Freitag, 28. Oktober 2011

Die drei Musketiere

Als ich den Trailer zu den drei Musketieren gesehen hatte, war mir klar, dass ich den Film sehen musste, und ich würde glücklicherweise nicht in meinen Erwartungen enttäuscht.

Doch fangen wir am Anfang an. Wie der Name es einen vermuten lässt, geht es in dem Film um die aus dem Roman und den vielen Verfilmungen bekannten Musketiere Athos, Portos und Aramis, die nach Jahren des Dienstes am französischen König ihre besten Jahre hinter sich haben. Gepaart mit dem Verrat durch eine enge Vertraute und Mitstreiterin der drei gehen sie nach einer gescheiterten Mission ihrer jeweiligen eigener Wege, nur um durch die Arroganz eines Dorfjungen wieder vereinigt zu werden. Dieser Möchtegern ist D'Artagnan, und aus einer Reihe von Umständen heraus wird aus einem Fechtduell ein Vier-gegen-Vierzig-Kampf.
Durch das Überkommen von Schwierigkeiten geeint (und im Falle des D'Artagnan bewiesen), bahnt sich bald genug für die nun vier Musketiere eine Aufgabe an. Welche und den Rest sage ich nicht, das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Doch kommen wir zum eigentlichen Reiz des Films. Die Basis liegt eindeutig bei mehr als nur dem Buch oder vorangegangenen Verfilmungen. Allein die erste Szene, in der einer der drei mittels eines Tauchanzugs aus den Kanälen von Venedig heraufsteigt, macht deutlich: Die ausgetretenen Pfade haben wir hinter uns gelassen. Allerdings beschreitet der Anderson (der Regisseur) auch kein Neuland, sondern vermengt vielmehr verschiedenen Stilmittel zu einem Mix. Der Film ist nach wie vor eindeutig ein Abenteuerfilm, wo man gut nebenbei Popkorn mampfen kann, und obgleich eine romantische Nebenhandlung vorkommt, bleibt es genau dabei, einer Nebenhandlung. Gleichermaßen kann man die Anleihen an die Luftschiffe sehen, die eindeutig ihre Inspiration aus dem Steampunk beziehen, obgleich sowohl historisch als auch innerhalb des Films keine Dampfmaschinen zu finden sind. In ähnlichem Zusammenhang stehen auch die versteckten Fallen (So dünnen Draht haben wir noch nicht Mal heute!)

Was wäre da noch zu erwähnen... Christopher Waltz spielt Kardinal Richelieu (Bösewicht mit guter PR), Orlando Bloom hat Spaß an seiner Rolle und der gesamte Film wurde in Deutschland gedreht und massiv gefördert (u.a. durch Steuerrückvergütungen).

Wie dem auch sei, der Film ist unterhaltsam und fällt in die lohnend-durch-Kinoatmosphäre-Schublade. Mir hat er Lust auf die Romane gemacht, und kurz vorm Abspann wird nochmal eine Andeutung für eine Fortsetzung gemacht, die interessant werden könnte.

Titel: Die drei Musketiere

Regisseur: Paul W. S. Anderson

Länge: 111 Minuten

Historisch interessanter aber wenig relevanter Kontext: Der Film spielt etwa 1625 (zumindest ist es in der Vorlage so und die Charaktere stimmen überein), die bekannteren historischen Figuren (Buckingham, Ludwig XIII., Blabla) existierten wirklich, aber ihr Gefüge ist mitunter für den Film variiert worden. Vor Richelieu hatte die Mutter des Königs die Macht in Frankreich in der Hand. Davor gab es häufig Bürgerkriege und extremistische Gruppierungen. Ludwig selbst wollte als "Ludwig der Gerechte" in die Geschichte eingehen (im Sinne von Ordnung schaffen, nicht Mildtätigkeit zeigen). Er war aber keineswegs so einfältig wie er dargestellt wird, sondern vielmehr ein schüchterner, aber durchgreifungsfähiger Mann.
Der Dreißigjährige Krieg ist in vollem Gange, Frankreich hat unter Ludwigs Vater einen spanienkritischen Kurs gefahren und engagierte sich einige Jahre später selbst im Dreißigjährigen Krieg, was wiederum zu einem gleichzeitigen langen Krieg mit Spanien führte.

