Montag, 30. Dezember 2013

Saint Young Men

Jesus liest zufrieden ein Magazin im Zug und knabbert an einem Mikado; Buddha sitzt neben ihm
Jesus und Buddha in einer Kaschemme in Japan

Buddha und Jesus sind ziemlich gute Kumpels, beste sogar könnte man sagen, und eines Tages entscheiden sie sich dafür, einen Urlaub inkognito auf der Erde zu machen.

Doch bereits als sie sich ein Zimmer in dem kleinen Apartmentskomplex Matsuda Heights nehmen wollen, geraten sie an ein paar Schwierigkeit, denn die Vermieterin ist etwas… strenger. Und nicht gerade erpicht auf diese beiden offensichtlichen ausländischen und etwas seltsamen Gäste.



Buddha im Vordergrund, er richtet die im Zimmer hängende, trocknende Wäsche aus; Jesus im Hintergrund am Laptop
Viel zu sagen zu Saint Young Men kann ich gar nicht, denn die Handlung besteht immer aus mehr oder weniger kurzen, in sich geschlossenen Geschichten. Der Humor leitet sich direkt aus diesen und aus dem Charakter von Buddha und Jesus ab. Buddha muss beispielsweise aufpassen, dass er nichts zu tugendhaftes sagt, denn ansonsten tritt sein Heiligenschein vor und blendet alle. Im Gegenzug kommt es bei Jesus gelegentlich vor, dass er aus Versehen Wunder wirkt, wenn er lacht.

Der Stil ist etwas skizzenartiger gehalten, was bei einem Anime etwas seltsam wirkt, während die Farbgebung an Wasserfarben erinnert.



Mir hat er gut gefallen und ich würde gerne mehr als die zwei Folgen sehen.

Titel: Saint Young Men

Länge: 2 Folgen, insgesamt 40 Minuten

Sprache: Japanisch (Deutsch nur als Fansub)

Samstag, 28. Dezember 2013

Der Mohnblumenberg

Plakat: Shun fährt auf dem Rad, Umi mit zur Seite auf dem Gepäckträger
Geschwisterliebe…

1963. Japan befindet sich mitten in seinem Wirtschaftswunder, der Koreakrieg liegt hinter in der Vergangenheit und die Olympiade in Tokio in der nahen Zukunft. Das Clubhaus der Konan-Mittelschule, obwohl strotzend vor Charmé, mangelt es ihm doch an baulicher Integrität und Sauberkeit, weswegen sein Abriss für einen Neubau droht.

Die vierzehnjährige Umi umsorgt ihre Familie, nachdem der Familienvater vor Jahren auf dem Meer umkam und ihre Mutter zur Zeit in den USA unterrichtet. Nichtsdestotrotz macht sie morgens und abends essen und ist den Tag über in der Schule.

Shun ist im Literaturclub und eine der Führungspersonen für die ganzen Clubs. Umi wird auf ihn aber erst aufmerksam, als er bei in einer Protestaktion vom Hausdach in den daneben liegenden Tümpel springt. Genauso wie die anderen Schüler in den diversen Clubs des Hauses hängt sein Herz an dem Clubhaus und an dem, was es repräsentiert.

Umi und Shun vorm FischverkäuferMit ihrer Hilfe um den Erhalt des Clubhauses entwickelt sich Stück für Stück zwischen Umi und Shun etwas, das mit Freundschaft beginnt und zu Zuneigung führt. Doch als Umi ihm ein Bild ihres Vaters zeigt, der Shun verblüffend ähnlich sieht, zieht sich Shun zurück. Was Umi unbegreiflich ist, ist für Shun nur logisch, denn er weiß, dass seine Eltern ihn zwar lieben, aber auch dass er bei ihnen abgegeben wurde…



Waren die letzten Filme vom japanischen Animationsstudio Ghibli mit fantastischen Elementen durchsetzt, so reiht sich Der Mohnblumenberg eher in die Tradition einiger voriger Werke (Stimme des Herzens, Tränen der Erinnerung). Die vertrauten Elemente von Magie fehlen und auch die epischen Hintergründe sind allein schon aufgrund des Handlungsortes, einer Küstenstadt in der Nähe Tokios, nicht ganz so episch wie man es kennt.

