter, also hat er Plan B aktiviert und einige Ingenieure und Wissenschaftler samt EhepartnerIn, Söldner, sowie ein paar zahlenden Gäste mitgenommen.

Diese Hundertschaft kommt auf Serendipity an, und mit ihr Probleme. War die Kolonie zuvor quasi ein Paradies auf, naja, nicht Erden, aber ihr wisst was ich meine. Mit den Neuankömmlingen kam die sprichwörtliche Schlange ins Paradies. Harpers Plan war Kontrolle über die Kolonie zu erlangen, eine industrielle Basis aufzubauen, und dann zurück zur Erde zu fliegen um dort die Kontrolle zu übernehmen.
“I have no, and I mean no, wish for titles. My only interest is in uniting the human race under one leader and eliminating all the things distracting us from achieving our potential. I want, once and for all, to eliminate the pernicious influences of the families and their single-minded objective of acquiring and wielding power just for the sake of it. But I do mean to lead what remains of humanity–here, on Mars and on Earth.” 
— Edward Harper
Wieso er der Meinung ist überall die Kontrolle übernehmen zu müssen? Nun ja, weil seit Jahrhunderten einige mächtige Familien die Geschicke der Menschheit lenken die Menschheit schröpfen, und er will das beenden. An und für sich ein nobles Ziel, bloß seine Methoden und Angestellten lassen zu wünschen übrig. Vor allem Clara, seine Assistentin (und Domina), fallen da rein. Sie ist nicht glücklich, wenn sie nicht die Zügel in der Hand hält. Solange das Harper war und sie ihn an den Eiern hatte, war sie zufrieden. Die Situation auf Serendipity allerdings geht ihr arg gegen den Strich.

Und so spornt sie ein paar der moralisch bankrotten Söldner an ihren Trieben nachzugehen, mit vorhersehbaren Folgen. Harper wehrt sich und setzt alle Kolonisten fest. Die Kolonisten brechen aus und die Lage eskaliert: Carla tötet vor Augen aller Harper. Kaum sind ihre Krokodilstränen getrocknet beginnt sie weiter zu intrigieren.

Ich lasse das Mal einfach so weit stehen, aber es reicht wohl aus zu sagen, dass bis zum Ende von Serendipity alle Probleme mehr oder weniger gelöst sind.

Kommen wir zu den nach wie vor bestehenden Mängeln in den Büchern. Die Charaktere bleiben flach wie ein Brett, egal ob es nun Neben- oder Hauptcharaktere sind. Die vergewaltigenden Söldner zum Beispiel:
One of them looked at [16 year old] Joyce and smirked. “What’s your name, honey?” “Joyce.” “Joyce, huh? You know, you’re real pretty, Joyce, do you know that?” Joyce looked down, her ears burning. “Everyone says I look like my Mom.” “That figures,” a second man said, leaning back in his chair. “Your Mom’s pretty hot too. Like mother, like daughter.” 
(…) 
Jake Cooper contemplated the crowd milling about the pavilion. All this happiness made him feel ill. He thrived on human misery, and if he filled his pockets because of it, all the better.
Dann sind da die Verschwörungen; es gibt eine dynastische Plutokratie, welche die Menschheit lenkt, und Demokratie und etc. sind bloß angenehme Illusionen. Diese gleiche Verschwörung hält technologische Fortschritte zurück, bis das letzte Tröpfchen Geld aus einer aktuellen Generation von Technologie erwirtschaftet wurde. Diese Verschwörung ist auch auch nicht klein, sondern umfasst mindestens 130 Familien. Ich glaube der Autor ist sich nicht dessen bewusst, oder ausreichend im klaren darüber, dass mit der Größe einer Verschwörung deren unfreiwilliges Bekanntwerden steigt, und zwar exponentiell.

Es wird auch weiter auf der ganzen genetischen Reinheit herumgeritten, und wie jeder Kolonist im Körperbau einer griechischen Statue gleicht. Dem schließen bedenkliche Strömungen in Moralvorstellungen an. So gibt es zum Beispiel einen Charakter, der mit Tattoos und Studs übersät ist. Im Verlauf der Bücher entwickelt sie Gefühle für einen Mann und mit einem Mal fühlt sie sich nicht wohl in ihrer Haut, weil das alles ja bloß Aufbegehren gegen ihre Eltern war, und jetzt wo sie nach kaum zwei Wochen Bekanntschaft mit dem Mann ihn heiraten will, ist diese Phase vorbei und sie möchte doch natürlich lieber wieder blond und blauäugig und unverziert sein.