Samstag, 8. Oktober 2011

Priest

Seit Anbeginn der Zeit kämpfen zwei Spezies auf der Welt um die Vorherrschaft, die Menschen und die Vampire. Jahrhundertelang waren die Menschen nicht mehr als Vieh und Nahrung für die Vampire, und was die Menschen in festungsartige Städte trieb. Erst mit der Entwicklung einer Waffe gegen die Vampire konnten sich Menschen wieder aus ihren Festungen wagen. Die Priester, Kämpfer menschlichen Blutes und doch geschickt und schnell genug um es mit den unmenschlichen Vampiren aufzunehmen, jagten den Feind und töteten ihn, wieder und wieder und wieder und jagten ihn solange, bis die Vampire nur mehr in Reservaten leben konnten.

Soviel zur Hintergrundgeschichte. Es ist die klassische Postapokalypse:
  • Mad-Max-Umwelt (Wüsten, Sand, Felsen, Trockenheit), 
  • totalitäre Obrigkeit (Kirche, Rituale, Kutten, Uniformen),
  • ehrliche Menschen versuchen in der Außenwelt sich ein Leben aufzubauen und schlussendlich
  • die Bedrohung der Überreste der Menschheit durch einen unmenschlichen Feind.
Der tituläre Priester trägt mit seinem Glauben an ein Wiedererstarken der Vampire Eulen nach Athen, denn die Obrigkeit glaubt ihm nicht und brandmarkt ihn nach dessen vorhersehbaren Reaktion als Ketzer, der von den anderen Priestern zur Strecke gebracht werden soll. Natürlich hat unser Titelheld eine dunkle und aufgewühlte Vergangenheit, natürlich steckt mehr hinter den Vampiren, natürlich beißt ihm seine Vergangenheit ins Bein, und natürlich beißt er zurück.

Der Film ist somit wirklich vorhersagbar. Es gibt keine überraschenden Wendungen, und ehrlich gesagt nichts, was ihn positiv oder negativ hervorheben würde aus dem Einheitsbrei des actionlastigen Popcornkinos.

Hintergrund

Hm. Angeblich soll dieser Film auf dem gleichnamigen Mahnwa basieren, aber nach dem Überfliegen der Handlung des letzteren scheint mir "angeblich" noch ein zu starkes Wort zu sein. "Hat die Buchrücken aus der Ferne gesehen" würde vielleicht besser passen.

Nichtdestotrotz hat der Film einige schöne Effekte (der Regisseur hat seine noch aktiven Wurzeln in dieser Zunft), Verbrechen gegen die Gesetze der Biologie und Physik und na ja, Popkörnigkeit halt. Für einen DVD-Abend oder zur Hintergrundberieselung reicht es.

Titel: Priest

Länge: 87 Minuten

Regisseur: Scott Stewart

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Zu sagen ich liebe Don Rosa's Wirken und Werkeln, wäre etwas untertrieben. Von daher, erwartet einfach mal keine Unbefangenheit, was genau dieses anbelangt.

Wie dem auch sei, mit Sein Leben, seine Milliarden hat Rosa in meinen Augen sein Magnum Opus abgeliefert und sich in den Olymp der Disney-Zeichner gehievt. Allerdings kenne ich bis auf ihn selbst nur Carl Barks, und Rosa's eigene Bescheidenheit würde ihn davon abhalten, sich auf einer Schulterhöhe mit Barks zu sehen, aber dennoch ist er genau da anzusiedeln. Sein Werk zeichnet sich aus durch ein Detailreichtum, welches ich bisher bei noch keinem Disneyzeichner gesehen habe, und in den Neunzigern habe ich lange Jahre lang regelmäßig die Micky Maus gelesen. Dazu kommt noch eine Rechercheverliebtheit, die schon fast an Besessenheit grenzt – quasi alle historischen Namen, Orte und Zusammenkünfte sind belegbar und realistisch und nur zu seltensten Punkten wird sich künstlerische Freiheit heraus genommen, eine Ausrede, die bei manch anderen Zeichnern sonst zu gerne vorgeschoben wird.

Doch kommen wir zum Inhalt.

Dagobert Duck ist ein Hänfling aus einem verarmten Klan in Glasgow, und sein Vater schenkt ihm zum zehnten Geburtstag einen Schuhputzkasten, welchen der Junge Bertel als Inspiration nehmen soll für sein künftiges Arbeitsleben. Als er dann seine erste selbstverdiente Münze in der Hand hält, einen ausländischen Kreuzer, lernt er daraus.


Das Leben ist hart und voller Menschen, die dich betrügen wollen.

Aber ich werde härter sein als die Härtesten und schlauer als die Schlauesten, und ich werde es auf ehrliche Art bis ganz nach oben schaffen.


