Dienstag, 9. Oktober 2012

The Cabin in the Woods

Horrorkomödie mit Einzügen der SCP Foundation

Cabin beginnt mit dem Geplänkel von zwei Arbeitskollegen über die Anforderungen und Konkurrenz in ihrem nicht näher beschriebenen Job, aber die Bunkeratmosphäre und Militärpräsenz weist auf etwas verdächtiges hin.

Cabin beginnt wie jede andere typische Teeniehorror der letzten Jahrzehnte: Fünf Freunde verbringen alleine eine Nacht in der entlegenen Hütte eines Freundes. Zusammen machen machen sie sich auf den Weg und, obwohl die Hütte recht gruselig ist, richten sie sich recht bald damit ein.

Die fünf sind relativ typische Abbilder ihrer Generation: Der Sportler, seine Freundin, der Bücherwurm, die Schüchterne und der Kiffer, aber das relativ ist ernst gemeint: Der Sportler ist belesen, der Bücherwurm sportlich, die Freundin zurückhaltend, die Schüchterne hatte einfach eine schlechte Beziehung hinter sich und der Kiffer weiß, wovon er spricht.

Je länger sie in der Hütte sind, desto klischeehafter verhalten sie sich allerdings. Der Sportler wird prollig, die Freundin trunken lasziv, der Bücherwurm liest nur noch…

Und hier vermixen sich die eingangs unterschiedlichen Anfänge. Die Hütte ist nicht nur gruselig, sie ist bzzzzzzzzzzzzzzt Spoilercut.

Soviel zum Inhalt. Es sollte nicht überraschen, dass Joss Whedon zusammen mit Drew Goddard das Drehbuch für Cabin in the Woods geschrieben hat, denn zum einen bietet der Film eine Erklärung für all die typischen Monster und Geschehnisse der üblichen Teeniehorrorfilme und parodiert dabei zugleich das Genre, ohne eine Persiflage zu werden.

So ist der Kiffer zwar so breit, dass er seine Autotür schließt, durch die heruntergekurbelte Scheibe den Sicherungspenöpel runterdrückt und dann von draußen nochmal an der Tür zieht, um zu prüfen ob sie geschlossen ist, aber hat doch unerwartet treffende Einsichten in der Hütte.

Ich kann echt nicht mehr sagen. Viele der üblichen Klischees werden bedient, aber raffiniert verdreht, so dass es trotzdem regelmäßig zu Überraschungen kommt.

Titel: The Cabin in the Woods

Regie: Drew Goddard (bekannt von Cloverfield)

Länge: 95 Minuten

Sonntag, 7. Oktober 2012

Madagascar 3: Flucht durch Europa

Besser als Madagascar 2

Löwe Alex, Zebra Marty, Giraffe Melman und Nilpferd Gloria sowie Pinguine und Affen brachen im ersten Teil von Madagascar aus ihrem Zoo in New York aus, um Mal die große weite Welt zu sehen und dann auf Madagaskar zu landen. Im Teil packt die vier das Heimweh und ihr Versuch nach New York zurückzukehren führt zu einer Bruchlandung in Afrika. Dort gewöhnen sich Alex, Marty, Melman und Gloria an die Wildnis, aber die Pinguine und Affen wollen einen Trip nach Monte Carlo machen. Hier setzt der dritte Teil an.

Alex hat erwartet, dass die Pinguine und Affen zurückkommen würden, aber als nach Monaten immer noch keiner wiedergekommen ist, muntern ihn seine Freunde auf und beschließen, zurück in den New Yorker Zoo zu gehen, mit Umweg über Monte Carlo.

Dort machen sie bald die Drückeberger aus, die in der Gestalt des Grafen von Versailles am Roulettetisch ihr Geld mehren. Dummerweise fliegen sie alle auf und verlassen panisch das Casino, verfolgt von der terminatorartigen Tierfängerin DuBois. In ihrem Eifer, an die Haut von Alex zu kommen, rennt sie durch Wände und vollführt Stunts, die Luc Bessons Taxi-Filme wie Möchtegerns dastehen lässt.

Bei ihrer Flucht verstecken sich sie die Zootiere in einem Zirkuswaggon. Dieser Zirkus wird durch Europa tingeln und bietet somit eine gute Versteckmöglichkeit. Leider besteht der gebrochene Startiger aber darauf, dass nur Zirkustiere mitfahren dürfen, und so geben sich unsere Helden als eben solche aus.

Schließlich ergibt sich die Möglichkeit von London aus nach New York zu fliegen über einen amerikanischen Käufer für den Zirkus, bloß wie bereits schon erwähnt, ist der Star gebrochen, die Nummern abgehalftert und alles ist uninspiriert und dröge.

Bis Alex das Ruder in die Pfote nimmt und eine Zirkusshow auf die Beine stellt, welche allein schon den Eintrittspreis wert ist.

Wieso ich den dritten Teil besser finde als den zweiten? Ganz einfach: Er ist humorvoller und besinnt sich zurück auf die Stärken des ersten Teils, wie Fisch-aus-dem-Wasser-Komponente. Interessant dabei ist, obgleich meiner Erwartungen eines typischen Abklapperns von europäischen Sehenswürdigkeiten und Klischees hält sich das überaus in Grenzen und ist teilweise auch selbstironisch.

Will damit sagen, ich habe mich herrlich amüsiert!

Titel: Madagascar 3: Flucht durch Europa

Regie: Eric Darnell, Tom McGrath, Conrad Vernon

Länge: 93 Minuten

Freitag, 5. Oktober 2012

The Expendables 2

Explosionen und Prügeleien

Ich überlege gerade ernsthaft, ob ich euch mit einer Handlungsbeschreibung langweilen sollte… Baah.

Expendables 2 hält was es verspricht: Explosionen, Schlägereien, und das war's glaube ich auch.

Stallone ist mit seiner Actionbrigade unterwegs und soll den Inhalt eines Flugzeugsafe bergen, bloß ist er mit seiner Truppe nicht der einzige mit Interesse daran – auch van Damme hat ein Auge darauf geworfen. Bloß ist van Damme der Böse und hat dementsprechend keine Skrupel, so dass er aus Stallone den Safeinhalt erpresst, bloß um anschließend das Druckmittel trotzdem zu töten.

Das Druckmittel war zugleich neustes und jüngstes Mitglied von Stallones Truppe, so dass alle auf Rache sinnen. Und glücklicherweise tun sie dabei sogar etwas gutes, denn der Safeinhalt war eine Karte zu fünf Tonnen waffenfähigen Plutoniums.

Der Rest der Handlung ist ziemlich vorhersehbar, aber damit will ich euch nicht langweilen, sondern lieber etwas auf das Drumherum eingehen. So wie bereits der Vorgänger ist auch Expendables 2 eine Hommage und Ehrerbietung an die Actionfilme der 80er und 90er. Die ganzen alten Krachbummhelden treten auf – Silvester Stallone, Dolph Lundgren, Arnold Schwarzenegger, Jet Li, Jean-Claude van Damme, Geheimer Charakter und ein paar, die ich nicht kenne. Und im Prinzip spielt jeder das gesammelte Klischee seiner Filmografie.

Dabei ist alles in einem ironischen Unterton, allein Arnies unentwegten Kommentare, dass er wiederkommen wird, oder Geheimer Charakter, der eine halbe Armee alleine auslöscht (entsprechend den Geheimer-Charakter-Witzen), sollten Beweis genug sein. Davon abgesehen wird quasi der ganze Humor von typischen Actionsprüchen und dem Verhalten der Charaktere untereinander getragen.

Hinzu kommen noch die Effekte. Da fast ausnahmslos mit großkalibrigen Waffen geschossen wird, sind die Wunden… grafisch spektakulär. Fehlende Köpfe sind normal, und allein aus morbidem Interesse würde ich mal gerne wissen, wie viele innerhalb des Films gestorben sind.

So bleibt nur zu sagen, gutes Actionkino mit starker, humorvoller Note.

Titel: The Expendables 2

Regie: Simon West

Länge: 103 Minuten

Donnerstag, 27. September 2012

Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Roadmovie mit unsichtbarem Weltuntergang

Dodge ist in den vierzigern, seit Jahren verheiratet und freut sich darauf, mit seiner Frau das Ende seiner Tage zu erleben. Zu schade, dass dieses Ende sehr nahe ist und sie wortwörtlich in den Wald läuft, als die einzige Chance auf Rettung fehlschlägt.

Der über 100km große Asteroid, der auf Kollisionskurs mit der Erde ist, konnte nicht zerstört oder abgelenkt werden, und bei einem Objekt dieser Größe kann man davon ausgehen, dass die ganze Welt untergeht. Der Krater würde pauschal überschlagen eine Hemisphäre umfassen und Feuerstürme würden die Erde umrunden. Kurz: nichts nennenswert Mehrzelliges überlebt.

Doch Dodge wurde verlassen. Trist geht er weiter seiner Arbeit nach, während um ihn herum Menschen Selbstmord begehen, alle Gesetze und Anstand fahren lassen oder randalierend durch die Straßen ziehen.

Als eines Abends vor seinem Fenster seine junge Nachbarin Penny heulend auf der Feuertrepe liegt, tröstet er sie und die beiden freunden sich an. Sie übernachtet bei ihm, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat und er seine Sachen aus der Wohnung räumt. Am nächsten Tag bringt Dodge Penny dann zu ihrer Wohnung, wo sie ihm prompt seine falsch eingeworfenen Briefe aushändigt.

Einer dieser Briefe war von seiner alten Jugendliebe Olivia, die ihm gesteht, dass er ihre einzig große Liebe war. Nach Frust, Trunk und Hundeadoption fliehen er und Penny vor dem randalierenden Mob in Richtung seiner alten Jugendliebe. Penny wiederum macht sich Vorwürfe darüber, dass sie ihre Familie in England nicht mehr wird besuchen können, da mittlerweile keine Flüge mehr gehen.

Bei dieser Reise stoßen sie auf verschiedene eigentümliche Menschen, wie einen bedenklich ausgerüsteten Trucker, eine orgiastische Bar und seltsam vorbereitete Survivalisten. Penny und Dodge kommen sich darüber näher und ... na ja, den Rest müsst ihr selbst sehen :D

Dodge ist, wenn man von seinem Hustensaftkonsum ausgeht, ein konzentriert unglücklicher Mensch, und sein Name bedeutet ironischerweise "Ausweichen", während Penny eine stets gut gelaunte Endzwanzigerin ist, mit stets optimistischem Ausblick.

Von der Prämisse würde der Film ja eine gewisse Nähe zu Melancholia aufkommen lassen, denn bei beiden Filmen spielen kurz bevorstehende Weltuntergänge (wann verwendet man dieses Wort schon Mal im Plural?) eine Hintergrundrolle, um den Zerfall der Gesellschaft zu begründen.

Auf der Suche (…) geht das Weltuntergangsszenario aber weniger pessimistisch als Melancholia an. So gibt es oft genug Szenen, in denen verschiedene Charaktere sich dafür entscheiden, das beste aus ihrer verbliebenen Zeit zu machen. Manche entscheiden sich für einen lebenslangen Surfurlaub, während an einem Strand eine Prozession von Heiratswilligen sich von einem Pater in der Brandung trauen lässt. Dem entgegen stehen die verstreuten Hinweise auf die negativen Aspekte des bevorstehenden Weltuntergangs – Leichen auf den Straßen, ziellos randalierende Massen, Auftragsmörder.

Alles in allem zeichnet der Film aber ein bittersüßes Ende der Welt, das durch Mitgefühl und Menschlichkeit ertragbar wird.

Titel: Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt (Seeking a Friend for the End of the World)

Regisseur: Lorene Scafaria

Länge: 101 Minuten

Samstag, 15. September 2012

Existence

…oder 101 Gründe, wieso wir nie auf echte (nicht fiktive) Aliens gestoßen sind.

David Brin hat sich mit seinem aktuellen Buch einige Zeit genommen, um genau zu sein sind es 10 Jahre seit Copy (im Original: Kiln People) in den USA erschien, oder 7 für die deutsche Veröffentlichung.

Wie schon in einem seiner vorigen Bücher, Erde, spielt die Handlung nur einige Jahrzehnte in der Zukunft, mit einigen interessanten technologischen Entwicklungen. So ist das Internet noch umfassender geworden und hat sich zu verschiedenen Schichten, die Folien gleich über die Realität gelegt werden können, gemausert. Die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen, KIs bzw. AIs, ist – wie immer – kurz davor, den Durchbruch zu schaffen und eine echte, wahre künstliche Intelligenz zu erschaffen, während eine versehentliche, nicht replizierbare bereits durch das Netz schleicht.

Mannigfaltige Entwicklungen haben dazu geführt, dass sich die Weltbevölkerung einigermaßen stabilisiert, aber trotzdem keine Mangelversorgung herrscht. Es gibt verschiedene politische Blöcke, wie eine Erdunion, Großchina, die Vereinigten Staaten, etc., aber die verschiedenen hochkomplexen Algorithmen und KIs prophezeien, dass der aktuelle Mitigierungsversuch, der Big Deal, innerhalb von ein paar Jahren scheitern wird und es zu einer Art Klassenkampf zwischen einem privilegierten Adel (basierend auf Geld, Blutlinien, und anderem Schnickschnack) und den weniger privilegierten Massen kommen wird.