Die Handlung selbst ist nicht so kinderfreundlich, wie man dem typischen Vorurteil vor Trickfilmen vermuten lassen würde. Im wesentlichen folgt der Verlauf der Entwicklung um Umi und Shun und wie üblich verrate ich nicht wie es ausgeht.

Die Musik ist unaufdringlich, es gibt aber fünf oder sechs Gesangsphasen unterschiedlicher Länge, die dafür gut in die Handlung eingebunden sein – ein leises vor sich her singen beim Kochen, oder ein Chorlied um die Lehrer abzulenken.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Film etwas für ein älteres Publikum ist, die auch in den vierzigern bis sechzigern aufgewachsen sind, aber ansonsten…



Mir hat er gut genug gefallen, aber es war kein Reißer.

Titel: Der Mohnblumenberg

Regie: Gorō Miyazaki

Länge: 92 Minuten

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Im Hintergrund: Eine zugefrorene Trauerweide. Im Vordergrund v.l.n.r.: hellblonde Elsa im Eiskleid, dunkelblonder Kristoff in Winterkluft, Schneemann Olaf auf Rentier Sven, erdbeerblonde Anna in nicht so winterfester Kluft, brünetter Prinz Hans in Gardeuniform
Eine Eiskönigin mit zwei starken weiblichen Charakteren.
Und Musik.

Elsa und Anna sind Prinzessinnen von Arendelle, einem skandinavisch angehauchten Küstenkönigreich. Elsa ist von Geburt an mit der Eiszauberei gesegnet und je älter sie wird, desto größer werden ihre Kräfte. Für die beiden besten Freundinnen ist das aber unwichtig, bis Anna bei einer ihrer Spielereien verletzt wird. Aus Angst vor sich und um ihre Familie zieht Elsa sich zurück und lässt nichts und niemand mehr an sich heran.

Erst Jahre später, als ihre Krönung ansteht, traut sich Elsa ein wenig aus dem Schloss heraus um ihre Verantwortung wahrzunehmen. Anna unterdessen ist völlig aus dem Häuschen, dass die Schlosstore zumindest für einen Tag wieder geöffnet werden. Hals über Kopf verliebt sie sich dabei in den für die Krönungsfeierlichkeiten angereisten Prinz Hans – und er in sie.

Aufgeregt will sie ihre frisch gekrönten Schwester um ihren Segen für die Hochzeit bitten, aber diese lehnt ab. Als Anna sie zur Rede stellen will, verliert Elsa die Kontrolle über ihre Zauberkräfte und, erschrocken vor der Reaktion der Gäste, flieht zum Nordberg, wo sie sich zur Feier und in Akzeptanz ihrer Kräfte einen Eispalast erschafft.

Der während Elsas stürmischer Flucht schlagartig eingebrochene Winter sowie ihre Schwesterliebe treibt Anna dazu, fürs Erste Prinz Hans die Amtsgeschäfte zu übertragen und sich um die frierende Bevölkerung zu kümmern, während sie selbst sich aufmacht ihre Schwester zurück zu holen, zu ihrem eigenen Wohl, aus Liebe, und um den plötzlichen Winter zu beenden.

Unterwegs "überredet" sie Kristoff und sein Rentier Sven dazu, sie zum Nordberg zu führen.



Disneys neustes Filmwerk orientiert sich nur ganz lose an Hans Christian Andersens Vorlage und arbeitet sich selber an dem Stoff ab. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn die Geschichte steht für sich selbst auch ganz gut.

Der Stil erinnert an den vorigen Film Rapunzel, und wie bei diesem wurde auch bei der Eiskönigin viel Wert auf die Ausgestaltung der Welt gelegt. Die Gebäude sind in sich schlüssig, die Charaktere aufeinander abgestimmt, auch wenn die Welt aus einem erwartungsgemäßen Mischmasch von Einflüssen besteht.

Im Gegensatz zu den letzten Disneyfilmen ist die Eiskönigin dieses Mal wieder mit mehreren, in die Handlung eingeflochtenen Liedern wieder ein halbes Musical. Im Gegensatz zum König der Löwen allerdings ist diesmal die charakterliche Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Elsa und Anna wichtiger und die üblichen Spaßcharaktere kommen zwar zu Gute, fallen aber recht schnell in Nebenrollen und im Finale quasi vollkommen weg.

