Samstag, 7. April 2012

Verblendung

Stieg Larsson begann 2005 mit der Veröffentlichung der Millennium-Reihe, eine Reihe von Kriminalromanen im weitesten Sinne, starb aber kurz nach dem dritten Buch. Die Millennium-Trilogie wurde ein Bombenerfolg und ziemlich schnell auch verfilmt. Da Hollywood eine Allergie gegen erfolgreiche Filme aus dem Ausland hat, wurde jetzt der erste Film, Verblendung, mit amerikanischer Besetzung neu gedreht.

Hauptcharakter ist Mikael Blomkvist, Journalist für das titelgebende Magazin Millennium. Nachdem er einen umfassenden Artikel gegen eine große schwedische Firma veröffentlicht hat, wurde er der Verleumdung angeklagt und für schuldig befunden. Es wird aber schnell klar, dass das nicht an der Wahrheit sondern Anwälten und journalistischer Integrität liegt. Mikael entgeht zwar einer Gefängnisstrafe, wird aber finanziell ruiniert.

Da bekommt er unerwartet ein Angebot. Er soll einen knapp vierzig Jahre zurückliegenden Tod innerhalb einer Industriellenfamilie aufklären unter dem Deckmantel, für seinen Auftraggeber Henrik Vanger die Memoiren zu schreiben. Dazu zieht er ins Gästehaus am Familiensitz und macht sich an die Arbeit.

Relativ schnell stellt sich heraus, dass er alleine nicht weiterkommt, und so macht er sich auf die Suche nach einem Assistenten. Lisbeth Salander, die für Vanger eine Akte über Mikael anfertigte, wird diese Assistentin.

Lisbeth ist eine Person mit Vergangenheit. Dank ihrer gewaltgeprägten Vergangenheit steht sie unter staatlicher Vormundschaft und hat einen sehr aufrauenden und die Sozialnorm abweisenden Charakter. Technisch hoch versiert hatte sie sich in Mikaels Computer gehackt und mittels dieser Informationen das Dossier verfasst.

Mit ihrer Hilfe kommt Mikael weiter und entdeckt und ermittelt Spuren, die auf den Grund für Harriets Tod vor vierzig Jahren hinweisen. Anscheinend kam sie einem Mörder innerhalb ihrer Familie auf die Schliche, einem Judenmörder...

Damit will ich es auch jetzt was den Inhalt angeht belassen, schließlich wollt ihr den Film ja noch selbst sehen. Sehr überrascht hat mich direkt der Vorspann, der wirklich recht künstlerisch ist. Es wird relativ schnell in die Handlung eingestiegen und die Charaktere werden teilweise erst in Handlung gezeigt, ehe man Verknüpfungen schließen kann.

Im Vergleich zu den schwedischen Filmen sind die Figuren etwas anders charakterisiert - Lisbeth beispielsweise ist hier nicht so unsozial, Mikael etwas familiärer, solche Sachen halt. Leider kann ich nichts zu den Romanen sagen, da ich diese nicht gelesen habe, aber anscheinend gab es wie bei jeder Literaturumsetzungen einige inhaltliche Abstriche zu machen, um den Film trotzdem noch in einem brauchbaren Zeitrahmen zu halten, und die Charaktere nicht durch Nebencharaktere zu überblenden.

Alles in allem merkt man dem Film an, dass er aus Hollywood und nicht aus Schweden kommt, er ist schneller geschnitten und auch actionreicher, wobei es aber keineswegs ein Actionfilm ist.

Titel: Verblendung

Regisseur: David Fincher

Länge: 2:50 Stunden

Donnerstag, 5. April 2012

Ben-To

Supermark: Blauschopf und Blondchen springen im Vordergrund auf ein reduziertes Bento, während im Hintergrund Satou von Blondschopfs Fuss erwischt wurde und Hana abgeschlagen auch auf das Bento zuläuft

Kampfsport um vergünstigte Lebensmittel

Ben-To ist na ja, ein etwas seltsamer Shonen-Anime.

Die Prämisse ist: Es gibt eine Szene, die sich abends kurz vor Ladenschluss aus ihren Schatten traut. Sie betrachten sich selbst als Wölfe, und die reduzierten Bentos zum Ladenschluss als ihre Beute. Um an sie zu kommen, prügeln sie sich, mit gewissen Regeln.