Einen besänftigenden Druck übt die Verzichtsbewegung aus, welche die rasanten technologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklungen bremsen und kontrollieren will.

Und in genau diesem prekäre Gleichgewicht sammelt der Weltraummüllmann Gerald Livingstone ein kristallines Objekt ein, das äußert ungewöhnliche Eigenschaften aufweist. Parallel dazu verfolgt der Leser eine Zeit lang Hamish Brookeman, eine Art hoch erfolgreicher Autor von Technothrillern, nicht Michael Crichton unähnlich, der die Verzichtsbewegung unterstützt. Und dann gibt es da noch die neue Reporterin Tor, die gerade einer Story auf der Spur ist, als ihr was interessanteres dazwischen kommt.

Brin gestaltet eine interessante und in Zügen plausible Welt, mit interessanten und glaubwürdigen Charakteren. Dabei ist der Unterton, der sich unentwegt durch die ganze Handlung zieht, wieso dort im Weltraum diese Große Stille herrscht.

Denn, sind wir mal ehrlich, unter der Annahme, dass es intelligentes Leben außerhalb unseres Sonnensystems gibt, wieso haben wir von denen noch nie was gehört? Gehen wir davon aus, dass wir in einem Einsteinschen Universum sind, also keine überlichtschnellen Antriebe, keine Antischwerkraft wie wir sie aus den Weltraumopern kennen, dann… ist die Frage die gleiche. Vielleicht ist es zu kostspielig, Kolonieschiffe zu benachbarten Systemen zu schicken, aber Sonden sollten doch gehen, oder? Gehen wir davon aus, wir schicken Sonden zu nahegelegenen Systemen, und wollen das ganze effizient machen, also machen wir sie ein bisschen größer und geben ihnen die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren. Okay, dann brauchen sie Jahrhunderte zu einem anderen Stern, und vielleicht nochmal Jahrhunderte, um Nachkommen zu bauen und loszuschicken, während die Muttersonde ihre Beobachtungen zur Erde schickt.

Also wieso sehen wir dort draußen keine Sonden von solchen Aliens?

Gibt es einen großen Filter, einen Selektor, der solche Sonden verhindert?

Dies sind die Fragen, denen sich die Charaktere in dem Buch widmen. Dies sind die Fragen, welche es zu beantworten gilt. Und eine Antwort ist dringend notwendig, den vielleicht ist die nahende Klassenkrise der Selektor?

Von diesen Grübeleien abgesehen bin ich von Existence angetan, denn ungleich einiger anderer Werke von Brin (Uplift, Copy, Erde, Postman), ist dieses mal das Finale nicht fantastisch bis grenzwertig hanebüchen.

Ein besonderes Augenmerk verdient noch die Sprache. Sind die meisten Begriffe von mittlerer Schwere in der Verständlichkeit, so kommt es doch beiläufig zu Worten, die man als Zweitsprachler auch nicht aus dem Zusammenhang zufriedenstellend deuten kann. Dazu kommen noch Neuschöpfungen von Worten, um einen Futureslang zu erschaffen, der Authentizität verleihen soll. Davon abgesehen macht nur Profnoo mit seinem Jamaikaakzent Probleme, aber was will man machen...

Titel: Existence

Autor: David Brin

Sprache: Englisch (mittel bis kreativ)

Länge: 556 Seiten

Montag, 10. September 2012

Total Recall (2012)

Nette, aber blasse Neuauflage

Total Recall ist ein Film, der sowohl auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick als auch dessen Hollywoodadaption von 1990 basiert.

Zur Welt: Nach einem mit chemischen Waffen geführten Weltkrieg sind die größten Teile der Erde unbewohnbar und nur das föderierte Großbritannien sowie die "Kolonie" Australien sind noch bewohnbar.

Beide Landmassen sind durch einen Hochgeschwindigkeitstunnel durch die Erde verbunden, den sogenannten Fall (englische Aussprache). Doch sind sowohl die Föderation als auch die Kolonie überbevölkert, und letztere wird zudem ausgebeutet. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine Widerstandsbewegung gibt.

Douglas Quaid ist Pendler durch den Fall und stellt Sicherheitsdroiden her, ist mit einer Polizistin verheiratet und seht sich nach mehr, insbesondere nachdem er bei einer Beförderung übergangen und ein minder qualifizierter Bürger, der aber aus der Föderation stammt, ausgewählt wird.

Durch Werbung wird er auf Rekall aufmerksam, eine Firma, die einem künstliche, aber nicht von realen unterscheidbare, Erinnerungen ins Gehirn pflanzt, solange man nicht bereits ähnliche Ereignisse erlebt hat. Wenn man also noch nie Fallschirmspringen war, kein Problem, aber wenn, dann würde solch eine Erinnerungen mit der künstlichen wechselwirken und Schaden anrichten.

Douglas geht auf Nummer sicher und nimmt deshalb das Geheimagentenpaket, schließlich arbeitet seine Frau zwar bei der Regierung, er ist aber bloß Fabrikarbeiter.

Zu schade, dass es trotzdem zu Komplikationen kommt. Die Polizei stürmt das Labor und will Douglas verhaften. Doch wieso schaltet er dann wie aus Reflex ein halbes Dutzend hochtrainierter Sicherheitskräfte aus, als wäre es nichts?

Panisch fliegt Douglas nach Hause in die Arme seiner ihn liebenden Frau Lori, die ihn tröstend in die Arme nimmt. Und zudrückt. In Mr. und Mrs. Smith Manier fangen Douglas und Lori sich an zu prügeln, und dabei kommt heraus, dass seine Frau nicht seine Frau ist, sondern eine Agentin der Regierung, die ihn überwachen sollte.

Ich will nicht noch mehr verraten, aber der Film folgt leider ziemlich dem Verlauf des 22 Jahre älteren Vorbilds mit leicht verändertem, pseudorealistischerem Setting. Es gibt wieder einen machthungrigen Quasidiktator, es sind wieder viele Leben auf dem Spiel, es gibt wieder eine dreibrüstige Prostituierte.

Dessen ungeachtet ist der Film im großen und ganzen unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Es fehlt der Witz und Charme des Vorbilds, stattdessen wird eine typische Dystopie gemalt, in der die Welt zwar läuft, bloß nicht sonderlich rund.Trotzdem zeichnet Wiseman eine interessante Welt, die sich an Cyberpunk zu orientieren scheint mit dem steten Regen, dem überwiegenden dunklen Farben und Großstadttristesse.

Die Effekte sind im Gegenzug gut gelungen und die Macher haben sich Mühe gegeben, ihre Köpfe in Richtung von wissenschaftlichen Prinzipien zu nicken, aber das war's im wesentlichen auch.

Ähnlich verhält es sich auch in den Charakteren. Irgendwie will die Sympathie zu Douglas und seinen Mitstreitern fehlen, und die mäßige schauspielerische Leistung kann die Mängel in der Handlung auch nicht wettmachen, was zu gewissen Längen führte.

Und so ist Total Recall zwar kein Totaler Reinfall, aber auch weit von einem Totalen Erfolg entfernt.

Titel: Total Recall

Regie: Len Wiseman

Länge: 118 Minuten

Wissenschaftliche Ungereimtheiten:
  • Der Fall dauert 17 Minuten. Ein bisschen Rechnen zeigt, das ist kein Fall, das ist eine Beschleunigung bis zum Erdkern, und dahinter negativ beschleunigt (auch Bremsen genannt), und keine Freifallphase zwischendurch!
  • Die U-Bahn, mit der sie in die toxische Zone fahren... die verseuchte Zone ist dicht genug dafür? Das Satellitenbild vom Anfang zeigt aber Lichter in halb Europa...
  • Stark dreidimensionale Bauweise, aber Wohnungen mit Räumen zusammengeklatscht wie ein Unfall auf dem Containerhafen?
  • Chemiebasierte Erinnerungen (statt neuronale Verknüpfungen)

Freitag, 7. September 2012

Hinterm Horizont

Nettes Märchen mit leichter Ost-West-Thematik

Durch einen glücklichen Zufall habe ich letztens mein erstes Musical, Hinterm Horizont, gesehen, das eine nette Geschichte erzählt.

Einstand bildet eine Journalistin, die für ihre Zeitung einen Aufmacher suchen soll, und da stößt sie auf eine Fotografie, in der Udo Lindenberg bei einer der wenigen DDR-Konzerte in den 80ern eine junge Frau umarmt.

Schnell kommt sie ihr auf die Schliche, es ist Jessi, sie ist verheiratet, hat einen mittlerweile jugendlichen Sohn und wohnt zusammen mit ihrer Familie in einer 70-m2-Plattenbauwohnung. Sie erkennt sich auf dem Bild wieder, und mit erinnert sich an die verrückte Zeit damals.

An ihre Eltern, und ihren gleichermaßen Lindenberg-verrückten Bruder Stefan. Die Vergangenheit und Erinnerung ist jetzt im Vordergrund. Damals war Jessi Mitglied in einem Chor und trat direkt vor Udo auf, weswegen auch die Chorkarten komplett ausverkauft waren.

Nach ihrem Gesangsauftritt zieht Udo sie aus der Reihe und flirtet mit ihr, und beide verlieben sich ineinander. Jessi nimmt sich vor, zu jedem seiner Konzerte diesseits des eisernen Vorhangs zu fahren.

Während dessen unterstützt Stefan sie in ihren Avancen Udo gegenüber und hilft ihr, ihm Briefe zukommen zu lassen, bis er geschnappt wird un in den Bau wandert.

Nach Jahren der systematischen Unterdrückung schließlich hat Stefan genug und flieht, mit Reuhe seine Schwester zurück lassend. Aber er lässt ihr eine Nachricht zukommen: Das nächste Konzert von Udo wird in Moskau stattfinden, und nach Moskau reist sie.

Der Auftakt vom Musical ist ziemlich gut gelungen, wäre da bloß nicht der Ton zu laut gewesen. Es mag sein, dass meine Ohren einfach noch zu gut sind und daher weniger gut auf Schallbombardement reagieren, aber es überschritt doch teilweise die Grenze zum schmerzhaften.

Davon abgesehen hat es mir sehr gut gefallen, und jetzt habe ich eine Messaltte, an welcher ich andere Musicals messen kann, wenn ich mal wieder zu der Gelegenheit komme. Das Bühnenbild war recht dynamisch und die Regie legte es nicht darauf an, ein realistisches, sondern gefühltes Bild zu schaffen.

Bestes Beispiel dafür war die vielfältig verwendete Mauer, die teilweise wirklich als die Mauer, teilweise als Fernsehübertragung, Konzertmonitore oder andere Kulisse verwendet wurde.

Einziges Manko sonst noch: Die in einer Szene verwendeten Glitzergirlanden haben sich teilweise in dem Zuschauerbalkon verfangen und hingen dann in den Projektorstrahl, so dass sie munter durch die Gegend geblendet haben.

Alles in allem hat es mir aber gut gefallen. Und nach dem Musical hat man automatisch die Spreche vom Udo im Kopf.

Titel: Hinterm Horizont

Thema: Ost-West, Stasi, Romantik

Regisseur: Ulrich Waller

Mittwoch, 5. September 2012

Merida – Legende der Highlands

Dickkopf lernt Lektion


Merida ist die Älteste ihres Vaters, Bärentöter/König Fergus, hat gewitzte Drilling als Geschwister, und obwohl sie eine Prinzessin ist, leidet sie doch unter den Ansprüchen und Anforderungen ihrer sie liebenden Mutter Elinor. Diese hat ganz genaue Vorstellungen, was eine Prinzessin zu tun und was sie zu lassen hat und setzt diese auch immer wieder mit Nachdruck durch.

Dabei will Merida nichts anderes, als mit ihrem Pferd durch die schottischen Highlands reiten, Berge erklimmen, Bogen schießen und ihre Freiheit genießen.

Das stellt sich als Problem heraus, als die drei Clans ihrem König einen Besuch abstatten, um der uralten Tradition gerecht zu werden und ihren Erstgeborenen um die Hand des Königskindes anhalten zu lassen.

Spitzfindig nimmt Merida diese Tradition beim Wort, tritt nach den drei Söhnen, zur Empörung aller, selber an und deplaziert sie. Ungehalten überwerfen Merida und Elinor sich und in einem Streit wird der frisch gestickte Wandteppich Elinors zerschnitten, während Meridas Bogen im Kamin landet.

Wutentbrannt und den Tränen nah flieht Merida und landet – einer Irrlichtfährte folgend – bei einer Holzschnitzerin/Hexe. Nach einigem Handeln kauft Merida ihr einen Zauber ab, in Form eines Kuchens, der ihr Schicksal verwandeln soll.

Zurück im Schloss bietet Merida diesen Kuchen ihrer Mutter als Versöhnungsversuch an. Er schmeckt grausig. Und er wandelt das Schicksal, genauso wörtlich wie Merida die Tradition nahm.