Wie gesagt, etwas problematisch das ganze. Glücklicherweise ist ihr Handlungsbogen besser gestaltet und sie realisiert, dass die Tattoos nur Rebellion waren, sondern auch Ausdruck ihrer Persönlichkeit, und sie bekommt neue.

Dennoch bleibt der Beigeschmack der moralischen Prüderie, und der Hochhaltung christlicher Werte. Was seltsam ist, denn bis zur Ankunft der Neuen waren alle in der Kolonie Nacktbader. Wobei, jetzt wo ich darüber nachdenke kann das natürlich eine absichtliche Parallele sein Paradies, und dem Einzug der Scham und dem Verlust der Unschuld.

Wie dem auch sei, die Kolonisten waren sich der Probleme ihrer mangelnden genetischen Diversität bewusst, und ebenso waren es die Missionsplaner, weswegen hunderte menschliche Embryonen, Eizellen und Samenzellen mit nach Tau Ceti gebracht worden waren. Allerdings wollte keiner der Kolonisten Kuckuckskinder.
When it came down to it, none of them wanted cuckoos in their nests, and there’d been an unofficial “Don’t ask, don’t tell” policy about their intentions.
Nach all dem Drama und schlechter Charakterisierung bin ich froh, dass ich durch bin. Der Autor hat gesagt, dass er plant neun Bücher insgesamt zu schreiben, und die ersten drei sind ein größtenteils geschlossener Handlungsstrang. Die nächsten werden sich mit der Situation auf der Erde (und Mars) konzentrieren, und ich vermute die werden sich mit der Suche nach den Außerirdischen beschäftigen, deren Skelette auf Serendipity gefunden worden waren.

Die Bücher werde ich aber definitiv nicht mehr lesen, nicht ohne eine herausragende Empfehlung seitens einer vertrauenswürdigen Person.



Wird leider nicht besser.

Titel: The Seasoning (Foothold Book 2) | Serendipity (Foothold Book 3)

Autor: David Ingram

Sprache: Englisch, normal

Länge: 311 Seiten (Amazon-Zählung) / 83k Wörter | 373 Seiten (Amazon-Zählung) / 101k Wörter

Sonntag, 11. Juni 2017

Foothold

Neubesiedlung leicht gemacht.

Der Roman erzählt größtenteils aus der Sicht von David die Reise und Besiedlung eines Planeten in Tau Ceti, einem Sternsystem über 11 Lichtjahre von der Erde. Geschickt werden 8 Kolonisten, die über jahrelange Kleinarbeit aus einem riesigen Pool ausgewählt worden waren, um psychologisch und genetisch kompatibel zu sein. Denn eines der Hauptziele der Hope ist die Besiedlung bzw. Kolonialisierung eines unbewohnten Planeten.

Die Geschichte beginnt damit, dass David an und für sich der Ersatzmannschaft zugehörig ist, aber der Kapitän der Hope durch medizinische Komplikationen nicht mehr zum Flug zugelassen ist. Das bringt eine starke Dynamik ins Spiel, denn die Mannschaft ist bereits in Beziehungen untereinander, was explizit gefördert wurde. Mit dem Austausch des Kapitäns musste zwei Leute eine schwere Entscheidung treffen: David musste seine Partnerin, die 'Liebe seines Lebens' zurücklassen um mitzufliegen; und Grace, die Partnering des Käptn’s, musste sich entscheiden lieber mitzufliegen als der Liebe ihres Lebens zu folgen und auf der Erde zu bleiben.

Leider wird diese Dynamik nicht wirklich vertieft. Sie kommt zwar zur Sprache, aber nicht in einem befriedigenden Maße.

Der Flug nach Tau Ceti verläuft birgt einige Probleme, aber auch die werden überwunden, und die Besiedlung des neugetauften Planeten Serendipity ("Glücklicher Zufall") beginnt mit einer günstig gelegenen Lavaröhre.