Gut Gefallen haben mir gewisse Wendungen. Die Eiskönigin ist nach wie vor ein Disneyfilm mit dem zu erwartenden Handlungsbogen, aber es gab Stellen die haben sich doch recht angenehm anders entwickelt als ich es erwartet hatte.

Nicht gut gefallen hat mir das Charakterdesign, das mir zu… verzweifelt niedlich war, insbesondere bei Elsa und Anna. Dafür waren die Stimmen seht gut besetzt, was insbesondere für die Gesangsrollen wichtig war, allen voran Elsa. Wenn ich an ihr Lied (siehe Abschlusskommentar weiter unten) denke, klingen mir bei unterschiedlichen Teilen das Original und die Adaption im Ohr.

Das 3D ist übrigens gut, aber nicht zwingend notwendig. Im Vorfilm, gehalten im Stil von den Micky Maus Kurzfilmen aus der Frühzeit von Disney, allerdings…



Mir hat er gut gefallen. Und ich habe wieder Ohrwürmer.

Titel: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Regie: Chris Buck, Jennifer Lee

Länge: 101 Minuten



Abschlusskommentare:

Nachdem Elsa flieht und ihren Palast wie Dr. Manhattan (aus Watchmen) aus dem Boden stampft, singt sie dabei. Es gibt aber eine meiner Meinung nach bedeutende Unterscheidung in ihrem Liedtext im Original und auf Deutsch. Sie singt nämlich "The cold didn't bother me anyway", (die Kälte störte mich eh nie) im Original, auf Deutsch aber "die Kälte ist jetzt ein Teil von mir". Ich interpretiere das so, dass sie im Englischen so tut als würde sie die Kälte akzeptieren, während sie es im Deutschen wirklich tut.

Und noch was anderes: Als Elsa am Ende ihres Liedes auf den Palastbalkon tritt, schwingt sie die Hüften als würde sie ihre Gelenke ausrenken wollen. Von dem massiv übertriebenen Schwung abgesehen kann man das problemlos so interpretieren, dass ihr Wandel zum Bösen bzw. zur Kälte sie ihre Sexualität akzeptieren lässt. Oder Selbstfindung macht sexy?

Und ich hoffe, dass diese dummen Untertitel "Neu verföhnt" bzw. "Völlig unverfroren" nicht einen schlechten Trend bei den Übersetzern setzen und Wortspiele in den Titel gezwängt werden…

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Sakana

Jiro läuft vor einer Welle aus Wasser und Fisch davon
Ein Fischmarkt und sein drumherum

Jiro ist 22 Jahre alt und Kassierer in der Verkaufsbude seines Onkels auf demXXX Fischmarkt in Tokio, während sein Bruder Taro als …enthusiastischer Fisch-Schlachter im Hinterzimmer die Waren für den Verkauf vorbereitet.

Jiro öffnet in dem Loch verängstigt die Augen, als beinahe ein Donutmaskottchen auf ihn fiel.Die Brüder wohnen zusammen mit dem hühnenhaften Taisei, der nicht nur Jiros bester Freund seit überhaupt ist, sondern zudem noch ein äußert talentierter Verkaufsmann (Salaryman). Dessen Tage bestehen üblicherweise aus Verkaufen, und abends trinken und feiern.

Der vierte, und vor allem unfreiwillige, im Bunde ist Yuudai, dessen positiven Gefühle sich ausschließlich auf seine Katze konzentrieren und der alles anderes inbrünstig verachtet. Er arbeitet zusammen mit Jiro und Taro in der Fischbude.