Königin Elinor wird ein Bär.

Und hier unterbreche ich meine Inhaltsbeschreibung, ihr wollt ihn ja schließlich selbst sehen.

Merida, im Original Brave (also mutig), ist der aktuelle Pixarfilm und hat das erste Mal eine weibliche Heldin. Inhaltlich ist es näher an Disney angesiedelt, durch seine Grundlage in Märchen und einen leichten Hauch von fad (im Sinne von nicht so originell wie gewohnt), weiß durch seine fantastischen Bilder aber zu überzeugen.

Die Highlands, Landschaften und Umgebungen sind sehr gut und zeigen ein weiteres Mal den technischen Fortschritt, der sich nicht nur in der Haarlänge der Figuren, sondern auch den wabbernden Nebelbänken zeigt.

Der 3D-Aspekt des Films ist übrigens sehr dezent, so dass sich Merida problemlos in normal anschauen lässt, ohne etwas zu verpassen.

Trotzdem fehlt Merida irgendwo der Charme seiner Vorläufer. Vielleicht hätte etwas Biss, oder Mut zur Andersandertigkeit, geholfen.

So bleibt der Film technisch einwandfrei und unterhaltsam, aber das gewisse Etwas fehlt halt.

Titel: Merida

Regisseur: Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell

Länge: 94 Minuten

PS: Brave als Titel gefällt mir besser. Nicht, weil es Englisch ist oder so, sondern weil es mehr Bedeutung hat. Mut, sich Gefahren entgegenzustellen. Mut, sich seinen Eltern zu widersetzen. Mut, seine Fehler einzugestehen.

Montag, 3. September 2012

ParaNorman

Geisterflüsternder Außenseiter überwindet seinen Schatten


Der junge Norman ist relativ normal. Er geht zur Schule, ist 11 Jahre alt, und unterhält sich auch öfters Mal mit seiner Oma.

Das Unnormale daran: Die Oma ist tot.

Und sie ist nicht die einzige grüne Geistesgestalt, die Norman sieht und mit der er sprechen kann, nein, da sind noch mehr: Der ehemalige Briefträger, der halbierte Hund von einem Freund, und noch ein paar andere Geister in der Stadt.

Da er über diese Fähigkeit nicht lügt, wird er in der Schule ausgegrenzt, geschnitten und gehänselt, insbesondere von Alvin, dem Schulschläger. Bloß Neil, ein übergewichtiger Junge mit allerhand Kränkeleien und daher in ähnlicher Position, macht sich nicht über Normans Fähigkeit lustig, sondern findet sie sogar recht cool.

In der Stadt wird mittlerweile das 300. Jubiläum der Hexenprozesse vorbereitet, und die Schule wird dafür mit einem Theaterstück die damalige Geschichte nacherzählen. Während dieses Stücks hat Norman eine Vision und macht sich dabei zum Affen, zum Leidwesen seines Vaters (sprich: Hausarrest).

Laut der Vision wird die Hexe von vor 300 Jahren wieder erscheinen, und mit ihr die sieben Ankläger, Zeugen und Richter, die sie damals verdammt haben, als lebende Tote aus ihren Gräbern wieder auferstehen.

Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, liegt in einem Buch, dass der lokale Stadtirre in seinen toten, kalten Händen festhält. Woher Norman von dieser Rettungsmethode weiß? Der Geist des Stadtirren hat es ihm gesagt. Auf dem Klo. In Poltergeistmanier. In Anwesenheit von Alvin, dem Schläger.

Also macht sich Norman daran, trotz der Hänseleien und vermutlichen Undankbarkeit der Stadt, genau diese zu retten.

Natürlich tauchen auch die Zombies auf, es gibt Wendungen und Wandlungen, aber diese sind gut ausgeführt.

Der Film selbst ist in Stop-Motion-Technik gedreht und mit 3D versehen, auch wenn ich davon nicht viel mitbekommen habe (ergo: auch ohne verlustfrei schaubar). Die Mimik der Charaktere ist sehr variabel und bei weitem nicht auf die übliche Anzahl an Gesichtsausdrücken begrenzt, was den Figuren eine menschlichere und fließendere Note verleiht.

Interessanterweise habe ich mich im Endakt vom Film an Limbo erinnert gefühlt, wahrscheinlich durch die Horror- und Designelemente. Kommen wir also zum Genre. ParaNorman fällt am ehesten in die Kategorien Horror, durch viele Elemente aus Gruselfilmen, sowie Komödie, aufgrund des allgemeinen Designs der Welt und der Dialoge der Charaktere.

Am ehesten könnte man ihn also als Horrorfilm für Kinder beschreiben, denen vielleicht etwas von der Angst genommen werden soll. Ich meine, mit einer Leiche um ein Buch zu ringen, kann schon in Witzigkeit ausarten.

Titel: ParaNorman

Regisseur: Sam Fell, Chris Butler

Länge: 92 Minuten

Interessante Alternativen: Coraline, Nightmare before Christmas

PS: Das schelmhafte Schmunzeln kommt im Film nicht oft vor und beschreibt Norman's Charakter nicht gut.

Montag, 27. August 2012

Der Vorname

Ein Freundeskreis nimmt sich auseinander

Pierre und seine Frau Élisabeth (Babou) haben zu einem Essen unter Freunden eingeladen Das beinhaltet natürlich auch Claude, der als Kind von Vincent und Babou's Eltern aufgenommen worden war. Anlass ist die erste Ultraschalluntersuchung von Anna, Frau von Babou's Bruder Vincent, zu feiern.

Alles deutet auf einen angenehmen geselligen Abend hin, und beginnt mit dem Raten vom ausgesuchten Namen des zukünftigen Sohnes. Es werden allerhand Namen versucht, aber Vincent lehnt das eine ums andere Mal ab, es scheint einfach keiner auf die Lösung zu kommen.

Das ist auch nicht wirklich verwunderlich, soll der Ungeborene doch Adolph heißen, nach einer berühmten Romanfigur aus dem 19. Jahrhundert.

Die Stimmung kühlt sich schlagartig ab. Pierre als Literaturprofessor weiß sehr genau um die Figur (er hatte Vincent das entsprechende Buch geschenkt), aber noch viel mehr geht es ihm um den bekannteren Namensvetter. Claude, vom Charakter sehr extremfrei, versucht die Situation zu beruhigen, während Pierre sich immer weiter in Rage redet.

Bei einer Pause im Gespräch, zu der Vincent und Claude alleine sind, gesteht Claude, dass er von Vincents (anfangs verneintem) Scherz weiß. Nach kurzer Zeit sind alle wider beisammen, die Stimmung legt sich wieder, bis Anna mit Verspätung zum Essen hinzustößt, ohne in den Scherz ihres Lebensgefährten eingeweiht zu sein.

Der Vorname ist nicht wirklich eine Komödie, oder zumindest beschreibt diese Kategorie die Handlung nur unzureichend. Vielmehr ist es eine Mischung aus Drama und Komödie, eine Dramödie, wenn man mag. Durch den ausufernden Namensscherz kommen Geheimnisse und sprichwörtliche Leichen aus ihren Kellern, welche die Freunde voreinander gut versteckt hatte.

Und so geht es reihum mit dem Austeilen. Jeder hat etwas, was ihn seit Jahren stört, aber nie gesagt hat, um die Freundschaft nicht zu belasten. Am Namensstreit wickelt sich alles ab, alle unterdrückten Meinungen und Geheimnisse kommen ans Licht.

Dabei fragt man sich mehrmals im Film Nicht echt jetzt, oder? und hofft mit den Charakteren, dass dieses Drama (innerhalb des Films) endlich vorbei ist, bloß um dann durch einen Kommentar wieder hineingezogen zu werden, den man in den Schuhen des Charakters mitunter selbst machen würde.

So bleibt mir nur zu sagen, wer Gott des Gemetzels mochte, wird auch diesem Film nicht abgeneigt sein, aber für Freunde französischer Komödien würden sich die Sch'tis oder Ziemlich Beste Freunde besser anbieten.

Titel: Der Vorname

Regisseur: Alexandre de La Patellière, Mathieu Delaporte

Länge: 109 Minuten

Witzige Zitate aus dem Film:
Du hast uns Elsass-Lothringen genommen, du wirst uns nicht auch noch unsere Vornamen nehmen!
 Er hat meinen Status als Mörder geklaut!
Welcher Mann trägt schon orange – ich meine, außer in Guantanamo

Mittwoch, 22. August 2012

Fine Structure

Ein logischer Hintergrund für Weltraumopern, ohne eine zu sein.

Konzipiert als Sammlung von Kurzgeschichten, hat Sam Hughes mit Fine Structure den Hintergrund für eine Welt, wie sie nur weit jenseits von bloßer Science-Fiction beschrieben werden kann, und dennoch ungemein gut zu lesen ist, geschaffen.

Hier einige Einblicke:



1. Jedes Jahr wird eine zufällig gewählte Person auf der Erde von einem Blitz getroffen und erhält Superkräfte.
2. Jeder neue Supermensch ist doppelt so mächtig wie der Vorige.
3. Dies geht so seit zehn Jahren.



Die Grundlagenforschung der Physik mit ihren Quantentheorien und Supersymmetrie, Paralleluniversen und all ihren theoretischen Konstrukten, die zwar möglich, aber nicht nachweisbar sind, stößt bei der Untersuchung einer kleinen, aber unerklärlichen Abweichung auf etwas fundamentales.

Überlichtschnelle Kommunikation ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich.

Oder zumindest war sie es, denn alle Experimente schlagen fehl, weil irgendetwas auf der etwas verschobenen Ebene der Realität, durch welche die Kommunikation geht, unser Signal niederbrüllt. Bei der Analyse dieses Brüllens finden die Physiker etwas fundamentales: Mathematik. Logik. Definitionen. Sprache. Ein Skript, welches wie die Voyager-Plakette, in sich selbst den Schlüssel zu seinem eigenen Verstehen birgt.

Und was dieses Skript sagt, ist im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch.

Es wird die gesamte, uns bekannte Mathematik und Physik beschrieben.
Leibniz? Check.
Newton? Check.
Einstein? Check.
Hawking? Check.
Weit jenseits von Hawking? Check...?
Das Problem: Alle unsere überaus genauen Theorien decken gerade mal das erste Prozent des Skriptes ab.



Anscheinend gibt es Universen, jenseits des unseren, die mehr als unsere 3+1 Dimensionen kennen. Universen, in denen man sich vor und zurück, nach links und rechts, hoch und runter, aber zudem noch in eine vierte, fünfte oder gar sechste Raumdimension bewegen kann!

Und je mehr Dimensionen ein Universum hat, desto wahrscheinlicher und mächtiger wird Intelligenz.

In einem für uns wortwörtlich unvorstellbaren Universum gibt es eine Art Krieg, obwohl das Wort bei weitem unzureichend beschreibend ist. Eine Waffe, bösartig, quasi-intelligent, ringt mit einem Wesen und die einzige Methode diese Waffe zu bannen, besteht darin, sie ihrer Fähigkeiten zu rauben. Fähigkeiten, die vielen Dimensionen zur Funktion benötigen.

Zu diesem Zweck reißt das Wesen die Waffe mit sich, stürzt hinab und plättet sich gewissermaßen auf 3+1 Dimensionen zusammen, und schafft eine Konstrukt, welches sowohl das Wesen als auch die Waffe daran hindern soll, diese Plätte zu verlassen. Eine intelligente Gefängniszelle, die jeden Versuch der Flucht durch immer striktere Regeln zunichte Macht.



So ziemlich jeder Ort unseres Planeten ist besiedelt, bewohnt, bebaut, bebombt und allgemein belebt gewesen. Irgendwann. Wenn man tief genug gräbt, egal wo, findet man verfallene Tempel, desolate Laboratorien, monolithische Häuser, und andere Nachweise der Zivilisation. Die Welt ist ein dutzend Mal untergegangen, und wieder aufgestanden.



Ich will wirklich nicht zu viel verraten und trotzdem klar machen, wie gut Fine Structure ist.

Es werden weit auseinander liegende Geschichten erzählt, die jede für sich bereits ungemein interessant ist. Der konkrete Zusammenhang zwischen dem Skript, den Supermenschen und allen anderen Handlungssträngen ist nicht offensichtlich, zumindest nicht zuerst, und auch im späteren Verlauf muss man mitdenken und mitunter anhalten, um alles zu begreifen und zu durchdenken.

Sam Hughes weiß darum, und sieht es als Problem, welches durch eine Überarbeitung zu lösen gilt, aber dies ist vorerst von geringer Priorität. Er weiß, obwohl die Sprache verständlich ist, die Thematik ist es nicht, und sie besser zu erklären hat er sich für eine Überarbeitung vorgenommen.

So ist man für ein tiefergründiges Verständnis auf das FAQ angewiesen, in welchem die Leserkommentare zusammengefasst beantwortet wurden. Übrigens sollte man diese bei den einzelnen Kurzgeschichten allerdings meiden zu lesen, denn es gibt zwar eine empfohlene Lesereihenfolge, aber die Kommentare nehmen auch Bezüge auf noch folgende Geschehnisse.