Doch beginnen wir wie der Urknall: Am Anfang.

Yō Satou ist ein Highschoolschüler (hey, es ist ein Anime, das sollte nicht überraschen) und wacht mit Blessuren und blutig im Supermarkt auf. Was er da wollte? Das weiß er nicht, aber er hat Hunger, und anscheinend sind alle normalen und reduzierten Bentos ausverkauft.

Draußen sieht er ein stilles Mädel ihm etwas durch das Schaufenster sagen, sie ist aber schnell verschwunden. Da wir von einem 15jährigen Jungen reden, macht er sich natürlich so seine Gedanken, das Blut gerät in Wallungen und er klappt aufgrund dadurch stärker blutender Wunden ab. Der Krankenwagen transportiert ihn ab und am nächsten Tag macht er sich vom Krankenhaus auf den Schulweg.

Dort trifft er auf Hana, die weiß was im Supermarkt passiert ist, aber nicht damit rausrückt.

Wie sich herausstelt, geht das Mädel vom Supermarkt auf seine Schule in eine Klasse über ihm, und rät Satou nicht mehr zum Supermarkt zu kommen.

Natürlich geht unser Protagonist am Abend dann zum Supermarkt, begleitet von Hana, und als er dort reduzierte Bentos sieht, will er sich eins schnappen und BEWUSSTLOSIGKEIT!

Aber diesmal mit Flashback, denn nun weiß Satou, was am Abend davor geschah. Er lernte Hana kennen, wollte sich ein Halbpreisbento schnappen und wurde somit Opfer der „Eishexe“, eben dem Mädel, und anderen Leuten die sich um diese reduzierten Bentos prügeln.

In der Szene nennen sie sich Wölfe, und die Eishexe ist in ihrem Gebiet die stärkste. Da sie außerdem noch die Präsidentin des „Clubs der Liebhaber von Halbpreisessen“ ist, weiht sie die beiden nach einem (zugegeben erzwungenen) Clubbeitritt ein.

Im Prinzip ist das der Hintergrund dieses Animes. Ja, es ist absurd, aber das kommt mit dem Medium, denke ich. Ben-To basiert auf einer Reihe von Light Novels, die ich nicht gelesen habe, also kann ich nichts dazu sagen, wie nah sie dem Original sind.

Den Rest der Serie werden wir in die Welt der Wölfe eingeführt, was die Supermarktangestellten davon wissen und halten, es kommen noch ein paar wiederkehrende Mitstreiter und Widersacher hinzu und im wesentlichen ist es sehr unterhaltsam.

Satou bekommt bald den Kampfnamen „Perverser“, was ihm gar nicht gefällt, es tauchen rivalisierende Gruppen (Rudel?) auf, und ganz allgemein ist es eine recht leichte Serie, die zwar Kämpfen als Thema hat, sich aber nicht nicht zu sehr damit aufhält (wie Dragonball Z oder Naruto als Negativbeispiele). Zum Ende hin kommt natürlich der Handlungstumor, aber das ist ja nichts unerwartetes.

Angenehm fand ich, dass die Eishexe zwar in das Reischema fällt (blassblaue Haare, scheinbar rote Augen, emotionslos) fällt, aber es nicht ausfüllt. Sen, so ihr richtiger Name, hat eine zur Norm etwas verquere Denkstruktur, aber ist für Satou und Hana sowohl Mentor als auch eine Art große Schwester, die sich um sie sorgt und kümmert und ansonsten eine sehr entspannte Haltung an den Tag legt.

Ich muss echt japanisch lernen, wenn solch absurde Szenarien als Anime umgesetzt werden, will ich wirklich wissen, was mir sonst noch an Light Novels entgeht...

Titel: Ben-To

Länge: 12 Folgen je 23 Minuten

Sprache: Japanisch, Deutsch

Montag, 2. April 2012

Chuck

Soso, CIA und NSA, beides US-Außengeheimdienste, haben sich also mal zusammenraufen können und eine experimentelle, gemeinsame Datenbank geschaffen. Zu schade, dass sie geklaut wurde.