Einer der ferneren Handlungsstränge beschäftigt sich mit der Situation auf der Erde, die im Verlauf der Reise zunehmend verschlechtert, bis bei Ankunft der Hope gar keine Nachrichten mehr von zuhause kommen. Dies ist nur bedingt der Lage zu schulden, denn ein Industriemagnat hat die über die Jahre Kontrolle über das große Teile der Weltrauminfrastruktur sowie das Schwesterschiff Inspiration erlangt. Er betrachtet das Schiff als eine Rettungskapsel für sich und ausgewählte andere, um dem drohenden und schließlich eintretenden Atomkrieg auf der Erde zu entkommen.

Nun, soweit zu Handlung.

Was mich stört sind die mitschwingenden Untertöne. Die Erzählung hebt immer wieder die genetische Reinheit der Kolonisten hervor. Es ist nachvollziehbar, dass man keine rezessiven Erbkrankheiten mitbringen will, aber das ist nach ein, zwei Erwähnungen klar. Problematischer wird das ganze durch die immer wiederkehrende Betonung der Schönheit und Perfektheit der Mannschaft. Es stößt mir nicht gut auf. Und dann wäre da noch der Sex. Okay, sie sind alle um die 30, da hat man viel, aber das wäre ein Thema wo ich mit der Erwähnung zufrieden gewesen wäre ohne eine Beschreibung des Vorspiels zu erhalten. Glücklicherweise bleibt es immer dabei und ist nach maximal einer Seite abgeschlossen.

Darüber hinaus sind die Charaktere alle etwas flach. Sie haben ihre Motivationen, sicherlich, aber als Personen sind sie alle sehr zweidimensional und charakterisiert durch einige wenige, hervorstechende Charaktermerkmale.
Da Ingram zudem merklich stereotype bedient… es macht das ganze ein bisschen lustlos.

Dann wäre da noch die wissenschaftliche Seite.

Die Reise wird überhaupt nur möglich durch quantenblablalangweilig. Wissenschaftler haben eine Methode gefunden, in bestimmten Bereichen Zeit quasi einzufrieren. Stasis. Schön, kann ich akzeptieren.

Dann fliegt das Schiff mit etwa 100.000 km/s, oder 1/3 Lichtgeschwindigkeit. Jedes Gramm Staub, welches dem Raumschiff im Weg ist, würde einschlagen mit der Energie von 22 Kilotonnen TNT. Nur so zur Relation. Es wird übrigens nichts von Schilden oder Panzerung diesbezüglich erwähnt. Gegen kosmische Strahlung, klar, aber nicht gegen interstellaren Fliegendreck.

Positiv hingegen war, dass es kein reaktionsfreier Antrieb war, d.h. es wurde Treibstoff beschleunigt. Ein bisschen wie eine Rakete, bloß um Größenordnungen effizienter.

Da die Hope einen brauchbaren, aber leblosen Planeten gefunden hatte, muss der natürlich auch bepflanzt werden. Die Atmosphäre hat 17% CO2, also nicht zu atmen. Luftdruck und Schwerkraft sind aber angenehm, und die Temperaturen zwischen 50° und 5°C, mit anderen Worten tropisch. Die Terraformung wird auch recht schnell in Angriff genommen, und schreitet in meinen Augen in einem wahnwitzigen Tempo voran. Aber was weiß ich, ich bin bloß Biologe.

Foothold ist offensichtlich Science-Fiction, soviel ist klar, aber technisch betrachtet ist es relativ hart. Relativ ist hier der Knackpunkt natürlich. Die Stasisfelder sind nicht zu Ende gedacht—wenn man reinsehen kann, dann müssten die Insassen theoretisch innerhalb des Sekundenbruchteils ihrer Stade gebacken werden, durch die ganze akkumulierende Strahlung. Die Geschwindigkeit des Raumschiffes ist zu hoch, selbst wenn man theoretische Antriebe wie den im Buch verwendeten Fusionsantrieb verwendet. Die Terraformung ist rasend schnell.

Aber ich kann nachvollziehen, dass so eine Geschichte natürlich interessanter und fesselnder ist, als hunderte Jahre warten zu müssen.



Im großen und ganzen lesbar, aber ein bisschen flach durch die Charaktere.

Titel: Foothold: The Story of Mankind’s First Expedition to the Stars

Autor: Dennis Ingram

Sprache: Englisch, normal

Länge: 357 Seiten (Amazon-Zählung) / 92k Wörter

Ich habe übrigens den zweiten Band aus der Reihe, The Seasoning, schon gelesen und mache mich gleich an den dritten, der den ersten Handlungsbogen abschließen soll. Mal schauen.