Nur so als Hinweis, es lohnt sich ein zweites Lesen, nicht nur fürs Verständnis, sondern auch aufgrund mehrerer gut ausgeführter Entwicklungen in der späteren Handlung, die ein anderes Licht auf Ereignisse am Anfang werfen.

So bleibt nur zu sagen, wer sich über softe Science-Fiction aufregt, sollte sich mal Fine Structure durchlesen, denn die Geschichten bieten mit wunderschöner Begeisterung eine harte Grundlage für weiche Science-Fiction (nur eine Interpretation).

Titel: Fine Structure

Autor: Sam Hughes

Länge: etwa 600 Seiten

Sprache: Englisch

Samstag, 18. August 2012

Lachsfischen im Jemen

Romantikkomödie mit schönen Bildern und etwas falscher Vorschau

Harriet Chetwode-Talbot arbeitet für eine Finanzagentur und einer ihrer Kunden ist ein Scheich mit dem extravaganten Wunsch, im Jemen Lachse einzuführen. Ihre Anfrage schmettert Dr. Alfred Jones, seinerseits im britischen Fischereiministerium, natürlich als grundsätzlich unmöglich ab.

Wären da bloß nicht die Auslandseinsätze, die schlechtes Licht auf den Premierminister werfen, und so kommt von der Pressesprecherin die eindringliche Anweisung, doch das ganze noch Mal ob seiner Machbarkeit überdenken.

Dr. Jones setzt sich also (mit verdoppelter Bezahlung) mit Ms. Chetwode-Talbot in Verbindung und beginnt dieses, von ihm immer wieder hervorgehoben wahnwitzige, Unternehmen in die Tat umzusetzen. Die überschlagenen und teilweise aus der Luft gegriffenen Forderungen (40 Millionen, nein, 45, nein, besser noch 50 Millionen Dollar… Pfund!) werden erfüllt.

Währenddessen kriselt es privat bei den beiden.

Denn (Al)Fred ist ein absoluter Vorzeigebrite. Korrekt, höflich, und vor allem eins: langweilig. Er hat früh geheiratet und aus der Ehe ist seit langem die Luft raus, sie scheint nur noch Routine zu sein.

Harriet hat vor kurzem eine Beziehung mit einem Soldaten der Spezialkräfte begonnen, bis er plötzlich zu einem Einsatz einberufen wird, um nicht lange danach verschollen zu gehen. So steht sie mit einem Bein bei ihrem verschollenen Freund, mit dem anderen bei dem charmanten, aber ungelenken Fred.

Lachsfischen ist ein guter Film, der handwerklich und schauspielerisch wirklich gut gelungen ist. Der Humor ist eine angenehme Mischung aus trocken und heiter, die Kamera zeigt die Schönheit der jemenitischen und britischen Landschaft, ohne in ihr verloren zu gehen. Einzig das Ende fand ich etwas enttäuschend, doch was will man machen.

Es gibt verschiedene untergründige Themenstränge, wie Glauben und Medienkritik, diese drängen sich aber nicht auf, sondern unterstreichen und füllen die Handlung mit Tiefe und Hintergrund.

Um noch ein Wort darauf zu verlieren, die Vorschau auf Lachsfischen im Jemen ist insofern fies, als dass dort einfach mal nur ein Wort weggeschnitten und dadurch der eine Satz vollkommen umgedreht wird. Welches Wort und an welcher Stelle sage ich aber nicht :P

Alles in allem eine durchgehend gelungene Kombination aus Romantik und Komödie, ohne eines dem anderen vorzuziehen. Wirklich sehr gut, ehrlich gesagt.

Titel: Lachsfischen im Jemen

Regie: Lasse Hallström

Länge: 108 Minuten

Montag, 13. August 2012

Ted

Kind wünscht Teddybär lebendig, aber wie gestaltet sich später das Erwachsenenleben?

Als der sozial ausgestoßene John zu Weihnachten einen Teddybären geschenkt bekommt, hat er endlich einen Freund, mit dem er spielen und dem er sich anvertraue kann. Da ist es nur normal, dass der Junge sich wünscht, das Plüschtier würde zu Leben erwachen.

Nicht normal ist, dass dies auch geschieht.

Trotz des serbstverständlichen Aufruhrs bleiben Ted und John beste Freunde, und das weit länger, als man erwarten sollte. Mittlerweile ist John mit Lori seit Jahren in einer Beziehung und obwohl die drei unerwartet gut zusammen passen, sieht Lori, dass Ted John am Erwachsenwerden hindert. Oft genug sitzen die beiden Flash-Gordon-Fans vorm Fernseher und kiffen, was sich negativ auf John's Stelle als Gebrauchtwagenverkäufer auswirkt. Bezüglich dieser ist er nicht glücklich, aber zufrieden, zumal der Chef ihn zu seinem baldigen Nachfolger befördern will – wenn er nicht zu viel Mist baut.

Mit einem arbeitslosen Teddybären als besten Freund, der nichts als Zocken, Glotzen, Nutten und Kiffen im wolligen Kopf hat, wird das allerdings schwieriger als gedacht.

Nachdem sie John immer wieder eine neue Chance gegeben hat sich zu beweisen, setzt Lori schließlich ihren Freund doch schweren Herzens vor die Tür, denn sie liebt ihn zwar und hat auch Ted in ihr Herz geschlossen, aber sieht ebenso den negativen Einfluss, den der Plüschkamerad auf John hat.

Viel mehr zu verraten wäre fies, denn Ted sprüht nicht vor innovativen Handlungssträngen, sondern kann als derbere Familienkomödie durchgehen. Wir sehen, wie sowohl Ted als auch John als Charaktere reifen, zu Einsichten kommen, das ganze Brimborium.

Den Humor verdankt Ted dem Regisseur/Produzenten/Drehbuchautor Seth MacFarlane, besser bekannt als Macher von den Zeichentrickserien Family Guy und American Dad. Wer diese kennt, wird also viele Elemente in abgeschwächter und massentauglicherer Form auch in Ted wiederfinden, wobei er sich einige Spitzen gegen seine und anderer Werke und Vorurteile nicht verkneifen kann.

Insgesamt ein etwas kindischer und zugleich Film für die jugendlicheren Familienmitglieder.

Titel: Ted

Regie: Seth MacFarlane

Dauer:
106 Minuten

Mittwoch, 8. August 2012

New Orbit

Newton'sche Physik als Spiel

Die Erde ist zerstört, und bis auf einige wenige sind alle tot. Diese Überlebenden haben sich im Asteroidengürtel niedergelassen, sind gediehen und gewachsen, bis sich verschiedene Fraktionen herausgebildet haben. Schließlich kam es zum Krieg.

Man spielt einen namenlosen Ingenieur, der als einziger die Zerstörung seines Schiffes tief in feindlichem Territorium überlebt hat. In seinem winzigen Rettungsshuttle versucht er sich auf den Weg nach Hause zu machen, trifft dabei auf ruchlose Händler und den ideologischen Feind.

Aufgrund der Kürze der Handlung bleiben viele Fragen offen, wie beispielsweise der Hintergrund der beiden Fraktionen. So ist das Node Collective scheinbar rational orientiert, während das Triterian Empire abergläubische Angst vor Gebieten hat. Der Held der Handlung gehört zwar dem Node Collective an, aber als Spieler frage ich mich unwillkürlich, wieso das Node Collective genauso fundamentalistisch klingt wie vermeintlich Abergläubische…

New Orbit ist ein Adventure mit einem interessanten Konzept, nämlich realistischer Physik. Oder zumindest realistischerer, denn die meisten im Weltraum angesiedelten Spiele haben eine Physik, in der Weltraum mit Wasser gleichgesetzt wird. Nur wenn der Antrieb Schub gibt, bewegt man sich vorwärts, wird der Schub ausgeschaltet, gleitet man noch ein bisschen weiter und kommt dann zum stehen.

Nicht so bei New Orbit. Nach einem Schubstoß fliegt man immer weiter in die Schubrichtung, bis man in das Schwerefeld eines Körpers gelangt und durch diesen angezogen wird. Wenn man gut ausgerichtet ist, schwingt man um den Asteroiden herum und fliegt in einer anderen Richtung weiter, oder schlägt auf ihm ein.

Das Ausmaß der Ablenkung wiederum hängt von der eigenen Geschwindigkeit und der Entfernung zum Asteroiden ab. Mit anderen Worten, fliegst du schnell, ist die Ablenkung weniger stark und, passierst du ihn dicht, ist die Ablenkung stärker. Und wenn man langsam und dicht genug an einem Asteroiden vorbei fliegt, schwenkt man in einen Orbit ein.

Das ist aber bei weitem nicht so leicht, wie man es sich vorstellt! Die ständig wirkenden Anziehungskräfte machen eine stetige Korrektur notwendig, man muss immer wieder ein bisschen Schub geben, dichter oder weiter weg fliegen, schneller oder langsamer werden, um in einen brauchbaren Orbit zu gelangen.

Die Mechanik kommt einem dabei nicht zu Hilfe, so dass ein grober Orbit reichen würde und dann automatisch auf kreisförmig korrigiert wird, oh nein! Das wird einem vor allem klar, wenn man selber versucht in einen Orbit zu schwenken. Aufgrund der Masse des eigenen Shuttles gibt es bloß eine bestimmte Entfernung, innerhalb derer man einen grob kreisförmigen Orbit erreichen kann, und wenn man sich außerhalb dieses Bereichs befindet, ist man selbst mit beiden Augen zudrücken in einer elliptischen Umlaufbahn, und das Missionsziel nicht erreicht.

Diese sind glücklicherweise variabel. So muss man diverse Asteroiden scannen, auf ihnen landen und anbohren, Materialien einsammeln und Minen ausweichen. Letzteres gestaltet sich als schwierig, wenn die Spielphysik ist erbarmungslos und bloßes beschleunigen reicht oft nicht aus, sondern man muss kalkuliert in Umlaufbahnen einschwenken oder in genau kontrollierten Spiralen aus dem Schwerefeld eines Asteroiden entkommen.

Handwerklich betrachtet weist das Spiel ein paar Mängel auf, die hoffentlich mit späteren Episoden ausgebügelt werden. So ist die Synchronisation qualitativ ausbaufähig. Im Gegenzug ist aber quasi jede Zeile synchronisiert, was man von anderen Spielen so nicht kennt. Die Bedienung erfolgt nur mit einem Finger, mit dem man Richtung und Stärke des Schubs bestimmt

Eine Anmerkung noch, der Hauptcharakter hat die Angewohnheit mit sich selbst zu reden – aber nicht im Scheindialog. Vielmehr spricht er seine Gedanken laut aus und kommentiert seine Handlungen. Da stellt sich die Frage, ob er dies nicht tut, aufgrund seiner desolaten Lage, weil sein Bordcomputer eine miserable Gesprächspartnerin ist oder weil er nicht den Verstand verlieren will. Die nächsten Folgen werde das wohl zeigen…

Insgesamt ist New Orbit also ein vielversprechendes Weltraumadventure mit Wachstumspotential.

Titel: New Orbit (Link)

Entwickler: Blackish Games

Genre: Adventure, Science-Fiction

Sprache: Englisch (Alles), Deutsch (plattformabhängig Menü & Untertitel)

System: iOS, Android, PC, Mac



PS: Ich hoffe, in einer der nächsten Folgen wird geklärt, wieso die Bord-KI so böse guckt…

Montag, 6. August 2012

XSGCOM

Überraschend passende Fusion.

Stargate sollte Fernsehguckern ein Begriff sein, aber trotzdem mal eine Zusammenfassung: Bei Ausgrabungen in Ägypten wird ein Ring aus einem unbekannten Metall gefunden. Der Archäologe Daniel Jackson macht sich an die Entschlüsselung der darauf befindlichen Symbole und kommt auf die hirnrissige Idee, dass der Ring außerirdischen Ursprungs ist. Seine Karriere macht einen offensichtlichen Knick, bis Jahre später die US Air Force an seiner Tür klopft.

Das Militär hat den Ring "akquiriert" und verschiedene Forscher sind zu ähnlichen Schlüssen gekommen wie Mr. Jackson, bloß noch mit der Unterstützung wissenschaftlicher Fakten.

Wie sich herausstellt ist der Ring tatsächlich außerirdischer Herkunft und öffnet Wurmlöcher zu verschiedenen Planeten mit eben solchen Ringen, sogenannten Stargates. Auf dem ersten Planeten angekommen treffen die Air Force zusammen mit Jackson auf außerirdische Parasiten, die Menschen als Wirte benutzen und sich für Götter halten.

Obgleich sie technologisch den Menschen weit voraus sind, bilden sie die Spitze in einem galaxieumspannenden feudalen System mit Menschen als Sklaven auf vielen Planeten. Das Air Force Team unter Colonel Jack O'Neill kann das natürlich nicht zulassen, also entsorgen sie den unmittelbaren "König", was das Feudalsystem in Aufruhr versetzt.

