Freitag, 16. März 2012

Gallows Humor


Der passend benannte Webcomic Gallows Humor, wörtlich übersetzt "Galgenhumor", ist im Ansatz ähnlich zu Der Tod und das Mädchen: Den Sensenmann gibt es wirklich, und er wird von einer jungen Frau gesehen, was nicht üblich ist. Mit einer noch zweistelligen Seitenanzahl ist der Comic recht jung und kurz.

Alma, die Hauptcharakterin, ist eine rothaarige Bedienung. Auf dem Weg zur Arbeit sieht sie, wie ein Mann einen Hund attackiert und eilt dem Tier zur Hilfe. Bloß, es ist kein normaler Hund, sondern viel eher ein Höllenhund, und der Mann hat nicht umsonst eine Sense.

Wie sich herausstellt, ist der blasshäutige Sensenmann Lord Thanatos (seine Hervorhebung), oder kurz: Thanny (Alma's Spitzname). Und er hat einen cholerischen Charakter, sehr zu Leidwesen der fröhlichen Alma. Zudem ist es nicht üblich, dass Sterbliche ihn sehen können, also kommen natürlich erstmal die üblichen Drohgebärden und dergleichen ins Spiel. Gegen welche Alma irgendwie immun erscheint, sehr zur Frust von Thanny.

Also arrangieren sich die beiden, und werden... Freunde? Die Beziehung zwischen ihnen ist schwer zu beschreiben, da Thanatos abweisend ist, und Alma an einer Romanze nicht interessiert scheint, sie ist viel eher von den metaphysischen Aspekten fasziniert - die verschiedenen Formen von Thanatos, zum Beispiel. So rupft sie ungeniert einige Federn aus Thanny's Flügeln (in Engelsform) und steckt sie sich ins Haar, bloß um sie einige Seiten später als Staubwedel zu benutzen.

Während Alma und Thanatos bisher fast die einzigen Charaktere sind, geht der Comic auch noch auf die anderen Götter ein, die allesamt dem griechischen Pantheon entlehnt sind. Allerdings sind bisher bloß Ares und Amor aufgetaucht, und mit ersterem versteht sich Alma verdächtig gut, da beide zu viel Spaß damit haben, Thanatos zu piesacken.

Vom Charakterdesign her erinnert mich Gallows Humor verdächtig an The Meek und einen anderen Comic, an den ich gerade nicht so recht erinnern kann. Irgendwas mit einem verrückten gewalttätigem Sport, Killerhockeball oder sowas.

Die Handlung ist lacherzentriert, soll heißen, wenn etwas witziges geschehen kann, wird es das auch, allerdings im Rahmen eines langsam fortschreitenden Fadens. Dabei folgt sie den typischen Tropen einer Romantikkomödie, was aber nicht schlecht sein muss.

Mit gerade mal 51 Seiten in drei Kapiteln befindet sich Gallows Humor noch im Anfangsstadium, ist aber unterhaltsam.

Titel: Gallows Humor (Galgenhumor)

Seiten:
73 (farbig, Kapitel + Extra)

Zyklus:
1-2 Seiten pro Woche

Autoren: Bilder und Handlung von Val, Dialog von Sab

Sprache: Englisch

Montag, 12. März 2012

Ziemlich beste Freunde

Ärks, muss mich wieder für 'ne Stelle meldn, damit's Arbeitsamt Kohle 'rüberschiebt. Hm, zwei unterschriebene Absagen hab ich schon, und wasis der dritte Schriebs? Och nee, irgend 'nen Scheiß für so'n Noblhobl. Na egal, geh ich ma hin...

Das in etwa scheinen die Gedanken von Driss zu sein, einem Sozialfall. Seine Mutter arbeitet als Putzfrau, bei der er noch zusammen mit seinen Geschwistern wohnt. Doch das Vorstellungsgespräch läuft anders als erwartet, denn der Nobelhobel Philippe kann Driss' Arbeitsamtpapiere nicht ohne weiteres unterschreiben, denn er ist vom Hals abwärts querschnittsgelähmt.

Driss unkonventionelle und vor allem mitleidslose Art beeindrucken Philippe, weswegen er den Senegalesen für einen Monat auf Probe einstellt.

Driss ist anders als die anderen Bewerber - für ihn ist Philippe nicht bloß ein Patient, sondern wird mit der Zeit zu einem ungleichen Freund, der wenig Verständnis für die Marotten seines "Chefs" hat. Moderne Gemälde für 30.000 Euro? Zur Strafe gibt es keine Schokolade für den Rollstuhlfahrer. Keine Arme, keine Schokolade.

Oh, nur ein Scherz, aber es wird klar, wieso Philippe Driss den anderen vorzog. Diese mögen ausgebildete Krankenpfleger sein, aber statt einem Menschen ist Philippe für sie ein Patient, Teil eines abzulaufenden Automatismus. Morgengymnastik, Duschen, Anziehen, alles ohne mit der Wimper zu zucken. Driss hingegen kriegt schon bald einen Anfall, als er die Thrombosestrümpfe sieht, welche er Philippe anziehen soll.

Und als dann die Gummihandschuhe kommen... Oh Mann!