Jiro hat sich bereits seit zwei Jahren in die Kassiererin gegenüber verguckt, ist aber überaus schüchtern und kennt daher noch nicht mal ihren Namen. Als er auf sie auf Drängen seines Bruders anspricht, kann er nur nach Wechselgeld stammeln und bekommt dieses. Und mit der Quittung auch unausgesprochen ihre Telefonnummer…



Yuudai liegt auf der Couch mit seiner Katze und macht sich GedankenDie Handlung von Sakana wäre schnell erzählt, denn es sind nicht großartige Erklärungen nötig. Es gibt keine Action, keine Raumschiffe oder Schießereien, und selbst die Romantik ist nicht der Kapitän dieses Webcomics. Nein, Sakana erzählt einfach nur Geschichten von Jiro und Taro, Taisei und Yuudai und noch einem Dutzend anderer Charaktere, die alle auf ihren eigenen Beinen stehen. Man hat an ihren alltäglichen Leben teil, und der Stil…

…Kurzgesagt – wunderbar.
Lang gesagt: XXX zeichnet immer monochrom, und fast immer in Schwarz-Weiß (erinnert mich an da Sam and Fuzzy). Charaktere und Hintergründe haben quasi keine Graustufen. Die Charaktere werden immer besser erkennbar und die bei manchen Zeichnern typische "Ein Gesicht, andere Frisur/Kleidung bedeutet anderer Charakter"-Eigenart ist hier nicht mal im Ansatz zu erkennen.

Die Hintergründe sind ausschweifend im Aufbau einer Szene und im Anschluss je nach Bedeutung für das Panel vorhanden und aufwendig gezeichnet oder erst gar nicht vorhanden.



Mir hat der Webcomic erschreckend gut gefallen und ich würde den gerne als Manga oder so lesen.

Titel: Sakana (URL: http://sakana.smackjeeves.com/)
 
Autor: Madeline Rupert

Länge: 10 Kapitel á 20-30 Strips

Sprache: Englisch, einfach bis mittel

Status: laufend / auf Eis

Ein Überblick über die verschiedenen Charaktere, leichte Spoiler.

Dienstag, 10. Dezember 2013

String Theory

Dr. Schtein im Vordergrund mit boshaftem Lächeln, im Hintergrund ein Flammenmeer
Der katastrophale Aufstieg zum Superschurken-Superstar

Dr. Herville Schtein ist nicht gerade vom Glück geplagt. Nach seinem Abschluss in Quantenphysik mit 19 arbeitet er seit 15 Jahren an diversen streng geheimen Regierungsprojekten in einem unterirdischen Labor. Zusammen mit seiner Mysophobie (Angst vor Krankheitserregern) und aufreibenden Art ist er nicht gerade beliebt. Und seine Augen sind Rot auf Schwarz, aber na ja, Arbeitsunfälle eben.

Delia Osgood ist die frische nach ihrem Abschluss angestellte Assistentin von Dr. Schtein – seine 15 innerhalb von 5 Jahren. Das derzeitige Projekt unter seiner Führung soll Teleportation ermöglichen, aber nach Jahren kommt Schtein nicht weiter. Dr. Langstrom, Erzrivale und in einem Konkurrenzprojekt, macht Fortschritte und biedert bei Delia an.

Sowohl aus romantischem Interesse als auch aus Prinzip kann Schtein das nicht ertragen und sabotiert Langstroms Projekt, was zu einer Explosion und mehreren Toten führt, unter ihnen sein Erzrivale Dr. Langstrom, aber auch sein Chef/Ersatzvater.

Legal für tot befunden wird Schtein in ein Gefängnis inmitten einer radioaktiven Einöde gebracht, dessen Vorsteherin Langstroms nach Rache sinnende Schwester ist…



Die Welt von String Theory ist eine interessante. Obwohl die "Gegenwart" im Jahr 2057 angesiedelt ist, verlief der kalte Krieg anders als bei uns. Die Kubakrise verlief nicht glimpflich, Chicago ist ein von Pilzen überwuchertes Ödland und übernationale Unternehmen scheinen im kapitalistischen Block mehr Macht als Regierungen zu haben.

In gewisser Weise wirkt es ein bisschen wie die Welt von Fall Out, mit den Wertvorstellungen der 1950er aber einer seltsamen und abschweifenden Zukunft.
Man kann das auch gut am Zeichenstil festmachen, der anfangs wirklich nah am Fall Out Boy angesiedelt ist, sich aber recht schnell findet und weiter entwickelt; die Hintergründe wandeln von "angedeutet" zu "opulent", die Charaktere werden noch individueller, ohne zu Überzeichnungen zu verkommen.