Das Stargate-Programm wird später aufgrund der potentiellen Gefahren für die Erde (technologisch weit fortgeschrittene Aliens mit Raumschiffen) auf Eis gelegt, später wieder aufgetaut und es werden Stargate-Teams zu den Planeten geschickt, um zu forschen, handeln und die Menschen aus der Knechtschaft der parasitären Goa'uld zu befreien.

Eines dieser Teams besteht aus Colonel Jack O'Neill, Zivilist und Archäologe Daniel Jackson, Physikerin und Captain Samantha Carter sowie Überläufer Teal'c.

X-COM sagt wahrscheinlich weniger Leuten etwas, aber es ist eine Reihe von Taktik-Shootern (wie beispielsweise auch das bekanntere Jagged Alliance), die spielmechanisch hoch gelobt sind und nach wie vor in Listen der besten Spiele überhaupt in den obersten Plätzen rangieren.

Zur Handlung: Spätestens seit 1999 befindet sich die Erde in einem geheimen Krieg gegen außerirdische Invasoren, und es läuft nicht gut. Die Aliens kommen in unsere Länder und entführen Menschen, um an ihnen schreckliche Experimente durchzuführen. Die einzige Verteidigung heißt X-COM und ist ein UN-sanktionierter Militärdienst, der mit riesigen Verlustraten (es überleben oft genug weniger als die Hälfte der Missionsmitglieder) sich den Invasoren entgegenstellt. Abgeschossene UFOs werden untersucht und als Forschungsgrundlage genommen, die Aliens teilweise bei lebendigem Leibe auseinander genommen, um bessere Verteidigungsstrategien zu entwickeln.

Kurz gesagt, X-COM ist alles andere als zimperlich. (Und nimmt viele Anleihen aus der UFO-Mythologie und dem Cthulhu-Zyklus) Es ist martialisch, brutal, ruchlos, und inhuman, weil dies die einzigen Mittel und Wege sind, die zumindest den Hauch einer Chance im geheimen Krieg zulassen. In jedem anderen Zusammenhang wären die Methode reiner Irrsinn.

Kommen wir nun zur Fusion:

Die Erde hat an zwei Fronten gegen zwei unterschiedliche Gegner gekämpft und nur eine Handvoll Leute wussten überhaupt von dem jeweils anderen Krieg.

Als X-COM (statt der Russen im Original) das zweiter Stargate im Pazifik finden, kommt es zu einer zwangsläufigen Bekanntschaft und anschließend Fusion vom Stargateprogramm und X-COM. Die Stargateleute sind davon zuerst wenig begeistert, ist ihr Augenmerk doch Diplomatie, Handel und Forschung und nicht die Kriegsführung mit allen Mitteln, wie sie X-COM betreibt. Daher sind Reibereien nicht überraschend.

Ich will gar nicht zu viel verraten, aber XSGCOM ist im wesentlichen gut geschrieben und führt die beiden Universen hervorragend zusammen. Man könnte fast annehmen, die teilweisen Ergänzungen der jeweiligen Lücken wären von den Machern beabsichtigt gewesen, so gut passen Stargate und X-COM ineinander…

Der Kombinationspunkt ist Mitte 2000, also während der vierten Staffel von Stargate – Kommando SG-1. Zu dem Zeitpunkt hat X-COM bereits Laserwaffen und Körperpanzerung, aber noch keine Plasmawaffen. Dafür sind die bereits vorhandenen Laserwaffen mehr als ausreichend, um Jaffa (die Standardgegner in SG-1) niederzumähen. Durch die Zwangslage von X-COM in den Jahren zuvor immer bessere Waffen zu entwickeln, um gegen ihre außerirdische Bedrohung zu kämpfen, haben sie eine für Durchschlagskraft, die Jaffa wortwörtlich perforiert.

Zusammen mit ihrer wesentlich militärischeren Kampfdoktrin bekommen die oft nur belächelten Tau'ri (Goa'uld-Name für Menschen von der Erde) mit ein Mal etwas Respekt.

Die Handlung folgt mehr oder weniger dem Verlauf der Spiele und Fernsehserie zugleich, aber immer mit Zugeständnissen gegenüber der veränderten Sachlage. Mitunter offensichtliche Lösungen, die in SG-1 wegen dramatischen oder anderweitigen Gründen nicht gewählt wurden, sind in XSGCOM gern gesehen. Dabei geht der Autor aber nicht zu weit und macht die Terraner übermäßig stark – allein schon der geheime Krieg gegen die übermächtigen Aliens aus aus X-COM macht das schwierig – sondern verfolgt bestimmt das Ziel, die Menschheit stark genug zu machen, um die Probleme aus der Serie ohne deus ex machina zu lösen.

Zu diesem Zweck lässt er zum Beispiel XSGCOM diplomatische und ökonomische Bande zu den Tollanern, Aschen und diversen industrialisierten und technologisch fortgeschrittenen Völkern knüpfen, was später in der Handlung zu einem unvergleichlichen Erfindungsschub auf der Erde führt (in Wirklichkeit angepasste Erfindungen aus außerirdischen Technologietransfers).

Dabei sind viele Entwicklungen sehr logisch, mit häufig wechselnden Allianzen und Bündnissen, politischen Ränkespielen und dergleichen. Der Humor hält sich interessanterweise beständig auf einem unaufdringlichen aber guten Niveau, das mir naher der Fernsehserie scheint.

Zu Bemängeln ist dafür die Grammatik und Interpunktion. Oftmals würde eine Umstrukturierung der Sätze oder ein Extrakomma das Verständnis ungemein erleichtern.

Im Gegenzug befinden sich im Anhang der Kapitel immer Links zu verschiedenen Quellen, wie Wikieinträgen zu relevanten Episoden, Personen oder Technologien. Das ist teilweise auch nötig, denn Episoden werden nicht nacherzählt, sondern zumindest grobes Wissen über sie einfach vorweg angenommen.

Insgesamt aufgrund der verschiedenen Entwicklungen eine interessante Lektüre, wenn auch sprachlich unter der Norm.

Titel: XSGCOM (Auf Twisting the Hellmouth, Auf Fanfiction.net)

Autor: Hotpoint

Sprache: Englisch (einfach-mittel)

Status: SG-1 abgeschlossen (337k Wörter), SG-Atlantis laufend/ruhend (149k Wörter)

 PS: Update im X-COM-Paragraf, Layout (09.08.2012)

Montag, 30. Juli 2012

Iris Zero

Erstaunlich tiefe Umdrehung des Kräfte-Konzepts

Vor 27 Jahren fingen Kinder an, mit einer sogenannten Iris geboren zu werden, einer Fähigkeit der Augen, ansonsten unbekannte Informationen zu zeigen. Diese Informationen können ganz unterschiedlich sein – ob eine Person lügt, welche Gefühle sie gerade empfindet, aber auch banales wie was es morgen zum Mittag gibt. Die Kinder nehmen also die Realität mit dem Filter ihres Iris war.

Wurde zuerst nur ein geringer Prozentsatz der Kinder mit einer Iris geboren, so sind es heute fast alle, und die ohne diese Fähigkeit, als Iris Zero bezeichnet, werden von Gleichaltrigen gemobbt, gehänselt und ausgestoßen.

Toru ist einer dieser Iris Zero und Hauptcharakter der Mangareihe.

Im Bewusstsein, dass sein Mangel einer Iris ihn brandmarken würde, entwickelte Toru eine hervorragende Beobachtungsgabe und analytisches Geschick, welche in Kombination ihn befähigten bis zur Grundschule sein Defizit geheimzuhalten mittels einer angeblichen Iris, die ihn die Irisfähigkeit der anderen Kinder feststellen ließ. Dabei schaute er in Wirklichkeit bloß aufmerksam zu und versetzte sich in das entsprechende Kind hinein. Er stellte sich vor, welche Iris das Verhalten in die beobachteten Bahnen lenken würde und wusste dadurch sehr gut über die Befähigungen der anderen Kinder Bescheid.

Bis, eines Tages, die Scharade zu gut funktionierte und er als Iris Zero entlarvt wird.

Mittlerweile ist Toru an der Oberstufe und hat sich mit den Schikanen und Drangsalierungen abgefunden und verfolgt eine Politik der geringsten Aufmerksamkeit. Dies bedeutet sich im Hintergrund zu halten und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um den gröbsten Scherereien und Mobbings aus dem Weg zu gehen.

Da geht es ihm gehörig gegen den Strich als Koyuki, ihres Zeichens beliebtestes Mädchen der Schule, in seine Klasse stürmt und mit ihm gehen will. Ihre Worte!

Allerdings bloß nach draußen, nicht im romantischen Sinne. Denn Koyuki hat die Iris, die Tauglichkeit einer Person für bestimmte Aufgaben zu sehen, in diesem Fall den Posten des Schülersprechers. Allerdings hat sie jetzt bereits tagelang nach der passendsten Person gesucht, aber kein positives Signal gesehen, so dass sie die Aufgabenstellung in Richtung "Wer kann mir helfen, die für den Posten tauglichste Person zu finden" geändert hat. Für diese ergab Toru ein positiv, daher ihre Anfrage.

Toru hilft ihr, widerwillig und mit Verzögerung, denn er ist sich der damit verbundenen Aufmerksamkeitssteigerung bewusst. Seine Hilfe ist aber nicht offensichtlich, sondern analytisch und scheinheimlich.

So findet er, zu seinem Leidwesen, einen neuen Freund in Koyuki.

Im Verlauf der ersten Kapitel kommen noch einige Charaktere hinzu, und Toru muss sich wohl oder übel damit abfinden, dass mit dem Bilden einer Clique seine soziale Belichtung zugenommen hat.

Zu dieser Gruppe gehören er (Nichts sehen), Koyuki (Tauglichkeit sehen), Yuki (Lügen sehen), Hijiri (Spoiler ich nicht), und etwas loser angeknüpft noch zwei weitere. Soviel zur Handlung.


Iris Zero greift eine beliebte Thematik, Hauptcharaktere mit nicht weiter erklärten Kräften, auf und dreht die übliche Prämisse auf den Kopf, indem Toru keine besonderen Kräfte hat, sondern die Welt ohne einen Irisfilter sieht. Damit bildet er die Ausnahme und muss sich mit den in Japan aber auch anderen Ländern weit verbreiteten Drangsalierungen, Schikanen und Mobbing von Kindern, die aus der Norm fallen, arrangieren.

Dabei beschreitet er einen logischen und oft auch in der Realität gesehen Weg: unsichtbar bleiben. Allerdings sind Kinder oft grausam und hänseln und schikanieren trotzdem, solange sie designierte Opfer haben. Obwohl dieses Thema nicht der Fokus des Manga ist, taucht es doch immer wieder auf.

Ein weiterer Aspekt sind die Implikationen der verschiedenen Kräfte. Hat ein Kind, dass das morgige Mittagsessen kennt, eine einigermaßen nutzlose Kraft, ist die psychologische Bedeutung gering. Yuki, mit ihrer Fähigkeit Lügen zu erkennen hingegen, hat es schwieriger. Jedes Mal, wenn ihr gegenüber bewusst geheuchelt wird – beispielsweise sozial gefordertes, aber in Wirklichkeit leeres Mitgefühl – sieht sie dies. Es ist ziemlich selbstverständlich, dass Yuki aufgrund ihre Iris sich bevorzugt mit Personen anfreundet, die nicht wegen Trivialem lügen.

Oder ein Charakter, der soziale Etiketten (hässlich, still, beängstigend, Loser, gewalttätig, ...) sieht, also immer die gesellschaftlichen Brandmarken vorgehalten bekommt, wie wird dies sein Verhalten beeinflussen? (siehe hierzu auch Ettikierungssansatz)

Was ich mit all dem sagen will, Iris Zero ist überraschend tiefsinnig, teilweise gesellschaftskritisch und kommt zwar vom Zeichenstil wie ein moderner Oberschulmanga daher, ist aber thematisch nicht so leicht gestrickt.

Leider ist zur Zeit einer der beiden Autoren krank, so dass keine neuen Kapitel erscheinen.

Titel: Iris Zero

Autoren: Piro Shiki und Hotaru Takana

Länge:
min. 6 Bände

Status: laufend, wegen Krankheit unterbrochen

Sonntag, 29. Juli 2012

Josh & Imp

Kurzcomic über Eingliederungsprobleme von Superhelden

Das klingt jetzt thematisch schwer, ist es aber nicht, dafür aber recht kurz.

Josh ist ein normaler Jugendlicher, 17 Jahre, mit einem Nebenjob im Einzelhandel.

Imp ist eine unnormale Jugendliche, die hauptberuflich Schurken und Verbrecher verprügelt.

Die beiden sind in einer geheimen Beziehung, passend zur Imps Notwendigkeit einer Geheimidentität, denn wie der Name vermuten lässt, geht Imp nicht ohne Maske außer Haus. Einerseits ist Josh hin- und weg von Imp sowie dem Konzept, eine maskierte Heldin als Freundin zu haben, andererseits schränkt das die möglichen Aktivitäten doch sehr stark ein – keine öffentlichen Veranstaltungen, und immer eine Barriere zwischen den beiden.