Chuck ist Angestellter beim Buymore (Walmart in Grün) in der Technikerecke und sein Job ist die AUfsicht über die Knalltüten (seine Kollegen) und Computer zu reparieren. Er wohnt (wieder) bei seiner Schwester und ihrem Freund, beide Ärzte. Was nicht sofort klar wird, Chuck wurde in seinem letzten Semester in Stanford zwangsexmatrikuliert, nachdem unter seinem Bett Prüfungsergebnisse gefunden wurden.

Das bringt uns zu Bryce, seinem Mitbewohner und laut Chuck Schuldigen an seinem Rauswurf, denn letzterer hätte es gar nicht nötig gehabt, seine Noten aufzubessern. Als Chuck also fünf Jahre später eine Email von seinem ehemaligen besten Freund/Erzfeind bekommt, ist er erst verwirrt, dann sieht er Bild und kippt anschließend um.

Anscheinend ist Bryce Geheimagent und die Mail enthielt die verschlüsselte, experimentelle und gemeinsame Datenbank von CIA und NSA, den Intersect. Der Clou: sie befindet sich jetzt in Chuck.

Weder CIA noch NSA wollen ihre gemeinsamen Bemühungen in den Sand gesetzt sehen, mal zu schweigen von der Gefahr, welche diese Datenbank in den falschen Händen (oder Köpfen) darstellen könnte, und setzen daher jeweils einen Undercoveragenten auf Chuck an: Casey, Veteran des Golf- und diverser Drogenkriege und jetzt neuer Mitarbeiter des Buymore, sowie Sarah, Infiltratorin und neuerdings Joghurtverkäuferin nebenan.

Es wird recht schnell klar, dass der ahnungslose Chuck keinen freien Zugriff auf die Informationen in seinem Kopf hat und nur bei bestimmten Reizen „Geistesblitze“ bekommt und dann kurzfristig auf relevantes Zugreifen kann. Im Prinzip läuft also darauf hinaus, dass Chuck durch Nachrichten oder sowas einen Geistesblitz bekommt, einen Schurken erkennt und dann Casey und Sarah handeln.

Bloß Chuck... nun, für ihn ist das teilweise ein Abenteuer – diese Welt der Spionage, die offensichtlichen Schurken, die Action, die Spannung, all das fasziniert ihn um Längen mehr als der Buymore es je könnte. Und als fast-Stanford-Absolvent ist es klar, dass Chuck in seinem Job stark unterfordert ist.

Soweit zum Inhalt.

Der Reiz der Serie stammt aber eher von der Interaktion und dem Humor der Charaktere, denn Chuck und sein bester Freund Morgan sind kolossale Nerds/Geeks (wählt ein Wort, welches euch zusagt), haben zu Halloween ein Shai-Hulud-Kostüm, Casey ist ein grummeliger Patriot, Sarah ist eine schlagfertige Schönheit, Chucks Schwester Elli war für ihn quasi eine Ersatzmutter, ihr Freund trägt zurecht den Spitznamen Käpt'n Abgefahren (Captain Awesome), und es macht einfach Spaß dem ganzen zuzuschauen.

Chuck weiß, dass er sein Leben im Buymore verschwendet, und es reibt ihn innerlich auf, da ist Bryce' unvermutetes Vermächtnis ein Segen. Sarah ist noch nicht lange genug im Agentenbusiness um ihr Gewissen geschliffen zu haben und es wird sehr schnell klar, dass die Coverstory einer Beziehung zwischen Sarah und Chuck mit richtigen Gefühlen droht (besonders von Chuck's Seite). Bester Freund Morgan fühlt langsam aber stetig seinen Freund sich entfernen, weiß aber nicht wieso, selbst mit Chucks Freundin Sarah im Hinterkopf. Casey ist ein gehärteter Patriot, der mehrfach Attentate auf Diktatoren ausgeführt hat und für den Kolatteralschäden wie Zivilisten zwar zu vermeiden sind, aber nicht auf Kosten der Mission. Käpt'n Abgefahren will nur das Beste für seinen „kleinen Bruder“, aber wundert sich manchmal über seine neuen Macken. Elli konnte früher mit ihrem Bruder über restlos alles reden, aber irgendwas ändert sich.

Und Chuck ist ist ein Familienmensch. Er will ihnen von seinem Geheimleben erzählen, weiß aber um die darin liegenden Gefahren. Das nagt an ihm.

Dann sind da natürlich die Interaktionen mit der restlichen Belegschaft vom Buymore, die einen guten Teil des Humors beisteuern.