Dr. Schtein, einmal in Kittel und einmal in HäftlingskleidungAllgemein wird eine Menge Raum auf die Etablierung der Welt und Charaktere gelegt, so dass die Handlung für manch einen langsam vorkommen mag, mir aber gefällt das ziemlich gut, gerade weil dadurch die Charakterisierung sehr gut gelingt.Dabei scheut sich Grundy auch nicht davor, erwachsene Themen wie Drogenmissbrauch und -abhängigkeit zu thematisieren. Also nicht für Kinder geeignet, bloß weil es ein Comic ist.

Und so schauen wir zu, wie Schtein vom arroganten Wissenschaftler zu etwas anderem, böserem wandelt…



Ziemlich gut gefallen, vom Stil, von der Handlung, irgendwie von allem…

Titel: String Theory (URL: stringtheorycomic.com)

Autor: Dirk Grundy

Länge: 240 (42 Schwarz-Weiß, danach farbig)

Sprache: Englisch, Mittel, in wenigen (nahezu irrelevanten) Teilen Deutsch

Status: Laufend, eine Seite wöchentlich


Sonntag, 8. Dezember 2013

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2


Animalisches Essen greift (nicht) an!

Kaum ist Flint Lockwood die Entschärfung seiner Wasser-zu-Nahrung-Maschine FLDSMDFR gelungen, plant er zusammen mit seinen Freunden und Familie ein neues Labor für sich zum Erfinden. Als sein Idol, Chester V, allerdings in Swallow Falls auftaucht, ist Flint wie aus dem Häuschen. Um so mehr als Chester nicht nur eine Restaurierung der von Nahrung überschwemmten Heimatinsel sondern auch noch eine Umsiedlung der Einwohner für die Dauer eben selbiger anbietet. Als dann auch noch die Anstellung unter seinem Idol hinzukommt, schlägt Flint unter Zustimmung seiner Freunde ein.

In San Franjose angekommen, macht sich Flint sogleich ans Erfinden, bekommt aber nicht die halbjährlich verliehene Auszeichnung der besten Erfindung und blamiert sich zudem noch zutiefst.

In Swallow Falls entwickelt sich die Situation derweil anders als erwartet: Flints Maschine ist nicht so zerstört wie erwartet, sondern ihre Programm hat sich geändert und statt Nahrung erschafft sie jetzt "Naschtiere".

Chester V's Restaurationsteam ist auf diese natürlich nicht vorbereitet und wird angegriffen und ausgelöscht und nun liegt es bei Flint (und seinen Freunden) in ihre verwandelte Heimat Swallow Falls zurückzukehren und den FLDSMDFR endgültig abzuschalten.



Die Fortsetzung des ersten Teils von Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen setzt zeitlich quasi direkt an diesen an und eine gewisse charakterliche Entwicklung wird durch einen sechsmonatigen Zeitsprung innerhalb des Films ermöglicht. Sam und Flint sind ein Paar und das Ökosystem hatte Zeit sich zu entwickeln.

Und was für ein Ökosystem! Es gibt Frittantula (Spinnenartiger Riesenhunger), Schrimpansen (Affenartige Schrimps), Wassermelefanten (Wassermelone + Elefant) und allerhand andere Wortspiele aus Essen und Tieren, welche die Insel bevölkern und scheinbar in Eintracht leben.

Während des Films kamen mir unwillkürlich Jurassic-Park-Ausschnitte in den Sinn, insbesondere in der Szene, in der die Gruppe einen Ausblick auf das Ökosystem hat, welches sich dort entwickelte, die stark an eine ähnliche Szene mit Brachiosauriern im ersten Teil erinnerte, während die sonstige Thematik sich mit dem zweiten überschneidet. Es mag zum Teil an der opulenten Musik gelegen haben, die solche Szenen dramatisch unterstrich.

Im Gegenzug gibt die durchdesignten, bösen, profitorientierten Firmen und allerhand weitere Klischees, die aber alle so wunderbar umgesetzt sind, dass einem das Herz aufgeht. Zum Beispiel Earl, der männlichste Polizist, riss mich immer wieder vom Hocker.. Im Original und ersten Teil wurde er übrigens von Mr. T gesprochen!

Die Synchronisation ist gelungen, eine prominente Rolle wird beispielsweise von Ilke Bessin, bekannt als Cindy aus Marzahn, gesprochen, während im Gegenzug Sam neu besetzt wurde. Ihre Stimme missfiel mir irgendwie.