Ich will gar nicht viel zum Inhalt sagen, denn die Inhaltsangabe einer Kurzgeschichte ist zwangsläufig schon bald so lang wie die Geschichte selbst. Daher gehe ich lieber auf die anderen Elemente ein, denn dieser sind zugleich der Fokus der Geschichte, die Gefühle.

Wie gesagt, Josh ist angetan von Imp, aber für ihn stellt die Maske ein sich immer wieder in den Vordergrund drängendes Hindernis dar. Imp wiederum begrüßt eine Beziehung mit einem mondänen, normalen Menschen, denn die Leute ihres Bekanntenzirkels sind von Beruf her ein bisschen verquer, sei es durch Mutationen oder kosmische Kräfte oder die notwendige geistige Entrückung, sich in einem auf Teufeln und Dämonen basierendem Kostüm mit Hightechwaffen gegen übermenschliche Gegner ins Feld zu stürzen.

Dabei ist die in Josh vorhandene und ihr mangelnde Normalität nicht der Grund für die Beziehung der beiden, sondern nur eine angenehme Grundlage.

Im Verlauf des Comics arbeiten die beiden durch ihre Differenzen und kommen zu einem für beide Seiten zufriedenstellendem Kompromiss, mit einer überraschenden Wendung.

An und für sich ist Josh & Imp Teil einer nie vollendeten Anthologie, die im gleichen Universum mit überschneidenden Charakteren angesiedelt war. Man merkt, dass die Gruppe um Imp ein Äquivalent zu Batman sein soll, mit wahrscheinlich ähnlichen Äquivalenten zu anderen Helden und Schurken.

Der Autor, Jon Bernhardt, war zum damaligen Zeitpunkt 18, und das zeigt sich. Die Seiten quellen fast über vor Sprechblasen, bis zum Rand mit Text gefüllt. Die Illustratorin Diana Nock hat glücklicherweise einiges retten können, so dass die Textwüste aufgebrochen und dynamischer gestaltet wurde.

Bezüglich des Sprachniveaus ist Josh & Imp recht textlastig, aber verständlich formuliert.

Alles in allem eine schnelle und niedliche Lektüre.

Titel: Josh & Imp (Link: http://www.jinxville.com/comics/)

Autor: Jon Bernhardt

Illustrator: Diana Nock

Sprache: Englisch

Status: Abgeschlossen

Seiten: ca. 30

Samstag, 28. Juli 2012

The Amazing Spider-Man

Tod in der Familie treibt Jugendlichen zu Heldentaten

In dieser Neuauflage von Spiderman orientiert sich die Handlung weniger an der Heldengalerie sondern dem Reifen des Helden. Und unser Held ist natürlich Peter Parker. Er besucht die Highschool und ist für seine Fotografien bekannt, aber in der sozialen Hackordnung eher unten als oben, allerdings widmet der Film sich diesem Aspekt nicht allzu sehr.

Stattdessen scheint es der Auftakt zu der beliebten Form der Trilogie zu sein, doch dazu später mehr.

Als Peter beim Aufräumen auf die Tasche seines verschollenen Vaters stößt, durchstöbert er diese und findet neben Forschungsunterlagen auch ein Foto, auf dem der Arbeitskollege Dr. Connors zu sehen ist.

Aufgrund des damaligen plötzlichen und verstörenden Verschwindens seiner Eltern macht sich Peter auf zu Oscorp, Connors Arbeitgeber, und schafft es mit einer List (und Komplizenschaft von Gwen Stacy) tatsächlich, Dr. Connors Aufmerksamkeit zu erregen. Dieser forscht an artübergreifender Genetik und Regeneration von Gliedmaßen.

Parallel dazu reiben sich Peter und sein Onkel Ben aneinander, da Peter über seine Arbeit mit Dr. Connors seine häuslichen Pflichten vernachlässigt. Sein seltsames Verhalten, nachdem er von einer Spinne bei Oscorp gebissen wurde, tut sein übriges. Als nach einem Streit sich die beiden das nächste Mal treffen, stirbt Onkel Ben in Peters Armen, nachdem er sich einem fliehenden Räuber in den Weg gestellt hatte.

Unterdessen führen die Fortschritte in Connors Forschungen zu ersten Erfolgen, als einer Maus eine Pfote nachgewachsen ist. Dummerweise geht das ganze für Connors Chef und Oscorps rechte Hand noch zu langsam, so dass sich Connors zu einem Selbstversuch genötigt sieht, nachdem geheime Forschungen an Kriegsveteranen angedroht wurden.

Es kommt, wie es kommen muss, und wie jeder mit wissen über die Comicgrundlage weiß: Dr. Connors verwandelt sich in ein übergroßes, gewalttätiges, Menschen-Reptil-Mischwesen.

Zeitgleich macht sich Peter auf die Suche nach Onkel Bens Mörder und sammelt dabei langsam genug Aufmerksamkeit, um ins Augenlicht der Polizei, insbesondere Captain Stacy, zu rücken.

Ich denke, die restlichen Handlungsverläufe sind ziemlich selbsterklärend, weswegen ich jetzt auch nicht auf sie eingehen werde.

Manch einer mag sich fragen, was mit Mary-Jane aus den vorigen Filmen ist, aber denen sei versichert: sie kommt in diesem Film nicht vor. Sowohl Gwen als auch Mary-Jane sind beide, im Comic wohlgemerkt, an Peter interessiert gewesen. Allerdings sieht es nicht gut für Gwen aus, je nachdem wie stark sich die Drehbuchautoren an die Comics halten zumindest. Es wäre im Zweifelsfall ein kolossaler Abschluss einer Trilogie.

Bei dieser Version von Spiderman nimmt man Peter die Charakterentwicklung ab und es wird nicht so sehr Onkel Bens Mantra gepredigt – Aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Außerdem ist die Rotznäsigkeit von Spiderman besser getroffen, wer die Comics gelesen hat, wird seine ständigen schnippischen Bemerkungen im Hinterkopf haben. Diese sind zwar jetzt authentischer, aber auch rarer.

Effekttechnisch übrigens fand ich die Schwingszenen aus den Augen von Spiderman sehr interessant, das erinnerte von den dramatischen Prinzipien her an die Doom-Verfilmung. Die restlichen Effekte sind gut, aber den Aufpreis für 3D nicht wert. Und, kleinlich wie es ist, Peters Haare erinnern doch etwas an Edward Cullen aus Twilight, zumal er nicht wirklich wie 17 aussieht. Dramaturgisch ist mir die Länge während der Vorstellung, über zwei Stunden, nicht negativ aufgefallen.

So bleibt zu sagen, dass The Amazing Spider-Man eine solide Neuauflage ist, die je nach Fortführung gutes Potential als Auftakt hat.

Titel: The Amazing Spider-Man

Regie: Marc Webb

Länge: 136 Minuten

(Hihi, der Spidermanregisseur heißt selber Webb, also Netz)

Freitag, 27. Juli 2012

Ice Age 4 – Voll Verschoben

Brauchbare Fortsetzung

Im neusten Teil von Ice Age wird die altbekannten Truppe – Mammut Manni, Säbelzahn Diego, Faultier Sid – am Anfang von Sids Familie heimgesucht, die ihrerseits bloß die resolute, aber leicht senile Oma abladen wollten. Währenddessen übt Manni's Tochter den Aufstand, denn ihr Vater will nicht in seinen Schädel bekommen, dass sie nunmehr jugendlich und nicht mehr das kleine Mädchen von früher ist. Es kommt, wie es kommen muss und die beiden überwerfen sich.

Dummerweise hat sich die Beutelratte Scrat in ihrem Nusswahn diesen Moment ausgesucht, um aus Versehen Flipper mit den Kontinenten zu spielen. Die Kontinentalgräben tun sich auf, es entstehen Subduktionszonen und die alte Heimat wird in Anlehnung an den ersten Ice Age von einer sich vorschiebenden Wand – diesmal Fels statt Eis – langsam ausgelöscht.

Im Verlauf dieser Verwerfungen werden die Drei+Oma vom Rest der Herde getrennt und treiben auf einem Eisberg aufs offene Meer, wo sie bald genug von Piraten aufgeschnappt werden. Erster Offizier des Primatenkäptn's: eine Säbelzahntigerin. Den romantischen Teil der Handlung kann man sich also denken.

Für einen Animationsfilm kommt relativ wenig 3D zum Einsatz, ist dafür aber nicht unnötig in den Vordergrund geschoben. Eine unaufdringliche Bereicherung, möchte ich sagen.

Von der Witzigkeit ist der vierte Teil erstaunlich nah am Original, und der Humor ist zumeist Slapstick, der vor allem gespeist wird durch die absurden Charaktere. Angenehm aufgefallen ist mir, dass der Handlungsfaden von Scrat dieses Mal sich gut mit denen von Manni und Co. kreuzt, ohne sich ihnen aufzudrängen, das wurde gut gelöst.

Parallel zu diesen macht die Tochter eine Entwicklung durch, denn die Flucht vor der Steinwand zeigt ihr den Unterschied zwischen Schwarm und Freundschaft sowie Leichtsinn und Mut.

Alles in allem eine solide Fortsetzung, die mir besser im Gedächtnis haften bleiben wird als die beiden vorigen Fortsetzungen.

Titel: Ice Age 4 – Voll Verschoben

Regie: Steve Martino, Mike Thurmeier

Länge: 88 Minuten

Überrascht hat mich, dass, obwohl Scrat durch die Einbindung als Vorfilm rausgefallen war, ein Vorfilm mit den Simpsons gezeigt wurde, genauer gesagt die Abenteuer von Maggie bei einem Tag im Kindergarten. Der hatte mir sehr gut gefallen, ein nettes Schmankerl für den Lachmagen.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Aphorism

Battle Royal mit einer individuellen "Gabe"

Es gibt eine Schule im Bezirk Naraka, bei deren Abschluss man automatisch und garantiert einen hohen Posten in der Regierung, Wirtschaft oder einem anderen Feld erhält. Während des Besuchs der Schule lebt man in einem Internat auf dem Gelände, wird hochluxuriös versorgt und quasi alles wird gestellt.

Logischerweise wollen viele Schüler solch einen einfachen und verheißungsvollen Weg bestreiten, doch gibt es da ein Problem: Für den Besuch der Schule muss man die schwebende Insel über derselbigen sehen können, und beim Einschreiben 15 Jahre alt sein.

Rokudo Momiji ist einer der Glücklichen, er kann die Insel sehen und ist 15, so dass er einen Platz ergattern konnte. Auf dem Weg trifft er am ersten Tag Aira und die beiden freunden sich schnell an, zumal sie in der gleichen Klasse sind.

Während der ersten Unterrichtsstunde bekommen sie die Aufgabe, ein Kanji (japanisches Zeichen, das meist ein Wort oder Teil eines Wortes ist) zu schreiben, welches ihnen entspricht für die nahende Schlacht. Und ja, das ist die einzige Erklärung, die sowohl der Leser als auch die Charaktere bekommen.

Nach reiflicher Überlegung entscheidet sich Rokudo für "Wandel", weil er sich verändern und mehr seinem Ideal entsprechen will, und Aira für "Katana", da sie in einem Dojo aufgewachsen und Schwertkampf studiert hat.

Dann geht es Schlag auf Schlag – Monster tauchen auf. Jedes Mal, wenn die schwebende Insel sich zwischen Sonne und Schule schiebt und somit eine Art Sonnenfinsternis hervorruft, tauchen Monster auf, jeweils unter einem gemeinsamen Kanji, aber von Finsternis zu Finsternis anders, und die Schüler müssen gegen die Monster kämpfen.

Aira kann sich einigermaßen gut behaupten mit ihrem Schwert, im Gegensatz zu Rokudo, der sich in ein Plüschtier verwandelt. Erst als sie in Lebensgefahr schwebt und rechts und links seine Mitschüler in Scharen sterben, verwandelt er sich in die Person, die er sein möchte, in jemand cooles, auf den man sich verlassen kann und das passiert wirklich, bloß nicht ganz so wie Rokudo sich das vorgestellt hat.

Der gewandelte Rokudo, sieht anders aus, hat andere Fähigkeiten und macht mit den bedrohenden Monstern kurzen Prozess.

Soviel zum Anfang.

Natürlich geht es weiter. Natürlich sind die Finsternisse, Monster und Herausforderungen nur ein Teil der Handlung, und auch eher ein Hintergrund für selbige. Denn es stellen sich schnell verschiedene Fragen: Woher kommt dieser Wandel-Rokudo? Was hat es mit dem beängstigenden Organisationsgrad der Klasse 4 auf sich? Welche Bedeutungen, neben den offensichtlichen, haben die selbstgewählten Zeichen und wie kann man sie möglichst effektiv einsetzen? Wer kam auf die Idee für diesen ganzen Unfug? Wie ist die Rolle der Regierung dabei?