Also allgemein macht es Spaß die Serie zu schauen, der Humor ist teilweise situationsbasiert und teilweise charaktergetrieben. Die Charakterisierung nimmt sich Zeit und ist gut gelungen. Schade, dass es zwar überspannenden Handlungsbögen und Dramatik gibt, diese aber teilweise nachträglich hinzugefügt wirken ohne richtige Andeutungen oder Erwähnungen in den frühen Folgen, sondern erst in der relevanten Staffel.

Titel: Chuck

Länge: 45 Minuten je Folge, 91 Folgen auf 5 Staffeln

Entwicklung: Josh Schwartz, Chris Fedak

PS: Zum Zeitpunkt dieses Beitrags habe ich die letzte Staffel noch nicht gesehen.

PPS: Es sterben Charaktere.


Out at Home


Leicht verrückte Geschehnisse eine Gruppe von Vorstadtbewohnern mit gelegentlichen Handlungssträngen und vielen Gags. Doch, das passt und beschreibt den größtenteils farbigen Webcomic Out at Home von Alex Wendzel.

Herman istwar Baseballer und zudem enorm erfolgreich. Und das ist auch in etwa sein einziges Talent, denn ihn als dumm-wie-Stroh zu bezeichnen, würde Stroh beleidigen.
Kate ist Hermans Tochter und im wesentlichen ein normaler Teenager. Sie lässt den Reichtum ihres Vaters nur sehr ungern raushängen.
Penny ist Kates beste Freundin und eine mediumsbewusste Schnapsdrossel.
Thurman ist Hermans neunjähriger verzogener Sohn, dessen Verhalten geradezu nach Züchtigung schreit, aber sein Vater lässt ihm quasi alles durchgehen.

Es gibt noch einige andere Charaktere, aber das sind im wesentlichen die Hauptfiguren, wobei ein gewisser Fokus auf Kate und Penny gelegt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Webcomics mit jugendlichen Protagonisten wird aber wenig Aufmerksamkeit auf die Emotionen gelegt, sondern es steht die witzige Pointe im Vordergrund.
Der Humor wird durch Absurdität erzeugt, und durch die Interaktionen und Reaktionen der Charaktere auf dieselbigen.
Weiterhin ist "Schönheit" keine Selbstverständlichkeit - Herman und Thurman sowie einige Nebencharaktere sind nicht das, was man als klassische oder moderne Schönheit beschreiben würde, mit schrecklicher Frisur und Pferdegebiss.

Die legere Anerkennung von Penny, dass sie sich in einem Comic befindet, ist mir positiv aufgefallen, insbesondere aufgrund ihrer Handlungen. So fragt Kate beispielsweise in einem quadratischen Vierpanelstrip nach ihrem Gitarrentuner, den Penny von ihrem zukünftigen Ich über die Panelgrenzen entgegennimmt und Kate reicht. Sie stimmt ihre Gitarre und reicht geistesabwesend den Tuner wieder Penny, welche ihn ihrem vergangenen Ich reicht - sie wird ihn ja gleich gebrauchen können.
Penny ist sich also offensichtlich ihrer Existenz bewusst, zerstört damit aber nicht das Handlungsgefüge.

Ein netter Gimmick sind die vom Autoren bereit gestellten Audio- und Videoextras, die teilweise einen Comic begleiten oder ersetzen. Sie sind allerdings sehr selten.

Erwähnenswert ist übrigens noch, das der Comic teilweise kommerziell erhältlich ist über Amazon (5 US$), Barnes & Noble (6 US$) und iBooks/iTunes (5 US$; 2,50 €), was zwar nicht selten ist, aber eben auch nicht häufig. Die Kaufversionen enthalten einen Autorenkommentar zu den ersten knapp 200 Comicstrips und ein paar Extras.

Alles in allem ist Out of Home ein netter Webcomic, der sich auch künstlerisch gut entwickelt hat. Man sieht dem Comic an, dass Autor und Zeichner Wendzel Illustration studiert.


Titel: Out at Home (http://www.out-at-home.com/)

Autor: Alex Wendzel

Länge: 400+ (größtenteils farbig, teilweise mit Musik/Video)

Zyklus: 1-3 pro Woche

Sprache: Englisch (einfach-mittel)