Nur aufgrund seiner harten Arbeit kommt er dann wirklich in den Genuss des Erfolges und steigert sich innerhalb weniger Jahre vom Schuhputzer zum Torfverkäufer, und gibt dabei stets einen Teil seines Verdienstes an seine Familie.

Nicht lang danach heuert er mit 13 bei seinem Onkel auf einem Mississippidampfer an und erbt diesen schließlich, nur um dann von der aufstrebenden Eisenbahn aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Doch davon lässt sich ein Duck nicht unterkriegen und so führt ihn seine Suche nach Erfolg als Cowboy über die Great Plains, als Kupferschürfer nach Montana, als Goldgräber nach Afrika, um schließlich beim Goldrausch am Klondike zu den wenigen zu gehören, deren Arbeit nach langen, kalten entbehrungsreichen Jahren wirklich mit Erfolg gekrönt war – Dagobert machte seine erste Million. (Grober Gegenwert in heutigem Geld: 18 Million Euro)

Danach macht er recht schnell die Milliarde voll und zieht mit seinen Schwestern nach Entenhausen, wo er vor geraumer Zeit ein Stück Land erstanden hatte, und baut seinen Geldspeicher. Anschließend geht er weiter auf Schatz- und Geschäftsjagd durch die Welt.

Viele Jahre später schließlich ist Dagobert ein alter, gebrechlicher Mann geworden, als er sich mit seinem Neffen Donald am Weihnachtsabend wieder trifft und lernt seine Großneffen Tick, Trick und Track kennen. Bertel hatte sich aber schon vor Jahren aus der geschäftlichen Welt und Öffentlichkeit zurück gezogen. Doch gerade diese Verwandten, denen er quasi nie gegenüber stand, zeigen ihm eine Lücke in seinem Leben und veranlassen Dagobert, wieder zu neuem Leben zu erwachen.

Und dieser Dagobert ist es schließlich, den die meisten kennen – ein scheinbar skrupelloser Geschäftsmann, der ein gutes Geschäft sieben Meilen gegen den Wind riechen kann und sich trotzdem gerne Zeit nimmt, um seinen Großneffen von damals zu erzählen oder sie mitsamt Donald (letzteren für 30 Kreuzer die Stunde) in ein Abenteuer zu führen.

An dieses abgeschlossene Werk schließen sich noch einige Zusatzkapitel, die fast nochmal die Länge der Hauptgeschichte erreichen und unter anderem von der einzigen Person erzählen, die Dagobert von seinem Streben nach Reichtum wirklich hätte abbringen können, aber das ist, wie es so schön heißt, eine andere Geschichte.

An die jeweiligen Kapitel schließen sich immer ein paar Seiten, in denen Rosa alternative Cover zeigt und viel über die Recherche, sein Leben und die jeweiligen Kapitel erzählt, sowie Hinweise zum Auffinden seiner berühmten D.U.C.K.-Widmungen gibt.

Was wäre noch zu erzählen? Kauft es euch. Als ich damals meine alten Micky-Maus-Hefte weggeworfen hatte – miserabler Zustand, gelocht, und meistens einfach handlungsflach – waren die Rosa-Geschichten die wenigen, die ich nicht wegwarf und die ich bei jedem erneuten Auffinden immer ein weiteres Mal lesen musste, egal wo ich gerade war oder was ich eigentlich zu dem Zeitpunkt tat/tun sollte.
Lest es. Wenn ihr sonst keine Duck-Comics gelesen habt, lest wenigstens diese.

Titel: Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

Seiten: 495, komplett koloriert, mit Einband

Autor: Keno Don Rosa

Samstag, 1. Oktober 2011

Rango

Ein leicht gestörtes Chamäleon rettet eine Westernstadt vorm Verdursten. Das wäre die Handlung in einem Satz zusammengefasst, aber ich denke, ich werde einfach mal etwas weiter ausholen:

Inhalt

Der Film beginnt damit, ein Chamäleon zu zeigen, dass mit schauspielerischen Eskapaden seine Zeit im Terrarium vertreibt und dabei Selbstgespräche mit einem Aufziehfisch, einer Playmobilpalme und dem kopflosen Oberkörper einer Barbiepuppe führt.