Und obwohl der Film nicht von den gleichen Leuten gedreht wurde wie der erste Teil, waren sie beim zweiten zumindest die Produzenten. 3D ergab übrigens keinen Mehrwert.



Hat mir ziemlich gut gefallen, gelungene Fortsetzung.

Titel: Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2

Regie: Cody Cameron, Kris Pearn

Länge: 95 Minuten

Freitag, 6. Dezember 2013

Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele

Nahaufnahme der linken Seite von Katniss' Gesicht, im Vordergrund blutbefleckte Blätter
Gladiatorenspiele in dystopischem Regime

Es ist einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte nach unserer Zeit und Nordamerika wurde von Kriegen und Naturkatastrophen heimgesucht. Aus dieser Welt ist Panem hervorgegangen, eine diktatorische Nation. Von Kapitol, der Hauptstadt aus, unterdrückt das Regime die Bevölkerung und beutet sie aus. Als diese aufbegehrte, wurde die Rebellion grausam niedergeschlagen und ein ganzer Distrikt ausgelöscht. Als Mahnung und Erinnerung werden nun seit 74 Jahren jedes Jahr aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen zwischen 12 und 18 ausgelost, die als Tribut alle in einer Arena Gladiatoren gleich gegeneinander kämpfen und sich gegenseitig töten müssen, denn nur der letzte Tribut gewinnt. Dies sind die Hungerspiele.

Obgleich nominell ein Tribut für die Rebellion vor einem dreiviertel Jahrhundert, geht mit dem Sieg in den Hungerspielen zugleich Vorteile in den Zuteilungen für die Distrikte einher, die bei weitem nicht autark sind sondern alle auf bestimmte Bereiche spezialisiert sind. So gibt es in manchen Distrikten auch Karrieros, die auf ihre Teilnahme in den Spielen trainieren, sei es um den Bonus oder die Ehre im Siegesfall zu erlangen.

Katniss fällt mit ihren 16 Jahren in das auslosbare Alter und lebt in Distrikt 12, dem heruntergekommensten und ärmsten Distrikt. Zusammen mit ihrer Mutter und kleinen Schwester kommt die Familie nur über die Runden dank Katniss' illegalem Jagen und Sammeln außerhalb der Distriktgrenzen, ein Vergehen auf das Tod und schlimmeres steht.

Als ihre Schwester Prim als weiblicher Tribut für den Distrikt ausgelost wird, kann Katniss das nicht zulassen und übernimmt freiwillig ihren Platz. Zusammen mit Peeta, dem gleichaltrigen Bäckerssohn, reist Katniss nach Kapitol zur Vorbereitung und Interviews sowie die anschließenden Spiele. Durch Glück, Können und Talent legen Katniss und Peeta eine beeindruckende Vorstellung im Auftakt zu den Spielen hin, doch die Spiele selbst sind etwas vollkommen anderes.

Alle Tribute starten von der gleichen Plattform aus, in deren Mitte ein übergroßes Füllhorn voll Ausrüstung und Nahrung liegt. Katniss ist durch ihr tägliches Jagen gut mit Pfeil und Bogen, aber wird sie auch ohne überleben können?



Ein Brosche die einen goldenen, fliegenden Vogel mit Pfeil im Schnabel zeigt, der Vogel dreht sich halb um
Ich gebe zu die englische Version, The Hunger Games, gelesen zu haben statt der deutschen, aber spontan fällt mir auf, dass es keine schwierig zu übersetzenden Passagen oder Referenzen gibt, so dass es ich für die deutschen Begriffe Wikipedia als Quelle genommen habe.

Problemlos lassen sich Parallelen zwischen den Tributen und dem japanischen Battle Royal ziehen, denn bei beiden kämpfen Jugendliche gegeneinander um Leben und Tod unter massiver medialer Aufmerksamkeit und Interesse sowie Einflussnahme. Allerdings sind sie aus dem emotionalen Aspekt nicht so ohne weiteres vergleichbar, denn in Battle Royal war es eine Schulklasse, die vermutlich bereits soziale Bande geschlossen hatte, während in Tribute die Spieler sich größtenteils nicht kennen, von den Karrieros abgesehen.