Es schält sich heraus, dass die Mitschüler genauso eine Gefahrenquelle sein können wie die vermeintlichen Monster. Manche Zeichen sind überaus mächtig, andere hingegen erfordern Kreativität oder haben quasi keine brauchbare Anwendung. Der Schuldirektor ist mehr und weniger als er zu sein scheint. Gruppen formen sich. Schüler sterben.

Ich würde gerne sagen, dass der Manga gut ist, aber er ist nur Mittelmaß. Viele der üblichen dramatischen Stilmittel werden herangezogen und zu einem eigenen Mix vermengt, doch leider sticht aus diesem nichts wirklich hervor.

Die Gewaltdarstellungen sind weniger stark, aber immer noch häufig genug, dass der thematische Vergleich zu Battle Royal sich aufdrängt. Es wird teilweise Zeit auf die Motivationen der verschiedenen Charaktere verwendet, aber dann nur für die Protagonisten und Antagonisten, so dass die wegfetzenden Mitschüler nur als Kanonenfutter wahrgenommen werden.

So kann man also Aphorism problemlos als Horror-Überlebens-Manga lesen, mit Shoneneinschlägen durch den Monsterhintergrund.

Titel: Aphorism

Autor: Kujou Karuna

Status: laufend, min. 9 Bände

Sonntag, 15. Juli 2012

My Week with Marilyn

Ein kleiner Fisch hat eine Kurzbeziehung mit Marilyn Monroe.


Colin Clark stammt aus gutem Hause, sein Vater ist weltberühmter Kunsthistoriker, sein Onkel königlicher Bibliothekar im Windsor Palace, und dementsprechend wirkt sein Wunsch beim Film zu arbeiten.

Durch Beharrlichkeit schafft er er es dann doch eine Stelle zu ergattern, und zwar beim renommierten Schauspieler und Filmemacher Laurence Olivier. Er wird dritter Regieassistent, also ein glorifizierter Laufbursche.

Doch das stört Colin nicht, denn er kommt seinem Traum damit ein bedeutendes Stück näher. Es schadet natürlich nicht, dass bei dem Film auch Marilyn Monroe mitspielen wird.

Als Filmliebhaber ist sie Colin natürlich bekannt, aber sein Respekt vor ihrer Person und Können macht sie zugleich unnahbar. Und doch ist Marilyn von Selbstzweifeln geplagt über ihr Können, insbesondere da sie einen Heidenrespekt vor Mr. Olivier und Dame Sybil Thorndike und deren schauspielerischen Können hat.

Dies führt dazu, dass Marilyn ihre Schauspiellehrerin Paula als Puffer nutzt und wiederholt zu spät am Set erscheint. Ihre Selbstzweifel können leider auch nicht durch Dame Sybils wiederholte Beteuerungen ihres Talentes zerstreut werden.

Erst Colins Worte können Marilyn beruhigen und ihre schauspielerischen Fertigkeiten hervorlocken. Die vergessenen Textpassagen treten nicht mehr auf, sie erscheint pünktlich am Set, alles läuft flüssig.

Natürlich endet es.

Was ich bisher nicht erwähnt habe: Marilyn ist zu dem Zeitpunkt glücklich verheiratet und Colin hat eine Romanze mit Lucy, welche die Kostüme macht. So steht die Liebelei zwischen Marilyn und Colin von vornherein unter einem schlechten Stern.

Mir hat der Film gefallen. Man merkt sowohl Olivier als auch Dame Sybil (Dame ist übrigens das weibliche Pendant zum geadelten Sir) an, und nimmt es ihnen auch ab, dass sie beide hochkalibrige Schauspieler sind. Allerdings kommen beide vom Theater und haben eine klassische Ausbildung genossen, während Marilyn einfach ein unglaubliches natürliches Talent besitzt. So ist die Dame auch nicht herablassend in ihrer Bewunderung und Aufmunterung von Marilyn, sondern ehrlich.

Ein anderer Aspekt ist der interessante Einblick in die Filmmacherei im England der 1950er mit ihrer Klatschpresse, Autogrammjägern, Paparazzi und Gewerkschaften.

Man mag jetzt geteilter Meinung sein, ob diese Verfilmung von Colin Clarks Memoiren der Wahrheit entspricht, ob er wirklich eine Beziehung mit einer der Ikonen des 20. Jahrhunderts hatte, aber dessen ungeachtet ist es eine gute Geschichte, die sich so problemlos ereignet haben könnte.

Titel: My Week with Marilyn

Regie: Simon Curtis

Länge: 99 Minuten

Der Diktator

Krude Witze auf dem Rücken von rücksichtslos allen Minderheiten.

Sacha Baron Cohen ist vielen vermutlich ein Begriff, sei es durch seinen Film Borat oder durch die Figur des Ali G. Der Diktator setzt sich davon nicht wirklich ab.

Admiral General Hafiz Aladeen ist der Führer und Diktator des fiktiven arabischen Wüstenstaates. Seine Macht begründet sich auf unverhohlenen Israelhass, militärische Drohgebärden, Atomavancen und die Unmenge an Ölvorkommen.

Die UNO ist davon natürlich wenig begeistert und drückt Sanktionen durch, die Aladeen an den Verhandlungstisch nach New York zwingen. Dort wird klar, dass der ursprüngliche geplante Diktator – Onkel Tamir – seinen geliebten bärtigen Führer loswerden will, damit er das Öl seiner Landsleute teuer an die Russen, Amerikaner, Briten und Chinesen verkaufen kann.

Doch das Attentat misslingt, Aladeen ist bart- und somit identiätslos und nun im Big Apple auf sich allein gestellt. Nun ja, fast, er hat ja noch seine Vorurteile.

Durch Missverständnisse freundet er sich (unter falschem Namen) mit der veganen, linksalternativen, feministischen, politaktiven und burschikosen Bioladenbesitzerin Zoe an. Sie hält seine beleidigenden Bemerkungen zuerst für eine Art von Humor und es dauert wirklich lang, bis sie deren Ernsthaftigkeit erkennt.

Nebenbei stellt Aladeen fest, dass seine Diktatur von Widerstandszellen unterwandert ist und wirklich jede Hinrichtung fingiert war und die Opfer im Ausland Asyl gesucht haben. Eines dieser Opfer ist Nadal, ehemaliger Leiter des Atomwaffenprogramms. Er arbeitet bei Apple, also Grund genug zusammen mit Aladeen die Einführung einer Scheindemokratie in Wadiya durch Tamir und ein Aladeendouble zu verhindern.

Wenn es scheint, dass ich die Handlung verrate, dann habt ihr recht. Nennenswerte Teile davon habe ich hier bereits erwähnt.

Allerdings ist die Handlung auch bloß 08/15-Scheinwerk, dass dem eigentlichen Zweck, Humor, untergeordnet ist.

Allerdings muss ich sagen, Humor ist Geschmackssache und zutiefst den eigenen Erfahrungen und Sensibilitäten unterworfen. Ich habe zum Beispiel keine Freude an Fäkal- oder Sexualhumor und fand die entsprechenden Stellen einigermaßen eklig und weit ab von witzig, wenn auch absurd.

Allerdings lebt der Diktator nicht von diesem, sondern von Minderheitenhumor. Cohen schlägt in der Figur des Aladeen hemmungslos auf Minderheiten und Vorurteile ein, Wadiya ist ein Klischeepotpourri, und wer auf sowas steht, wird sicherlich sehr viel lachen können.

Das Perfide ist, auch wer nicht darauf steht, wird zwangsläufig lachen, weil es manche Momente gibt, wo die schiere Absurdität und Dreistigkeit der Figuren einem keine andere Wahl lässt.

Ein anderes Element, das etwas hintergründiger ist und fies reflektiert:
Achtet einfach Mal darauf, wie schnell ihr bei manchen Dreistigkeiten schmunzelt und bei anderen empört seid. Allein dies sollte schon einen gewissen Einblick auf die persönlichen, bestehenden Vorurteile ermöglichen.

Alles in allem: Geschmackssache.

Titel: Der Diktator

Regisseur: Larry Charles

Länge: 83 Minuten

Freitag, 13. Juli 2012

Wolfsbrüder

Eine Art Biografie eines modernen Mogli

Wolfsbrüder ist ein recht interessanter Film, der von einer wahren Geschichte berichtet, die sich in Spanien zur Zeit der Francodiktatur abgespielt hat.

Marcos und sein Bruder sind Ziegenhüten. Das Leben ist hart, aber einfach. Als ihre Herde von Wölfen angegriffen wird, ändert sich das schlagartig. Es gelingt ihnen zwar, das kleine Rudel zu vertreiben, aber nicht ohne herbe Kosten: Der Hütehund stirbt bei der Verteidigung und einige Schafe werden gerissen.

Als die Jungs müde und verängstigt zu Hause ankommen, werden sie von der Schwiegermutter gescholten und dem Vater bleibt aufgrund der sozialen Verhältnisse nichts anderes übrig, als zur Entschädigung des Verlustes dem Großgrundbesitzer der Gegend seinen Sohn zu übertragen.

Der nur unwillige Herr nimmt den Ausgleich an und schickt Marcos in das Tal der Stille zu einem Einsiedler, der dort lebt und Ziegen hütet. Dieser ist, wie man sich eine Person vorstellt, die freiwillig weit ab von Menschen lebt: schweigsam, mürrisch, naturverbunden.

So lernt Marcos langsam durch Imitation und Beobachtung die Methoden, alleine in der Wildnis zu überleben, bis der Einsiedler langsam sein Herz öffnet und ihm dabei hilft. Er zeigt ihm, wie man Hasen und Vögel fängt, welche Pflanzen und Kräuter essbar und hilfreich sind, und wie man mit dem lokalen Wolfsrudel umgeht, damit dieses nicht die Ziegen reißt.

Denn die Wölfe und der Einsiedler scheinen zu einer stillen Übereinkunft gekommen zu sein. Sie respektieren einander, und die Wölfe bekommen ab und zu einen der gefangenen Hasen, dafür reißen sie keine der Ziegen. Marcos lebt sich ein und schließt sogar eine Art Freundschaft mit einem der Wölfe.

Das ändert sich, als der Einsiedler erkrankt und die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, ihn zu kurieren. Es kommt wie es kommen muss und Marcos ist auf sich allein gestellt. Jahrelang.

Der Film teilt sich in zwei Teile, die zum einen den siebenjährigen und zum anderen den erwachsenen Marcos zeigen. Leider kann der Ältere nicht mit seinem jüngeren Pendant mithalten.

Die Kindheit wirkt wie aus einem Märchenfilm der DEFA entnommen: Das Ziegenhüten ist unbeschwert, die schlagende Stiefmutter, der trinkenden Vater, der böse Herr, der Angriff der Wölfe und damit verbundene Verlust der Umwelt.
Die erwachsene Zeit hingegen entspricht mehr einem Hollywoodklischee: Der junge Mann läuft in Fellen gehüllt über Steine und Sträucher, heult mit den Wölfen und wird schließlich gefangen genommen.

Was aber nicht in einem DEFA-Film vorkommen würde, sind die Naturaufnahmen der kargen Landschaft und die Unbarmherzigkeit nach dem Verlust des Einsiedler. Darin glänzt der Film wirklich, in der Charakterisierung des jungen Marcos. Man kann sich sehr gut einfühlen in den verstoßenen Jungen und sein Schicksal, so wie er sich den Umständen anpasst und lernen muss, mit dem Frust seines Loses umzugehen.

Alles in allem ein ordentlicher Film mit Schwächen im zweiten Teil, kürzeren Teil.

Titel: Wolfsbrüder

Regisseur: Gerardo Olivares

Länge: 107

Mittwoch, 4. Juli 2012

Monsieur Lazhar

Nicht so französisch, wie man annehmen sollte.

Bachir Lahzar (ausgesprochen: Baschier Lahsaa) kommt aus Algier und wird durch die Zeitung auf eine freie Lehrerstelle an einer kanadischen Grundschule aufmerksam. Allerdings ist der Umstand der Stelle wenig erfreulich: Seine Vorgängerin hat sich im Klassenzimmer erhängt.

Bachir bekommt aufgrund seiner Referenzen dann doch die Stelle und reibt sich ein bisschen mit den Lehrmethoden, die er aus seiner Heimat anders gewohnt ist – die Anordnung der Tische, der Wissensstand der Schüler, ihre Betreuung durch eine Psychologin.

Die Kinder werden, teilweise zurecht, mit Samthandschuhen angefasst, falls denn überhaupt, und die Eltern lassen Bachir wissen, wie sie über seinen erziehenden Lehranspruch denken.

In einem zweiten, untergeordneten Handlungsstrang merkt man, dass Bachir an sich nicht wirklich Lehrer ist, und seine Aufenthaltsgenehmigung auch nicht wirklich den Stempel ”dauerhaft“ trägt.

Dem gegenüber steht der wachsende Druck auf Simon, einen Schüler der Klasse, der seine Lehrerin gefunden hatte. Es ist ein irrealer Druck, der aus dem Jungen selbst getragen wird, Selbstvorwürfe und verzweifelte Suche nach Gründen, warum sie es so arrangiert hatte, dass er sie finden würde.