Dies ändert sich, als durch ein Ausweichversuch wegen einem Gürteltier auf der Straße das Terrarium des Chamäleons vom rasant fahrenden Umzugswagen geschleudert wird und auf dem Wüstenasphalt aufschlägt. Dort auf der Straße trifft der Namenlose ein überfahrenes, weises Gürteltier, welches ihm die Richtung zur nächsten Stadt weist. Niedergeschlagen macht sich unser Held auf den Weg und nach einigen Eskapaden (Habicht + Chamäleon = Probleme) und einer durchträumten Nacht wird er von der resoluten Wüstenleguanin Bohne (ihr Vater mochte Bohnen wirklich) aufgelesen wird. Kurz vor der Stadt wirft sie ihn aber wieder vom Wagen, so dass er den letzten Rest des Weges alleine zurück legt.

Mit seinem Hawaiihemd fällt unser tarnungsfähiger Freund natürlich auf wie ein bunter Hund, bis er durch eine münchhausen-verdächtige Aktion den Habicht erledigt und spontan zum Sheriff ernannt wird, mit allen dazugehörigen Privilegien, wie beispielsweise westerngerechte Kleidung. Bei dem Habichtunfall fiel aber bereits das zweite Mal der eklatante Wassermangel der Stadt auf, und nach einem Blick in den Tresorraum der Bank (wo das Wasserlager ist), setzt Rango sich das Ziel, wieder Wasser in die Stadt zu bringen.

Hintergrund

Rango ist ein leicht neurotischer Charakter, der nicht weiß, was er mit sich anstellen soll und auf der Suche nach sich selbst ist. Vor der Sache mit dem Habicht gibt er sich selbst den Namen Rango, basierend auf dem Etikett eines Getränks, und schlüpft in die Rolle eines hartgesottenen Westernhelden. Und ich meine das wortwörtlich – bisher hatte das Chamäleon keinen Namen für sich verwendet und befand sich in einer Identitätskrise.

Doch nachdem er für sich eine Rolle gefunden hat, ein Verhaltensschema, welches er duplizieren kann, entwickelt sich Rango und wächst in seine falschen Kleider rein. Nicht im Sinne von einem hartgesottenem, steinekauendem Westernhelden, sondern in dem Departement Selbstbewusstsein. Das dieses leider ein Lügengebilde als Baurüstung benötigte, macht Rango wiederum angreifbar, denn der Bürgermeister als Hauptbösewicht weiß um die Scharade, die neue Sheriff vollführt, und die falsche Hoffnung, die er den Bürgern der Stadt vermittelt.

Aber auch wenn die neuen Kleider zwei Formate zu groß für Rango sind, so wächst er doch zumindest um eine Nummer im Verlaufe des Films.

Doch kommen wir zum Humor, den ich bis jetzt absichtlich nicht angeschnitten habe, denn das ist einer der großen Pluspunkte des Films. Vielfach ist es Slapstick, aber auch Situationskomik, wie beispielsweise das überfahrene Gürteltier vom Anfang, mit dem Rango ein angeregtes Gespräch führt, oder auch die Jagd durch den Habicht zuerst in der Wüste und später in der Stadt. Seltsamerweise fand ich dabei die übliche Art von Johnny Depp, dem englischen Synchronsprecher von Rango, nicht wirklich hervorstechend, obgleich er doch einen sehr eigenen Stil pflegt (Man sehe sich dazu nur die "Fluch der Karibik"-Reihe an, die erst durch Depps Interpretation der Rolle eine Reihe wurde).

Ein weitere Punkt ist der Animationsstil. Ist man doch ein sehr kindgerechtes Bild der Charaktere und Figuren gewohnt – schließlich ist es ja ein Animationsfilm, der muss als ins Kinderghetto gehören! – so bricht Rango mit dem Schema und zeigt Charaktere, die sehr viel näher am Bild sprechender Tiere anstelle von Kuscheltieren angelehnt sind. Selbst die Ausnahme, ein Fingertier, das an sich nicht in der Wüste heimisch ist, sieht so grotesk aus, dass niedlich nicht das erste Wort ist, was mir zur Beschreibung einfallen würde.

Fazit

Wenn man den Film mit etwas Abstand betrachtet und sich im Genre der (Spaghetti-)Western auskennt, dann wird man eine liebevolle Parodie der archetypischen Handlungsstränge und Charaktere erkennen, ähnlich wie Kung Fu Panda das mit den asiatischen Prügelfilmen getan hat. Und selbst wenn es das Charakterdesign nicht so aussehen lässt, ist der Film trotzdem für Kinder geeignet.

Titel: Rango

Laufzeit: 107 Minuten

Regie: Gore Verbinski

Witziges Wissen: Rango Bohne ist auch eine deutsche Malerin und Grafikerin