Von diesem Aspekt abgesehen, zeichnet Tribute eine interessante Welt auf. Der Autorin Suzanne Collins wurde im Schreiben klar, dass das geplante Finale der Spiele eine Reaktion innerhalb der Welt nach sich ziehen würde und entschied sich daher für eine Trilogie, statt von der Konzeption her die Geschichte darauf auszulegen.

Es gibt auch einen romantischen Plot zwischen Katniss und Peeta, der aber sehr gut in das Konzept der Hungerspiele eingebunden wurde, weshalb ich darauf nicht weiter eingegangen bin.

Das Englisch ist übrigens gut lesbar und ohne großschweifige Konstruktionen oder Konzepte, so dass bei Interesse oder zum Lernen sich die Originalversion anbietet.



Interessante Welt, aber größtenteils vorhersehbar

Titel: Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Original: The Hunger Games)

Autor: Suzanne Collins

Länge: 414 Seiten (Original: 374 Seiten)

Sprache: Deutsch, Englisch (Einfach bis Mittel)

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Drewford

Eine anthropomorphizierte, auf dem Bauch liegende Ente schiebt mit einem Finger panisch den schiefen ersten Buchstaben gerade
Heteroente mit Homobruder

Drewford Duck ist eine erfolgreicher Macher von typischen 30-Sekunden Werbeblöcken im Fernsehen, aber mit seinem Job nicht zufrieden. Er wechselt in den Bereich Infomercials, die halbstündigen Werbeblöcke im Spätnachtsprogramm. Während dessen zieht sein zehn Jahre jüngerer Bruder Ormlu bei ihm ein. Die zutiefstchristliche Mutter und ihre Verachtung für ihren homosexuellen Jüngsten mag etwas damit zu tun haben.

Drewford beweist seine Silberzunge
Drewford ist im Gegensatz dazu ihre liebstes Kind, denn nicht nur ist er heterosexuell, er hat auch keinerlei romantischen/sexuellen Erfolg. Die Personen, an denen er Interesse hat, finden ihn abstoßend und er hat sowas wie ein Anti-Flirt-Talent.

Ormlu hingegen ist mehr oder weniger das Gegenteil und schläft sich durch die halbe Stadt, unabhängig von seinem Beziehungsstatus. Seine Drogenprobleme könnten etwas damit zu tun haben. Drewford unterdessen hat zwar Erfolg im Job, hasst ihn aber mehr oder weniger, sein Boss ist sein früherer Rivale dem alles zuflog und Gott hat ihn auf dem Kieker. Das ist kein Scherz, Gott hat ein Experiment gestartet: Er mischt sich nicht in das Leben von Drewford ein, außer durch Kleinigkeiten. Aber Gott ist hier auch ein Arsch, von daher…



Wie
Gott beweist, dass er ein Arsch ist.
so der zweite Absatz so verwirrt formuliert ist? Weil sich der Autor mitten im Comic für einen Retcon (retroactive continuity, rückwirkende Geschichtsänderung) entschieden, die Drewford homosexuell werden ließ. Während die Begründung des Autors gut ist, kann ich die Verwendung des Retcons dennoch nicht gutheißen.

Davon abgesehen… war's das im wesentlichen mit der Handlung. Es geht bei weitem nicht nur um Sexualität und Schwulenkultur, sondern auch um den Büroalltag von Drew oder um die Lächerlichkeit der Werbeindustrie im allgemeinen. Der Webcomic wird vor allem von den Charakteren und ihren Interaktionen getragen.



Im wesentlichen meh.

Titel: Drewford (URL: http://drewfordcomic.com)

Autor: Damon Xanthopoulos

Länge: 400+ Comics, komplett Schwarz-weiß

Sprache: Englisch, Mittel

Status: Laufend, 2x je Woche

Montag, 2. Dezember 2013

eXistenZ

Großaufnahme eines männlichen Gesichtes von einer Seite beleuchtet, mit vaguen fließenden Formen überlegt
Wenn das Spiel nicht von der Realität zu unterscheiden ist…

Allegra Geller ist eine geniale und in Spielerkreisen legendäre Softwareentwicklerin und hat die letzten paar Jahre mit der Entwicklung von dem eXistenZ verbracht, einem heiß erwarteten Computerspiel. Über seinen Bioport, eine Schnittstelle Hirn-Computer-Schnittstelle, schließt man sich an die Spielekonsole an und wird in eine Welt geleitet, die in einem Grad der Realität gleicht, der bisher unerreicht blieb.