Ich kann ehrlich gesagt nicht so viel über den Inhalt des Films sagen, weil er mich seltsam bewegt hat. Viele Aspekte, wie Helikoptereltern, die ständig über ihren Zöglingen schweben und aufsässig als willensstark umschreiben, oder lieber Fehler beim Lehrer als bei ihren Kindern suchen; die Entwurzelung, die ein Asylbewerber erfährt, die Angst, die einen erst zur Entscheidung Asyl treibt, die völlig fremde Kultur, all das wird angeschnitten, aber nicht in den Mittelpunkt gestellt.

Und so geht man aus dem Saal, mit dem beklemmenden Gefühl, nur ein Kapitel aus den Leben der beteiligten gelesen zu haben, ohne in den Genuss der vorherigen oder nachfolgenden Passagen gekommen zu sein.

Titel: Monsieur Lahzar

Regisseur: Phillippe Falardaeu

Länge: 94 Minuten

Freitag, 29. Juni 2012

Sequential Art


Wie so viele Webcomics ist Sequential Art humorgetrieben und erzählt aus dem Leben von Art, seines Zeichens Grafikdesigner und Zeichner einer großen Agentur. Eine wichtigere Rolle spielen allerdings seine beiden (bzw. drei) Mitbewohner Kat und Pip. Erstere ist professionelle Fotografin und eine humanoide Katze (mit anderen Worten ein Catgirl), während Pip sein Geld mit Internetauktionen verdient. Er ist analog zu Kat ein humanoider Pinguin. Bereits kurze Zeit später stößt die hyperaktive und naive Scarlet hinzu, die auf einem Eichhörnchen basiert.

Eine Großzahl der Strips sind einfache Gags, die aus dem Alltag der vier und ihren Interaktionen erzählen und man oft genug direkt die Situation nachvollziehen kann.


(Art verflucht das Fehlen einer "Rückgängig machen"-Funktion beim Zeichnen mit Bleistift)

Ein Großteil des Humors erschließt sich aber aus der Interaktion der Charaktere und ihren kleinen Marotten, welche ihnen Charme verleihen.

Gelegentlich stürzt sich der Autor Phillip M. Jackson (PMJ) in unterschiedlich lange Handlungsbögen, die dann ihre Spuren im Haushalt hinterlassen, wie beispielsweise Scarlets Herkunft, der schurkische Jack und so weiter.

Dabei kommt es immer wieder zu gelegentlichen kleinen Seitenhieben, welche die romantischen Untertöne zwischen Kat und Art hervorheben. Dabei ist von vornherein klar, dass irgendwann zwischen den beiden etwas laufen könnte, aber die Dynamik so niedlich ist, dass man sie sowohl um den heißen Brei tanzen als auch ihn auslöffeln sehen will.
Aber das ist ja allgemein die Crux Ungelöster Romantischer Spannungen.


Angenehm ist die Entwicklung der Handfertigkeit von PMJ, wie man besonders bei den zusammenhängenden Handlungen merkt, da gibt es ausführliche Bunkerbasen, gotische Kathedralen und ausgefeilt gestaltete Charaktere.

Dabei lässt er es sich aber nicht nehmen, gelegentlich Parallelen zu ziehen, so zeichnet Art auch freiberuflich Aufträge, die aber zumeist eher ins verferkelte Abdriften. Oder Art macht sich über die Augenbrauen eines Sylar-Ersatzes lustig, wobei er doch selbst mehr Brauen als Stirn hat. Oder da wäre der Handlungsstrang, der sich mit einem World-of-Warcraft-Ersatz auseinandersetzt, bei dem sich Pip in eine Spielerin verliebt, worauf ihn Art darauf hinweist: Wer spielt üblicherweise solche Spiele? Wie wahrscheinlich ist es, dass hinter dem weiblichen Spielcharakter auch eine weibliche Person steckt?

So sticht Sequential Art für mich nicht wegen seiner herausragenden Handlung heraus, sondern wegen dem leicht selbstbewussten Humor und des angenehmen Designs.

Titel: Sequential Art (http://www.collectedcurios.com)

Seiten: 777 (schwarz-weiß)

Zyklus: unregelmäßig (etwa 1 je Woche)

Wanderlust – Der Trip ihres Lebens

Yuppiepärchen findet mittels Hippiekommune zu sich selbst.

George und Linda haben sich gerade eine Einzimmerwohnung, sie nennen es großzügig "Mikroloft", gekauft. Nur zu schade, dass George gerade seinen Job verloren hat, weil das FBI die Firma seines Chefs konfiszierte. Da kommt noch hinzu, dass er seiner Frau Linda finanzielle den Rücken frei hielt, damit sie sich selbst verwirklichen konnte, was sie auch mit verschiedenen Methoden versuchte, aber nie gelang. So ist George nicht wirklich traurig über den Verlust seines Jobs, den er nicht mochte, sondern eher wegen der Konsequenzen.

George's Bruder ist ein... schwieriger Mensch. Es kommt einem unweigerlich Arschloch in den Sinn, denn Rick ist erfolgreicher Chef, hat ein Riesenhaus und reibt das seinem Bruder bei jeder Gelegenheit unter die Nase.

Auf der Fahrt zu Rick müssen George und Linda übernachten und ihr Navi bietet ihnen Elysium an. Nicht in den Erwartungen: Nudist auf dem Waldweg. Bei dem hastigen Rückzug nach diesem Anblick baut das Pärchen einen Unfall und lässt sich von dem unerwartet freundlichen Nudisten helfen, der Mitglied in der Hippiekommune Elysium ist. Anscheinend war die Beschreibung im Navi unvollständig, was das anging.

Und so verbringen George und Linda einen Tag bei den Hippies, um dann weiter zu Rick zu fahren. Dessen Frau entpuppt sich als shoppingsüchtige Alkoholikerin, der Job als genauso stumpfsinnig wie in New York und Rick ist nach wie vor arrogant hoch zehn.

So fliehen die beiden zurück zur Kommune, deren süßen Versuchungen sie haben kosten dürfen.

Gab es vorher das Touristenpaket, kommt jetzt auch die Kehrseite zum Vorschein: keine Privatsphäre (keine Türen!), Wurzelkaffee, freie Liebe und Pseudoguru Seth. Linda in ihrer bisherigen Suche nach sich selbst blüht auf, melkt Ziegen, macht Yoga und wird von Seth schöne Augen gemacht, während George Urwaldschreie brüllt und Ziegendung wegmacht.

Und dann wäre da noch der Aspekt der freien Liebe, sowie die im Hintergrund schwebende Drohung der Schließung von Elysium...

Im Nachhinein ist es eine nette Wendung, dass George bei dem Übernachtung von der Kommune hin- und weg war, mit Linda als Unwillige, während nach der Eingemeindung sich die Rollen umkehren und Linda diese andere Kultur in sich aufnimmt.

Allerdings stachen zwei Szenen sehr negativ hervor: Seth ist an Linda interessiert und George an Eva, und die Akzeptanz des Konzepts freie Liebe würde beiden gestatten ihren "fleischlichen Gelüsten" zu frönen. George versucht sich vorzubereiten, indem er vor einem Spiegel allerhand Umschreibungen heraus drischt, die allesamt einem Porno entstammen zu scheinen. Alles sehr widerwärtig, und ich sag das nicht aus Prüde, sondern weil es wohl witzig sein sollte, aber volle Kanne nach hinten los ging. Das er diese Worte dann auch nochmal in Eva Gesicht drückt... angenehm ist was anderes.

Leider wird das auch nicht durch die konsequente Charakterentwicklung aufgewogen.

Und so verbleibe ich dabei, dass der Film nur Durchschnitt ist, Hintergrundgeplänkel wenn man den Fernseher laufen lässt, aber keinesfalls "tolles Kino".

Titel: Wanderlust – Der Trip ihres Lebens

Länge: 98 Minuten

Regisseur: David Wain

Freitag, 15. Juni 2012

Men in Black 3

14 Jahre nach dem ersten Teil kam jetzt der dritte in die Kinos, in welchem J eine Zeitreise unternimmt, nachdem K aus der Zeit getilgt wurde.

Für diejenigen, welche Men in Black nicht kennen: Es gibt eine streng geheime Regierungsbehörde, welche sich mit der Einreise, dem Aufenthalt, der Tarnung und Integration sowie der Abreise von Aliens beschäftigt, die sogenannten Men in Black. Die Erde ist quasi eine Art Weltraumschweiz. Touristen sind willkommen, aber Krieg bleibt draußen, und darum kümmern sich die MiB.

Im ersten Film wurde Will Smith als Agent J rekrutiert und von Tommy Lee Jones – Agent K – in das Prozedere und den Ablauf des ganzen Geheimdienstapparates eingewiesen, während sie sich gleichzeitig auf die Suche nach der Schabe machten. Letztere suchte auf der Erde nach einer bestimmten Energiequelle, die von ihren Erschaffern geschützt wurde. Sie würden die Erde leider lieber vernichtet sehen als die Energiequelle der Schabe zu überlassen.

Alle Erkennungsmerkmale wurden hier vorgestellt: der MiB, die technischen Spielereien (Gedächtnislöscher, auch bekannt als Blitzdings, Weltraumwummen, ...), die Dynamik zwischen J und K, die Charaktere.

Der zweite Teil ist mir nicht so gut im Gedächtnis haften geblieben, aber K wird nach fünf Jahren aus dem Ruhestand geholt, weil er als einziger der bösen Serleena bei ihrer Suche nach einem wortwörtlich machtvollen Zepter zuvorkommen kann, welches er vor 25 Jahren selbst versteckt hat. Das Problem: Vorm Ruhestand wird einem Agenten das Gedächtnis gelöscht, und es gibt keinen Entlöscher. So müssen sich die beiden in scheinbar verkehrten Rollen – J als alter Hase, K als Neuling – beeilen, damit sie Serleena ein Schnippchen schlagen können.

Leider hatte der zweite Teil nicht so gut mithalten können, aber das Problem mit Nachfolgefilmen ist endemisch. Besonders negativ haften geblieben ist mir da die Lord-of-the-Dance-Nummer des MiB-Direktors.

Im dritten Teil nun ist einiges anders. So beginnt der Film mit einem Gefängnisausbruch auf dem Mond und schwenkt dann über zur Trauerrede K's über den stepptanzenden Direktor. Dessen Nachfolgerin schien früher etwas mit K gehabt zu haben, was sich ein bisschen mit den Informationen aus dem ersten Teil beißt. Kontinuität, Leute. Wichtig!

Wie dem auch sei, J und K sind bald auf der Suche nach dem Ausbrecher, da dieser sich munter durch die Gegend meuchelt. Zum Glück sind sie vorbereitet, denn der Ausbrecher Boris hat noch ein Hühnchen mit K zu rupfen, der ihn '69 ins Gefängnis geworfen hatte.

Wäre da nicht die kleine Tatsache, dass nach einem Kopfschmerzanfall J mit einmal keinen Partner K mehr hat, ja nie gehabt hatte. Trotz den verwunderten Blicken seiner Kollegen glaubt ihm die Direktorin, denn sie kannte einen Agent K. Er starb vor über 40 Jahren im Dienst.

Hm. Seltsam.

Anscheinend gab es eine Zeitreise, in deren Konsequenz K aus der Zeitlinie getilgt wurde, und J bleibt nichts anderes übrig als Boris in die Vergangenheit zu folgen. Nicht (nur) wegen K, sondern auch wegen der Flotte Weltenfresser, die an sich seit einigen Jahrzehnten ausgestorben sind und sich gerade daran gemacht haben, die Erde wegzufuttern.

Obwohl der Film einige witzige Stellen hat, leidet er an der gleichen Sequelitis wie der zweite Teil, auch wenn nicht ganz so ausgeprägt. Dies ist sicherlich der veränderten Dynamik zwischen J und K, also dem jungen K, geschuldet. Viele der Eigenarten sind bereits bei der jungen Version vorhanden, wie der trockene, mimikfreie Humor, ohne jedoch den gleichen immerernsten Charakter zu haben, und so fragt man (und J) wie sich dieser leicht joviale K in den Griesgram verwandeln konnte, was in den Jahren vorgefallen ist, dass diese Wandlung erklären könnte.

Ich habe den Film in 3D gesehen, aber anscheinend wurde das 3D nur draufgeklatscht, wenn man von den Effekten absieht, anstatt in 3D gedreht. Schade eigentlich.

Vom Soundtrack fiel mir nur das zaghaft verwendete Titelthema auf und der erste Song vom Abspann, Back in Time von Pitbull, auf. Man hätte das Thema aber ruhig präsenter einbinden können, während Back in Time eine Dubstep-Bridge (?) hat – zumindest hört es sich so an.

Alles in allem ist dieser Teil besser als der zweite und immer noch schlechter als der erste. Nett, aber nicht toll.

Titel: Men in Black 3

Regisseur: Barry Sonnenfeld

Länge: 106 Minuten

Im Nachhinein fällt mir gerade auf, der griesgrämige K hatte in den Filmen mehr Liebschaften als der großmäulige J... interessant.

PS: Heimlicher Star: Griffin.