Ich denke nicht, dass ich großartig mehr sagen kann zu dem Film, denn er lebt einfach viel zu sehr von der Interaktion der wunderbar besetzen Hauptcharaktere. Kleine Gesten, große Worte, man nimmt ihnen ihre Rollen ab, welche sie vorzüglich spielen. Driss ist wie ein Fisch auf dem Trocknen, weit außerhalb seines Elements, aber platscht munter durch die Gegend und stößt alles um.

Die Musik - Klassik für Philippe und Earth, Wind and Fire für Driss - kracht wunderbar gegeneinander und ergänzt sich sogar in manchen Passagen, hält sich aber im wesentlichen im Hintergrund, sofern sie nicht handlungsrelevant ist.

Interessanterweise basiert der Film sogar auf einer wahren Geschichte, welche der reale Philippe, Philippe Pozzo di Borgo, in seiner Autobiografie veröffentlich hat. Die beiden Regisseure hatten damals schon die Idee zu einer Verfilmung, aber bis 2010 weigerte sich Philippe. Erst unter der Bedingung, dass 5% der Filmerlöse an seinen Förderverein für Behinderte gehen, willigte er ein.

Vom Sehgefühl erinnert mich Ziemlich beste Freunde an Forrest Gump oder Benjamin Button, aber mit sehr viel weniger biografischen Elementen.

Im Prinzip kann ich den Film jeden empfehlen, der etwas für leicht gefühlsmäßig optimistische und komische Filme hat.

Titel: Ziemlich beste Freunde

Regie: Olivier Nakache, Toledano

Länge: 110 Minuten

Donnerstag, 8. März 2012

Habemus Papam – Ein Papst büxt aus

Diese Tragikomödie beschäftigt sich mit der Wahl eines Papstes, der sich seinem Amt nicht gewachsen fühlt und wie die Welt damit umgeht. Per Definition hat der Film dabei tragische und lustige Elemente, aber es überwiegt doch die Nachdenklichkeit.

Inhalt

Der Papst ist tot. Wie jedes Mal nach dem Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche tritt das Konklave zusammen, in welchem alle Kardinäle zusammen kommen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit den neuen Papst wählen. Wie üblich gibt es einige Favoriten - hochgehandelte Kandidaten, welche für eine Wahl in Betracht kommen.

Doch einige, um nicht zu sagen viele, Kardinäle wollen gar nicht selbst Papst werden, denn auf diesem hohen Amt lastet doch eine große Würde und Verantwortung. So ist es doch nicht verwunderlich, dass der Außenseiter Kardinal Melville nach seiner Wahl diese erstmal annimmt, aber dann doch Zweifel bekommt und kurz vor der Verkündung auf dem Petersdom zusammen bricht.

Er wandert rastlos umher, ist in Gedanken versunken und scheint sich erst langsam der Tiefe seiner Situation bewusst zu werden. Ein hinzugezogener Psychoanalytiker versucht mit ihm zu reden, aber ohne konkreten Erfolg. Wie auch, wenn einige Dutzend Kardinäle und der Sekretär des Papstes ihm über die Schulter schauen und sein Fragenspektrum einschränken? Und so wandert der neue, unverkündete Papst umher, teilweise auch außerhalb des Vatikans, und versucht sich zu finden oder anderweitig klarzukommen.

Und genau bei diesem ziellosen Umherstreifen entkommt Melville seinen ständigen vatikanischen Schatten. Er quartiert sich in einem Hotel ein, redet mit den dortigen Schauspielern eines kleinen Theaters und man sieht ihm an, dass er langsam anfängt sich besser zu fühlen.

Der Sekretär des Vatikans verschleiert unterdessen die Flucht des Papstes und lässt einen Schweizergardisten in dessen Wohnung die Vorhänge rascheln und dergleichen um den Eindruck von Anwesenheit zu erwecken. Die Kardinäle sind derweil nach wie vor im Vatikan, da das Konklave bis zur Verkündung des Papstes andauert. Die Langeweile treibt wiederum seltsame Blüten, so organisiert beispielsweise der Psychoanalytiker ein Volleyballturnier, um den Papst auzuheitern...

Gedanken

Wie würde man selbst mit solch einer Bürde umgehen? Nicht unbedingt Papst, obgleich dieses Schicksal theoretisch jeden gläubigen männlichen Katholiken ereilen kann, sondern eine verantwortungsvolle, führende und leitende Position einzunehmen. Nicht viele, um nicht zu sagen nur wenige, sind mit den dazu nötigen Fähigkeiten ausgestattet, und haben dazu noch einen Charakter, der ihnen die Nutzung dieser erlaubt.

Somit stell sich die Frage, ist man lieber Schaf, Schäfer oder Leitbock?

Und in all dem schwebt ständig der Hintergrund des Glaubens, sowohl an den Papst als auch den Christengott, und die Hoffnung auf eine Genesung des Papstes.

Mir persönlich hat der Film gefallen, aber mich faszinieren auch traditionsverfangene Gesellschaften, und mit ihren zweitausend Jahren gehört die katholische Kirche problemlos dazu. Die tollen Hüte haben natürlich auch nicht geschadet :D
Davon abgesehen bietet der Film einen interessanten Einblick in den Vatikan und irgendwo resonierte der melancholische Ton des Films mit mir. Ich mag sowas, irgendwie.

Titel: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus

Regie: Nanni Moretti

Länge: 105 Minuten