Ted Pikul ist bloß ein kleiner Angestellter der Firma, die eXistenZ vertreiben wird, und daher als Kontrolleur eingesetzt. Er überprüft, ob die verschiedenen geladenen Pressevertreter für die erste öffentliche Vorführung sauber sind und keine Aufnahmegeräte oder Waffen dabei haben.

Bloß als Allegra die geladenen Vertreter in eine Sitzung eXistenZ führt, zückt einer der Zuschauer eine Waffe und schießt auf gezielt Allegra und anschließend auf umstehende Personen. Ted rettet die Spieleentwicklerin und flieht mit ihr, nachdem er dem Angreifer die biologische Waffe abgerungen hat.

Auf der Flucht erzählt Ted Allegra von sich und die beiden kommen sich näher, aber Allegra macht sich Sorgen um ihre Konsole, auf der die einzige Masterkopie von eXistenZ liegt. Die plötzliche Unterbrechung der Spielsitzung ist dem biologischen System nicht bekommen und kann nur virtuell von innen behoben werden. Äußerst widerwillig lässt sich Ted einen Bioport illegal installieren und sie beginnen zusammen eXistenZ zu spielen.

Beide sind auf einem Markt und Ted bewundert die Textur und den Grad an Realismus des Spiels. Sie kaufen sich dort kleinere Variationen der ihnen bekannten Konsolen, nachdem sie mit ein paar NPCs (Nicht-Spieler-Charakteren) interagiert haben. Sie Stellen fest, dass sie mitunter zu Handlungen gezwungen werden, die für die weitere Entwicklung des Spielverlaufs notwendig sind. In einer stillen Ecke beginnen Allegra und Ted dann das Spiel im Spiel.

Ted wacht in einer südasiatischen Fabrik auf, in der er aus genetisch modifizierten Tieren Bauteile für biologische Konsolen schneidet, während Allegra an einer anderen Arbeitsstation diese Teile reinigt und für einen Zusammenbau zu Spielkonsolen vorbereitet, die wie die eXistenZ-Konsole aussehen…



Verwirrt? Beim Schauen von eXistenZ hilft es auf jeden Fall, bei einem Spielebenenwechsel sich zu sagen, in welcher Ebene sie gerade alle sind, beginnend mit der nullten Ebene, eXistenZ, als Realität.

Der Film spricht interessante Aspekte an, besonders die Realitätsunterscheidung, wenn sich die Virtualität nicht mehr ohne weiteres von der Realität unterscheiden lässt. Eine bestimmende und beängstigende Szene ist als Ted und Allegra eine Ebene zurück gehen und Ted sich nicht sicher ist, ob sie noch im Spiel sind.

Zartbeseitete Gemüter mögen dem Film nicht zu nahe kommen, denn aufgrund von den verwendeten Mitteln – Biotechnolgie, biologische Waffen, etc. – kommt es zu blutigen Szenen, zumal bei den Gewaltszenen auch nicht gerade die Kamera weggedreht wird.

Philosophisch betrachtet fühlte ich mich an das Höhlengleichnis von Platon erinnert: Man sieht nur die Schatten von Figuren an die Wand einer Höhle projiziert, die Originale, welche die Schatten werfen, sieht man aber nicht. Bloß wenn die Schatten genauso aussehen wie die Originale, wie kann man sie dann unterscheiden?

Interessante Gegenspieler im Kino gab es für die Veröffentlichung von eXistenZ: Dark City, Matrix und The Thirteenth Floor – Bist du was du denkst?, welche alle in einem verhältnismäßig nahen Zeitfenster erschienen und ähnliche Thematiken behandelten. Den interessierten Leser würde vielleicht noch Simulacron-3 von Phillip K. Dick gefallen, der die Vorlage für 13th Floor bildete.



Ein brauchbar guter, aber manchmal verwirrender Film.

Titel: eXistenZ

Regie: David Cronenberg

Länge: 97 Minuten